Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel sie sich in der Kunst nicht zu sehr vertieff-ten. Daß aber die Barbarie zu Einrich- tung des Pabstums viel geholffen/ kan man unter andern auch darauß abneh- men/ daß man nimmer in gelehrten Zei- ten die Epistolas Decretales, so den ersten Päbsten zugeschrieben werden/ für echt hätte ausgeben können; dadurch man doch den Leuten weise gemacht/ daß die Bischöffe zu Rom von Anbegin des Christenthums in Possession gewesen wären der gantzen Christenheit Gesetze zu geben. Da aber nachgehends besse- re Zeiten in Europa worden/ und man die Ingenia von den vornehmsten Euro- paeischen Nationen nicht kunte zu einer gäntzlichen groben Unwissenheit zwin- gen; hat der Pabst/ so sich die Oberauf- sicht in den Schulen anmassete/ die elende- ste Art von der pedanterie eingeführet und geheget. Jnmassen auch dessen Cre- aturen noch diesen Tag selbige Lumpe- rey in ihren Schulen mit Fleiß behaup- ten. Absonderlich scheinet/ daß zu des Pabstums Fundation nicht wenig ge- holffen die Unwissenheit der rechten gründlichen Politic, darin der Ursprung/ Eigenschafft und Vollkommenheit der Macht und Rechte von der hohen Obrigkeit tracticet/ auch unter an- dern gewiesen wird/ daß zur Voll- kom-
Das XII. Capitel ſie ſich in der Kunſt nicht zu ſehr vertieff-ten. Daß aber die Barbarie zu Einrich- tung des Pabſtums viel geholffen/ kan man unter andern auch darauß abneh- men/ daß man nimmer in gelehrten Zei- ten die Epiſtolas Decretales, ſo den erſten Paͤbſten zugeſchrieben werden/ fuͤr echt haͤtte ausgeben koͤnnen; dadurch man doch den Leuten weiſe gemacht/ daß die Biſchoͤffe zu Rom von Anbegin des Chriſtenthums in Poſſeſſion geweſen waͤren der gantzen Chriſtenheit Geſetze zu geben. Da aber nachgehends beſſe- re Zeiten in Europa worden/ und man die Ingenia von den vornehmſten Euro- pæiſchen Nationen nicht kunte zu einer gaͤntzlichen groben Unwiſſenheit zwin- gen; hat der Pabſt/ ſo ſich die Oberauf- ſicht in den Schulen anmaſſete/ die elende- ſte Art von der pedanterie eingefuͤhret und geheget. Jnmaſſen auch deſſen Cre- aturen noch dieſen Tag ſelbige Lumpe- rey in ihren Schulen mit Fleiß behaup- ten. Abſonderlich ſcheinet/ daß zu des Pabſtums Fundation nicht wenig ge- holffen die Unwiſſenheit der rechten gruͤndlichen Politic, darin der Urſprung/ Eigenſchafft und Vollkommenheit der Macht und Rechte von der hohen Obrigkeit tracticet/ auch unter an- dern gewieſen wird/ daß zur Voll- kom-
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Das XII. Capitel
ſie ſich in der Kunſt nicht zu ſehr vertieff-
ten. Daß aber die Barbarie zu Einrich-
tung des Pabſtums viel geholffen/ kan
man unter andern auch darauß abneh-
men/ daß man nimmer in gelehrten Zei-
ten die Epiſtolas Decretales, ſo den erſten
Paͤbſten zugeſchrieben werden/ fuͤr echt
haͤtte ausgeben koͤnnen; dadurch man
doch den Leuten weiſe gemacht/ daß die
Biſchoͤffe zu Rom von Anbegin des
Chriſtenthums in Poſſeſſion geweſen
waͤren der gantzen Chriſtenheit Geſetze
zu geben. Da aber nachgehends beſſe-
re Zeiten in Europa worden/ und man
die Ingenia von den vornehmſten Euro-
pæiſchen Nationen nicht kunte zu einer
gaͤntzlichen groben Unwiſſenheit zwin-
gen; hat der Pabſt/ ſo ſich die Oberauf-
ſicht in den Schulen anmaſſete/ die elende-
ſte Art von der pedanterie eingefuͤhret
und geheget. Jnmaſſen auch deſſen Cre-
aturen noch dieſen Tag ſelbige Lumpe-
rey in ihren Schulen mit Fleiß behaup-
ten. Abſonderlich ſcheinet/ daß zu des
Pabſtums Fundation nicht wenig ge-
holffen die Unwiſſenheit der rechten
gruͤndlichen Politic, darin der Urſprung/
Eigenſchafft und Vollkommenheit der
Macht und Rechte von der hohen
Obrigkeit tracticet/ auch unter an-
dern gewieſen wird/ daß zur Voll-
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