Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das X. Capitel Cracus.man umb das Jahr 700. Cracum zumFürsten erwehlet/ der die Republic wie- der in Ordnung gebracht/ und die Stadt Cracou, so nach seinem Nahmen genen- net/ erbauet/ alldar er Residentz genom- Lechus II.men/ dessen jünger Sohn Lechus II. sei- nen ältern Bruder ermordet/ damit er die Regierung bekäme. Jst aber/ nach- dem die That kund worden/ vertrieben Venda.worden. Nach diesem regierte eine Jung- frau Venda, die allein aus Craci Kin- dern übrig war/ Anno 750. welche nach dem sie Ritigern einen Teutschen Für- sten/ der nach ihr freyete/ überwunden/ sich aus blindem Aberglauben selbst in die Weixel gestürtzet. Nach dero Todt wiederumb zwölff Woywoden eine wei- le regieret/ biß endlich ein Goldschmied/ Lescus I.Premislus genannt/ den sie auch Lescum I. nennen/ erwehlet worden/ weil er durch Kriegslist die Mähren/ so in Pohlen ein- gefallen waren/ überwunden. Welcher/ weil er keine Kinder ließ/ ward ein Wett- rennen zu Pferde umb die Succession angestellet. Allwo einer den Platz mit Fußangeln bestreuet hatte/ die andern Pferde damit hinckend zu machen. Durch welches Mittel er zwar zum Ziel kam/ aber da der Betrug gemercket ward/ schlug man ihn todt. Mitlerweile war ein
Das X. Capitel Cracus.man umb das Jahr 700. Cracum zumFuͤrſten erwehlet/ der die Republic wie- der in Ordnung gebracht/ und die Stadt Cracou, ſo nach ſeinem Nahmen genen- net/ erbauet/ alldar er Reſidentz genom- Lechus II.men/ deſſen juͤnger Sohn Lechus II. ſei- nen aͤltern Bruder ermordet/ damit er die Regierung bekaͤme. Jſt aber/ nach- dem die That kund worden/ vertrieben Venda.worden. Nach dieſem regierte eine Jung- frau Venda, die allein aus Craci Kin- dern uͤbrig war/ Anno 750. welche nach dem ſie Ritigern einen Teutſchen Fuͤr- ſten/ der nach ihr freyete/ uͤberwunden/ ſich aus blindem Aberglauben ſelbſt in die Weixel geſtuͤrtzet. Nach dero Todt wiederumb zwoͤlff Woywoden eine wei- le regieret/ biß endlich ein Goldſchmied/ Leſcus I.Premislus genañt/ den ſie auch Leſcum I. nennen/ erwehlet worden/ weil er durch Kriegsliſt die Maͤhren/ ſo in Pohlen ein- gefallen waren/ uͤberwunden. Welcher/ weil er keine Kinder ließ/ ward ein Wett- rennen zu Pferde umb die Succeſſion angeſtellet. Allwo einer den Platz mit Fußangeln beſtreuet hatte/ die andern Pferde damit hinckend zu machen. Duꝛch welches Mittel er zwar zum Ziel kam/ aber da der Betrug gemercket ward/ ſchlug man ihn todt. Mitlerweile war ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0690" n="660"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">X.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Cracus.</hi></note>man umb das Jahr 700. <hi rendition="#aq">Cracum</hi> zum<lb/> Fuͤrſten erwehlet/ der die Republic wie-<lb/> der in Ordnung gebracht/ und die Stadt<lb/><hi rendition="#aq">Cracou,</hi> ſo nach ſeinem Nahmen genen-<lb/> net/ erbauet/ alldar er Reſidentz genom-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Lechus II.</hi></note>men/ deſſen juͤnger Sohn <hi rendition="#aq">Lechus II.</hi> ſei-<lb/> nen aͤltern Bruder ermordet/ damit er<lb/> die Regierung bekaͤme. Jſt aber/ nach-<lb/> dem die That kund worden/ vertrieben<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Venda.</hi></note>worden. Nach dieſem regierte eine Jung-<lb/> frau <hi rendition="#aq">Venda,</hi> die allein aus <hi rendition="#aq">Craci</hi> Kin-<lb/> dern uͤbrig war/ <hi rendition="#aq">Anno</hi> 750. welche nach<lb/> dem ſie Ritigern einen Teutſchen Fuͤr-<lb/> ſten/ der nach ihr freyete/ uͤberwunden/<lb/> ſich aus blindem Aberglauben ſelbſt in<lb/> die Weixel geſtuͤrtzet. Nach dero Todt<lb/> wiederumb zwoͤlff Woywoden eine wei-<lb/> le regieret/ biß endlich ein Goldſchmied/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Leſcus I.</hi></note><hi rendition="#aq">Premislus</hi> genañt/ den ſie auch <hi rendition="#aq">Leſcum I.</hi><lb/> nennen/ erwehlet worden/ weil er durch<lb/> Kriegsliſt die Maͤhren/ ſo in Pohlen ein-<lb/> gefallen waren/ uͤberwunden. Welcher/<lb/> weil er keine Kinder ließ/ ward ein Wett-<lb/> rennen zu Pferde umb die <hi rendition="#aq">Succeſſion</hi><lb/> angeſtellet. Allwo einer den Platz mit<lb/> Fußangeln beſtreuet hatte/ die andern<lb/> Pferde damit hinckend zu machen. Duꝛch<lb/> welches Mittel er zwar zum Ziel kam/<lb/> aber da der Betrug gemercket ward/<lb/> ſchlug man ihn todt. Mitlerweile war<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [660/0690]
Das X. Capitel
man umb das Jahr 700. Cracum zum
Fuͤrſten erwehlet/ der die Republic wie-
der in Ordnung gebracht/ und die Stadt
Cracou, ſo nach ſeinem Nahmen genen-
net/ erbauet/ alldar er Reſidentz genom-
men/ deſſen juͤnger Sohn Lechus II. ſei-
nen aͤltern Bruder ermordet/ damit er
die Regierung bekaͤme. Jſt aber/ nach-
dem die That kund worden/ vertrieben
worden. Nach dieſem regierte eine Jung-
frau Venda, die allein aus Craci Kin-
dern uͤbrig war/ Anno 750. welche nach
dem ſie Ritigern einen Teutſchen Fuͤr-
ſten/ der nach ihr freyete/ uͤberwunden/
ſich aus blindem Aberglauben ſelbſt in
die Weixel geſtuͤrtzet. Nach dero Todt
wiederumb zwoͤlff Woywoden eine wei-
le regieret/ biß endlich ein Goldſchmied/
Premislus genañt/ den ſie auch Leſcum I.
nennen/ erwehlet worden/ weil er durch
Kriegsliſt die Maͤhren/ ſo in Pohlen ein-
gefallen waren/ uͤberwunden. Welcher/
weil er keine Kinder ließ/ ward ein Wett-
rennen zu Pferde umb die Succeſſion
angeſtellet. Allwo einer den Platz mit
Fußangeln beſtreuet hatte/ die andern
Pferde damit hinckend zu machen. Duꝛch
welches Mittel er zwar zum Ziel kam/
aber da der Betrug gemercket ward/
ſchlug man ihn todt. Mitlerweile war
ein
Cracus.
Lechus II.
Venda.
Leſcus I.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |