Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das I. Capitel soll lassen; angesehen einem/ der eine mäch-tige Armee an Hand haben kan/ sehr schwer ist der Anfechtung zu widerste- hen/ daß er nicht einen Versuch auff die Souverainität zu thun wagen solte. Und ist klar/ daß der Ehrgeitz und die grosse Gewalt Marium, Sullam, Pompeium, Cae- sarem angereitzet durch innerliche Kriege die Freyheit des Vaterlandes zu unter- drucken/ und den Staat zu verändern/ nachdem Rom sich gleichsam verblutet hatte. Es war auch kein Mittel dieses Ubel abzuwenden/ nach dem die Bürger einmahl den respect gegen den Rath und die Gesetze auff die Seite gestellet/ auch die Soldaten ihre räuberische Hände an die bürgerliche Beute gewehnet. Und muste also diese Republic/ da sie auff die höchste Spitze ihrer Grösse gestiegen/ in die schlimste Art der Monarchie verfal- len/ eine solche nemlich/ wo eine beständi- ge Armee sich der höchsten Gewalt an- Natur der Römischen Monar- chie.masset. Diese Monarchie hatte zuerst Augustus eingerichtet/ und durch seine Klugheit bey seiner langen Regierung ziemlich fest gesetzet. Und that sich selbi- ge neue Regierung Anfangs auff eine gar bescheidene Manier hervor/ indem sich Augustus nur ließ einen Principem nennen/ den Rath und die gewöhnliche Aem-
Das I. Capitel ſoll laſſen; angeſehen einem/ der eine maͤch-tige Armee an Hand haben kan/ ſehr ſchwer iſt der Anfechtung zu widerſte- hen/ daß er nicht einen Verſuch auff die Souverainitaͤt zu thun wagen ſolte. Und iſt klar/ daß der Ehrgeitz und die groſſe Gewalt Marium, Sullam, Pompeium, Cæ- ſarem angereitzet durch innerliche Kriege die Freyheit des Vaterlandes zu unter- drucken/ und den Staat zu veraͤndern/ nachdem Rom ſich gleichſam verblutet hatte. Es war auch kein Mittel dieſes Ubel abzuwenden/ nach dem die Buͤrger einmahl den reſpect gegen den Rath und die Geſetze auff die Seite geſtellet/ auch die Soldaten ihre raͤuberiſche Haͤnde an die buͤrgerliche Beute gewehnet. Und muſte alſo dieſe Republic/ da ſie auff die hoͤchſte Spitze ihrer Groͤſſe geſtiegen/ in die ſchlimſte Art der Monarchie verfal- len/ eine ſolche nemlich/ wo eine beſtaͤndi- ge Armee ſich der hoͤchſten Gewalt an- Natur der Roͤmiſchen Monar- chie.maſſet. Dieſe Monarchie hatte zuerſt Auguſtus eingerichtet/ und durch ſeine Klugheit bey ſeiner langen Regierung ziemlich feſt geſetzet. Und that ſich ſelbi- ge neue Regierung Anfangs auff eine gar beſcheidene Manier hervor/ indem ſich Auguſtus nur ließ einen Principem nennen/ den Rath und die gewoͤhnliche Aem-
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Das I. Capitel
ſoll laſſen; angeſehen einem/ der eine maͤch-
tige Armee an Hand haben kan/ ſehr
ſchwer iſt der Anfechtung zu widerſte-
hen/ daß er nicht einen Verſuch auff die
Souverainitaͤt zu thun wagen ſolte. Und
iſt klar/ daß der Ehrgeitz und die groſſe
Gewalt Marium, Sullam, Pompeium, Cæ-
ſarem angereitzet durch innerliche Kriege
die Freyheit des Vaterlandes zu unter-
drucken/ und den Staat zu veraͤndern/
nachdem Rom ſich gleichſam verblutet
hatte. Es war auch kein Mittel dieſes
Ubel abzuwenden/ nach dem die Buͤrger
einmahl den reſpect gegen den Rath und
die Geſetze auff die Seite geſtellet/ auch
die Soldaten ihre raͤuberiſche Haͤnde an
die buͤrgerliche Beute gewehnet. Und
muſte alſo dieſe Republic/ da ſie auff die
hoͤchſte Spitze ihrer Groͤſſe geſtiegen/ in
die ſchlimſte Art der Monarchie verfal-
len/ eine ſolche nemlich/ wo eine beſtaͤndi-
ge Armee ſich der hoͤchſten Gewalt an-
maſſet. Dieſe Monarchie hatte zuerſt
Auguſtus eingerichtet/ und durch ſeine
Klugheit bey ſeiner langen Regierung
ziemlich feſt geſetzet. Und that ſich ſelbi-
ge neue Regierung Anfangs auff eine
gar beſcheidene Manier hervor/ indem
ſich Auguſtus nur ließ einen Principem
nennen/ den Rath und die gewoͤhnliche
Aem-
Natur der
Roͤmiſchen
Monar-
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