Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XI. Capitel allerhand Ungemach und Arbeit/ auchKälte und Hunger wohlausstehen. A- ber in öffentlichen Feld-Schlachten/ und Belagerung der Städte taugen sie nicht viel/ weil sie bald in Confusion kommen/ in dem sie sich einbilden/ daß andere dieses Handwerck besser verstehen. Aber in Festungen pflegen sie sich treflich zu weh- ren/ und biß aufs äusserste zu halten/ nicht allein weil sie Arbeit und Elend wohl ausstehen können/ sondern auch weil sie doch von ihrem Herrn würden er- würget werden/ wo sie mit Accord sich ergeben. Jedoch suchen sie ihre Militz täglich zuverbessern/ in dem sie viel Teut- sche und Schottische Officirer anneh- men/ so ihnen die im übrigen Europa übli- che Kriegs Manier besser beybringen sollen. Aber den Russen ist nicht erlau- bet bey andern Dienste zu nehmen/ und dadurch sich zu perfectioniren/ weil der Großfürst gleich fürchtet/ sie möchten Neuerungen anfangen/ wenn sie gar zu klug würden. §. 6. Das Land/ so jetzo unter des Wild-
Das XI. Capitel allerhand Ungemach und Arbeit/ auchKaͤlte und Hunger wohlausſtehen. A- ber in oͤffentlichen Feld-Schlachten/ und Belagerung der Staͤdte taugen ſie nicht viel/ weil ſie bald in Confuſion kommen/ in dem ſie ſich einbilden/ daß andere dieſes Handwerck beſſer verſtehen. Aber in Feſtungen pflegen ſie ſich treflich zu weh- ren/ und biß aufs aͤuſſerſte zu halten/ nicht allein weil ſie Arbeit und Elend wohl ausſtehen koͤnnen/ ſondern auch weil ſie doch von ihrem Herrn wuͤrden er- wuͤrget werden/ wo ſie mit Accord ſich ergeben. Jedoch ſuchen ſie ihre Militz taͤglich zuverbeſſern/ in dem ſie viel Teut- ſche und Schottiſche Officirer anneh- men/ ſo ihnen die im uͤbrigen Europa uͤbli- che Kriegs Manier beſſer beybringen ſollen. Aber den Ruſſen iſt nicht erlau- bet bey andern Dienſte zu nehmen/ und dadurch ſich zu perfectioniren/ weil der Großfuͤrſt gleich fuͤrchtet/ ſie moͤchten Neuerungen anfangen/ wenn ſie gar zu klug wuͤrden. §. 6. Das Land/ ſo jetzo unter des Wild-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0746" n="716"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XI.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> allerhand Ungemach und Arbeit/ auch<lb/> Kaͤlte und Hunger wohlausſtehen. A-<lb/> ber in oͤffentlichen Feld-Schlachten/ und<lb/> Belagerung der Staͤdte taugen ſie nicht<lb/> viel/ weil ſie bald in <hi rendition="#aq">Confuſion</hi> kommen/<lb/> in dem ſie ſich einbilden/ daß andere dieſes<lb/> Handwerck beſſer verſtehen. Aber in<lb/> Feſtungen pflegen ſie ſich treflich zu weh-<lb/> ren/ und biß aufs aͤuſſerſte zu halten/<lb/> nicht allein weil ſie Arbeit und Elend<lb/> wohl ausſtehen koͤnnen/ ſondern auch<lb/> weil ſie doch von ihrem Herrn wuͤrden er-<lb/> wuͤrget werden/ wo ſie mit <hi rendition="#aq">Accord</hi> ſich<lb/> ergeben. Jedoch ſuchen ſie ihre Militz<lb/> taͤglich zuverbeſſern/ in dem ſie viel Teut-<lb/> ſche und Schottiſche Officirer anneh-<lb/> men/ ſo ihnen die im uͤbrigen <hi rendition="#aq">Europa</hi> uͤbli-<lb/> che Kriegs Manier beſſer beybringen<lb/> ſollen. Aber den Ruſſen iſt nicht erlau-<lb/> bet bey andern Dienſte zu nehmen/ und<lb/> dadurch ſich zu <hi rendition="#aq">perfectionir</hi>en/ weil der<lb/> Großfuͤrſt gleich fuͤrchtet/ ſie moͤchten<lb/> Neuerungen anfangen/ wenn ſie gar zu<lb/> klug wuͤrden.</p><lb/> <note place="left">Art desLandes.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 6.</head> <p>Das Land/ ſo jetzo unter des<lb/> Großfuͤrſten Gebiet gehoͤret/ iſt groß<lb/> und weit; darinnen aber auch viel Wild-<lb/> nuͤſſe und unbewohnte Oerter mit be-<lb/> griffen ſind. Die Ruſſen haben in ih-<lb/> rem Lande zur Gnuͤge Getreyde/ Vieh/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wild-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [716/0746]
Das XI. Capitel
allerhand Ungemach und Arbeit/ auch
Kaͤlte und Hunger wohlausſtehen. A-
ber in oͤffentlichen Feld-Schlachten/ und
Belagerung der Staͤdte taugen ſie nicht
viel/ weil ſie bald in Confuſion kommen/
in dem ſie ſich einbilden/ daß andere dieſes
Handwerck beſſer verſtehen. Aber in
Feſtungen pflegen ſie ſich treflich zu weh-
ren/ und biß aufs aͤuſſerſte zu halten/
nicht allein weil ſie Arbeit und Elend
wohl ausſtehen koͤnnen/ ſondern auch
weil ſie doch von ihrem Herrn wuͤrden er-
wuͤrget werden/ wo ſie mit Accord ſich
ergeben. Jedoch ſuchen ſie ihre Militz
taͤglich zuverbeſſern/ in dem ſie viel Teut-
ſche und Schottiſche Officirer anneh-
men/ ſo ihnen die im uͤbrigen Europa uͤbli-
che Kriegs Manier beſſer beybringen
ſollen. Aber den Ruſſen iſt nicht erlau-
bet bey andern Dienſte zu nehmen/ und
dadurch ſich zu perfectioniren/ weil der
Großfuͤrſt gleich fuͤrchtet/ ſie moͤchten
Neuerungen anfangen/ wenn ſie gar zu
klug wuͤrden.
§. 6. Das Land/ ſo jetzo unter des
Großfuͤrſten Gebiet gehoͤret/ iſt groß
und weit; darinnen aber auch viel Wild-
nuͤſſe und unbewohnte Oerter mit be-
griffen ſind. Die Ruſſen haben in ih-
rem Lande zur Gnuͤge Getreyde/ Vieh/
Wild-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/746 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/746>, abgerufen am 16.07.2024. |