Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. le Religion wolten zu Grund richten.Und weil die Christen den Befehl der Keyser wegen Beehrung der Götzen nicht gehorsamen wolten/ auch die an- gethanen greulichen Martern und Todt freudig ausstunden; so nahmen sie es für eine Halßstarrigkeit und verhärtete Boßheit an/ und wüteten desto un- barmhertziger/ daß sie ihr Ansehen ge- gen diese schlechte Leute behaupten möchten. Aber was für raisons man anführen mag/ so müssen doch alle die- se an den Christen verübete Verfolgun- gen für eine unrechtmässige Tyranney/ und schändlichen Mißbrauch der höch- sten Gewalt gerechnet werden. Denn es hatten die Unterthanen diese Reli- gion angenommen aus Gottes aus- drücklichem Befehl/ deme durch der Obrigkeit Verbott kein Eintrag gesche- hen solte und kunte/ zumahl so wohl die Obrigkeit als Unterthanen selbige Re- ligion anzunehmen schuldig waren/ und in Unterlassung dessen sich höchlich ver- sündigten. So kunten sie sich auch auf keine Masse mit der Unwissenheit entschuldigen/ sondern weil dieses eine neue Sache war/ gebührete ihnen ge- nau und mit Fleiß sich darin zu infor- miren/ nicht aber so blind hin die un- schul- Aaa jv
vom Pabſt. le Religion wolten zu Grund richten.Und weil die Chriſten den Befehl der Keyſer wegen Beehrung der Goͤtzen nicht gehorſamen wolten/ auch die an- gethanen greulichen Martern und Todt freudig ausſtunden; ſo nahmen ſie es fuͤr eine Halßſtarrigkeit und verhaͤrtete Boßheit an/ und wuͤteten deſto un- barmhertziger/ daß ſie ihr Anſehen ge- gen dieſe ſchlechte Leute behaupten moͤchten. Aber was fuͤr raiſons man anfuͤhren mag/ ſo muͤſſen doch alle die- ſe an den Chriſten veruͤbete Verfolgun- gen fuͤr eine unrechtmaͤſſige Tyranney/ und ſchaͤndlichen Mißbrauch der hoͤch- ſten Gewalt gerechnet werden. Denn es hatten die Unterthanen dieſe Reli- gion angenommen aus Gottes aus- druͤcklichem Befehl/ deme durch der Obrigkeit Verbott kein Eintrag geſche- hen ſolte und kunte/ zumahl ſo wohl die Obrigkeit als Unterthanen ſelbige Re- ligion anzunehmen ſchuldig waren/ und in Unterlaſſung deſſen ſich hoͤchlich ver- ſuͤndigten. So kunten ſie ſich auch auf keine Maſſe mit der Unwiſſenheit entſchuldigen/ ſondern weil dieſes eine neue Sache war/ gebuͤhrete ihnen ge- nau und mit Fleiß ſich darin zu infor- miren/ nicht aber ſo blind hin die un- ſchul- Aaa jv
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vom Pabſt.
le Religion wolten zu Grund richten.
Und weil die Chriſten den Befehl der
Keyſer wegen Beehrung der Goͤtzen
nicht gehorſamen wolten/ auch die an-
gethanen greulichen Martern und Todt
freudig ausſtunden; ſo nahmen ſie es
fuͤr eine Halßſtarrigkeit und verhaͤrtete
Boßheit an/ und wuͤteten deſto un-
barmhertziger/ daß ſie ihr Anſehen ge-
gen dieſe ſchlechte Leute behaupten
moͤchten. Aber was fuͤr raiſons man
anfuͤhren mag/ ſo muͤſſen doch alle die-
ſe an den Chriſten veruͤbete Verfolgun-
gen fuͤr eine unrechtmaͤſſige Tyranney/
und ſchaͤndlichen Mißbrauch der hoͤch-
ſten Gewalt gerechnet werden. Denn
es hatten die Unterthanen dieſe Reli-
gion angenommen aus Gottes aus-
druͤcklichem Befehl/ deme durch der
Obrigkeit Verbott kein Eintrag geſche-
hen ſolte und kunte/ zumahl ſo wohl die
Obrigkeit als Unterthanen ſelbige Re-
ligion anzunehmen ſchuldig waren/ und
in Unterlaſſung deſſen ſich hoͤchlich ver-
ſuͤndigten. So kunten ſie ſich auch
auf keine Maſſe mit der Unwiſſenheit
entſchuldigen/ ſondern weil dieſes eine
neue Sache war/ gebuͤhrete ihnen ge-
nau und mit Fleiß ſich darin zu infor-
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