Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das X. Capitel nen andern entgegen gesetzet/ der ihn zurückhielte. Hingegen kan Polen auch den Oe- sterreichern Schaden thun/ wenn diese mit Franckreich/ oder Schweden/ oder dem Türcken zu thun haben. Deswegen eine geraume Zeit Oesterreich getrachtet durch Heyrathen Polen beyzubehalten/ auch eine faction im Senat an Hand zu ha- ben. Dergleichen Mittel auch Franckreich nicht versäumet zu gebrauchen/ Polen von Oesterreich abzuziehen. Und haben die Po- lacken von der aemulation dieser beyde/ und indem sie von beyden caressiret werden/ keinen Schaden gehabt. Brandeburg gräntzet auch ein gut Stück mit Polen; und kan zwar jener für sich selbst gegen die- ses nicht viel ausrichten; doch weiset die Erfahrung/ daß es in Gesellschafft mit andern Polen hat grosse Ungelegenheit machen können. Wiewol man sich auch anderseits zu befahren hat/ daß nicht ein- mahl bey guter Gelegenheit Polen die Lust möchte ankommen gantz Preussen zu incorporiren/ so wol als jener das tem- po zu treffen wuste/ die Souverainität an sich zu bringen. So lange der Streit zwi- schen Schweden und Polen währete/ kun- te Dennemarck den Polen durch diver- sion gute Dienste thun. Aber nachdem selbiger Streit ausm Grund gehoben/ hat Polen
Das X. Capitel nen andern entgegẽ geſetzet/ deꝛ ihn zuruͤckhielte. Hingegen kan Polen auch den Oe- ſterreichern Schaden thun/ wenn dieſe mit Franckreich/ oder Schweden/ oder dem Tuͤrcken zu thun haben. Deswegen eine geraume Zeit Oeſterreich getrachtet durch Heyrathen Polen beyzubehalten/ auch eine faction im Senat an Hand zu ha- ben. Dergleichẽ Mittel auch Franckreich nicht veꝛſaͤumet zu gebrauchẽ/ Polen von Oeſteꝛreich abzuziehẽ. Und haben die Po- lacken von der æmulation dieſeꝛ beyde/ und indem ſie von beyden careſſiret werden/ keinen Schaden gehabt. Brandeburg graͤntzet auch ein gut Stuͤck mit Polen; und kan zwaꝛ jeneꝛ fuͤr ſich ſelbſt gegen die- ſes nicht viel ausrichten; doch weiſet die Erfahrung/ daß es in Geſellſchafft mit andern Polen hat groſſe Ungelegenheit machen koͤnnen. Wiewol man ſich auch anderſeits zu befahren hat/ daß nicht ein- mahl bey guter Gelegenheit Polen die Luſt moͤchte ankommen gantz Preuſſen zu incorporiren/ ſo wol als jener das tem- po zu treffen wuſte/ die Souverainitaͤt an ſich zu bringen. So lange der Streit zwi- ſchen Schweden uñ Polen waͤhrete/ kun- te Dennemarck den Polen durch diver- ſion gute Dienſte thun. Aber nachdem ſelbiger Streit ausm Grund gehobẽ/ hat Polen
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Das X. Capitel
nen andern entgegẽ geſetzet/ deꝛ ihn zuruͤck
hielte. Hingegen kan Polen auch den Oe-
ſterreichern Schaden thun/ wenn dieſe
mit Franckreich/ oder Schweden/ oder
dem Tuͤrcken zu thun haben. Deswegen
eine geraume Zeit Oeſterreich getrachtet
durch Heyrathen Polen beyzubehalten/
auch eine faction im Senat an Hand zu ha-
ben. Dergleichẽ Mittel auch Franckreich
nicht veꝛſaͤumet zu gebrauchẽ/ Polen von
Oeſteꝛreich abzuziehẽ. Und haben die Po-
lacken von der æmulation dieſeꝛ beyde/ und
indem ſie von beyden careſſiret werden/
keinen Schaden gehabt. Brandeburg
graͤntzet auch ein gut Stuͤck mit Polen;
und kan zwaꝛ jeneꝛ fuͤr ſich ſelbſt gegen die-
ſes nicht viel ausrichten; doch weiſet die
Erfahrung/ daß es in Geſellſchafft mit
andern Polen hat groſſe Ungelegenheit
machen koͤnnen. Wiewol man ſich auch
anderſeits zu befahren hat/ daß nicht ein-
mahl bey guter Gelegenheit Polen die
Luſt moͤchte ankommen gantz Preuſſen
zu incorporiren/ ſo wol als jener das tem-
po zu treffen wuſte/ die Souverainitaͤt an
ſich zu bringen. So lange der Streit zwi-
ſchen Schweden uñ Polen waͤhrete/ kun-
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/736>, abgerufen am 16.07.2024. |