Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
und in der höchsten Aufsicht und Jurisdi-
ction
über selbige Personen: in höchster
Inspection und Verwaltung dero zum
Gottesdienst gewidmeten Gütern; in
Gebung der Gesetze/ so zum äusserlichen
Wohlstand der Religion dienlich können
geachtet werden/ und dero höchsten Hand-
habung; in Entscheidung der Streitig-
keiten/ so aus allerley Anlaß zwischen der
Clerisey entstehen können/ und was der-
gleichen mehr ist. Und unterscheiden wir
diese äusserliche Direction von dem Mini-
sterio Ecclesiae,
oder Bedienung der Kir-
chen/ die da in lehren und predigen/ und
Austheilung der Sacramenten bestehet/
die ausser Streitigkeit der Priesterschaft
allein zukommt. Es muß aber diese Frage
verstanden werden de Ecclesia jam plan-
tata & constituta, non de adhuc constituen-
da & plantanda,
oder von der schon ge-
pflantzten und eingerichteten Kirche/ nicht
aber von der/ die noch soll gepflantzet und
eingerichtet werden. Denn weil die
Christliche Lehre von Göttlicher sonder-
barer Offenbarung ursprünglich her-
fliesset/ so kan keine menschliche Gewalt
bey dero Direction einigen Platz finden/
bevor sie gnugsam durch diejenige/ so von
Gott unmittelbarer weise autorisiret/
vorgetragen worden. Jnmassen denn

unser

Das XII. Capitel
und in der hoͤchſten Aufſicht und Jurisdi-
ction
uͤber ſelbige Perſonen: in hoͤchſter
Inſpection und Verwaltung dero zum
Gottesdienſt gewidmeten Guͤtern; in
Gebung der Geſetze/ ſo zum aͤuſſerlichen
Wohlſtand der Religion dienlich koͤnnen
geachtet weꝛden/ und dero hoͤchſten Hand-
habung; in Entſcheidung der Streitig-
keiten/ ſo aus allerley Anlaß zwiſchen der
Cleriſey entſtehen koͤnnen/ und was der-
gleichen mehr iſt. Und unterſcheiden wir
dieſe aͤuſſerliche Direction von dem Mini-
ſterio Eccleſiæ,
oder Bedienung der Kir-
chen/ die da in lehren und predigen/ und
Austheilung der Sacramenten beſtehet/
die auſſer Streitigkeit der Prieſterſchaft
allein zukom̃t. Es muß aber dieſe Frage
verſtanden werden de Eccleſia jam plan-
tata & conſtituta, non de adhuc conſtituen-
da & plantanda,
oder von der ſchon ge-
pflantzten und eingerichteten Kirche/ nicht
aber von der/ die noch ſoll gepflantzet und
eingerichtet werden. Denn weil die
Chriſtliche Lehre von Goͤttlicher ſonder-
barer Offenbarung urſpruͤnglich her-
flieſſet/ ſo kan keine menſchliche Gewalt
bey dero Direction einigen Platz finden/
bevor ſie gnugſam durch diejenige/ ſo von
Gott unmittelbarer weiſe autoriſiret/
vorgetragen worden. Jnmaſſen denn

unſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0762" n="732"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
und in der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Auf&#x017F;icht und <hi rendition="#aq">Jurisdi-<lb/>
ction</hi> u&#x0364;ber &#x017F;elbige Per&#x017F;onen: in ho&#x0364;ch&#x017F;ter<lb/><hi rendition="#aq">In&#x017F;pection</hi> und Verwaltung dero zum<lb/>
Gottesdien&#x017F;t gewidmeten Gu&#x0364;tern; in<lb/>
Gebung der Ge&#x017F;etze/ &#x017F;o zum a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/>
Wohl&#x017F;tand der Religion dienlich ko&#x0364;nnen<lb/>
geachtet we&#xA75B;den/ und dero ho&#x0364;ch&#x017F;ten Hand-<lb/>
habung; in Ent&#x017F;cheidung der Streitig-<lb/>
keiten/ &#x017F;o aus allerley Anlaß zwi&#x017F;chen der<lb/>
Cleri&#x017F;ey ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen/ und was der-<lb/>
gleichen mehr i&#x017F;t. Und unter&#x017F;cheiden wir<lb/>
die&#x017F;e a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche <hi rendition="#aq">Direction</hi> von dem <hi rendition="#aq">Mini-<lb/>
&#x017F;terio Eccle&#x017F;iæ,</hi> oder Bedienung der Kir-<lb/>
chen/ die da in lehren und predigen/ und<lb/>
Austheilung der Sacramenten be&#x017F;tehet/<lb/>
die au&#x017F;&#x017F;er Streitigkeit der Prie&#x017F;ter&#x017F;chaft<lb/>
allein zukom&#x0303;t. Es muß aber die&#x017F;e Frage<lb/>
ver&#x017F;tanden werden <hi rendition="#aq">de Eccle&#x017F;ia jam plan-<lb/>
tata &amp; con&#x017F;tituta, non de adhuc con&#x017F;tituen-<lb/>
da &amp; plantanda,</hi> oder von der &#x017F;chon ge-<lb/>
pflantzten und eingerichteten Kirche/ nicht<lb/>
aber von der/ die noch &#x017F;oll gepflantzet und<lb/>
eingerichtet werden. Denn weil die<lb/>
Chri&#x017F;tliche Lehre von Go&#x0364;ttlicher &#x017F;onder-<lb/>
barer Offenbarung ur&#x017F;pru&#x0364;nglich her-<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o kan keine men&#x017F;chliche Gewalt<lb/>
bey dero <hi rendition="#aq">Direction</hi> einigen Platz finden/<lb/>
bevor &#x017F;ie gnug&#x017F;am durch diejenige/ &#x017F;o von<lb/>
Gott unmittelbarer wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">autori&#x017F;ir</hi>et/<lb/>
vorgetragen worden. Jnma&#x017F;&#x017F;en denn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">un&#x017F;er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[732/0762] Das XII. Capitel und in der hoͤchſten Aufſicht und Jurisdi- ction uͤber ſelbige Perſonen: in hoͤchſter Inſpection und Verwaltung dero zum Gottesdienſt gewidmeten Guͤtern; in Gebung der Geſetze/ ſo zum aͤuſſerlichen Wohlſtand der Religion dienlich koͤnnen geachtet weꝛden/ und dero hoͤchſten Hand- habung; in Entſcheidung der Streitig- keiten/ ſo aus allerley Anlaß zwiſchen der Cleriſey entſtehen koͤnnen/ und was der- gleichen mehr iſt. Und unterſcheiden wir dieſe aͤuſſerliche Direction von dem Mini- ſterio Eccleſiæ, oder Bedienung der Kir- chen/ die da in lehren und predigen/ und Austheilung der Sacramenten beſtehet/ die auſſer Streitigkeit der Prieſterſchaft allein zukom̃t. Es muß aber dieſe Frage verſtanden werden de Eccleſia jam plan- tata & conſtituta, non de adhuc conſtituen- da & plantanda, oder von der ſchon ge- pflantzten und eingerichteten Kirche/ nicht aber von der/ die noch ſoll gepflantzet und eingerichtet werden. Denn weil die Chriſtliche Lehre von Goͤttlicher ſonder- barer Offenbarung urſpruͤnglich her- flieſſet/ ſo kan keine menſchliche Gewalt bey dero Direction einigen Platz finden/ bevor ſie gnugſam durch diejenige/ ſo von Gott unmittelbarer weiſe autoriſiret/ vorgetragen worden. Jnmaſſen denn unſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/762
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/762>, abgerufen am 23.11.2024.