Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. und reinen Natur betrachtet von al-lem weltlichen Absehen und interesse gäntzlich abgesondert; begreifft auch nicht das geringste in sich/ das die bürgerliche Gesellschafften und Gesetze/ so fern sie den natürlichen Rechten gemäß sind/ alterire und verwirre/ oder selbigen auf einige Masse nachtheilig sey/ sondern (wiewol dieses ihr eigentlicher Zweck nicht ist/) be- festiget sie dieselben vielmehr. Sie hat nichts in sich/ so mit dem Zweck der bür- gerlichen Gesellschafft stritte/ oder ver- hinderte/ dz wir nit unter dem Schutz der Obrigkeit ein erbar/ ruhig und sicheres Leben führen könten; oder daß man nicht alle und jede Theile der höchsten bürgerli- chen Gewalt nach Erforderung des Ge- setzes der Natur/ der gesunden Vernunft/ und Nothdurfft des Staats üben; oder daß man nicht allen Bedienungen und Verrichtungen/ die in einem nach dem natürlichen Recht eingerichteten Staat erfordert werden/ ohne Verletzung des Christenthums abwarten könte. Viel- mehr ist das Christenthum zu diesem al- len dienlich/ in dem es alle Gebote des Na- türlichen Gesetzes/ und sonderlich die je- nigen/ so in den Bürgerlichen Gesetzen nicht bequem mit zeitlichen Straffen kun- ten belegt werden/ im höchsten Grad re- com- Zz v
vom Pabſt. und reinen Natur betrachtet von al-lem weltlichen Abſehen und intereſſe gaͤntzlich abgeſondert; begreifft auch nicht das geringſte in ſich/ das die buͤrgerliche Geſellſchafften und Geſetze/ ſo fern ſie den natuͤrlichen Rechten gemaͤß ſind/ alterire und verwirre/ oder ſelbigen auf einige Maſſe nachtheilig ſey/ ſondern (wiewol dieſes ihr eigentlicher Zweck nicht iſt/) be- feſtiget ſie dieſelben vielmehr. Sie hat nichts in ſich/ ſo mit dem Zweck der buͤr- gerlichen Geſellſchafft ſtritte/ oder ver- hinderte/ dz wir nit unter dem Schutz der Obrigkeit ein erbar/ ruhig und ſicheres Leben fuͤhren koͤnten; oder daß man nicht alle und jede Theile der hoͤchſten buͤrgerli- chen Gewalt nach Erforderung des Ge- ſetzes der Natur/ der geſunden Vernunft/ und Nothdurfft des Staats uͤben; oder daß man nicht allen Bedienungen und Verrichtungen/ die in einem nach dem natuͤrlichen Recht eingerichteten Staat erfordert werden/ ohne Verletzung des Chriſtenthums abwarten koͤnte. Viel- mehr iſt das Chriſtenthum zu dieſem al- len dienlich/ in dem es alle Gebote des Na- tuͤrlichen Geſetzes/ und ſonderlich die je- nigen/ ſo in den Buͤrgerlichen Geſetzen nicht bequem mit zeitlichen Straffen kun- ten belegt werden/ im hoͤchſten Grad re- com- Zz v
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vom Pabſt.
und reinen Natur betrachtet von al-
lem weltlichen Abſehen und intereſſe
gaͤntzlich abgeſondert; begreifft auch nicht
das geringſte in ſich/ das die buͤrgerliche
Geſellſchafften und Geſetze/ ſo fern ſie den
natuͤrlichen Rechten gemaͤß ſind/ alterire
und verwirre/ oder ſelbigen auf einige
Maſſe nachtheilig ſey/ ſondern (wiewol
dieſes ihr eigentlicher Zweck nicht iſt/) be-
feſtiget ſie dieſelben vielmehr. Sie hat
nichts in ſich/ ſo mit dem Zweck der buͤr-
gerlichen Geſellſchafft ſtritte/ oder ver-
hinderte/ dz wir nit unter dem Schutz der
Obrigkeit ein erbar/ ruhig und ſicheres
Leben fuͤhren koͤnten; oder daß man nicht
alle und jede Theile der hoͤchſten buͤrgerli-
chen Gewalt nach Erforderung des Ge-
ſetzes der Natur/ der geſunden Vernunft/
und Nothdurfft des Staats uͤben; oder
daß man nicht allen Bedienungen und
Verrichtungen/ die in einem nach dem
natuͤrlichen Recht eingerichteten Staat
erfordert werden/ ohne Verletzung des
Chriſtenthums abwarten koͤnte. Viel-
mehr iſt das Chriſtenthum zu dieſem al-
len dienlich/ in dem es alle Gebote des Na-
tuͤrlichen Geſetzes/ und ſonderlich die je-
nigen/ ſo in den Buͤrgerlichen Geſetzen
nicht bequem mit zeitlichen Straffen kun-
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