Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VIII. Capitel auch nicht fehlen an solchen/ die sichSpanien entgegen setzen. Schweden hat alleine und für sich selbst keine Kräff- te/ die dem gesambten Teutschland auf einige Masse können formidabel seyn; begehret auch keine weitere Conquesten in Teutschland/ weil mehr Provintzien ihrem Reiche mehr Last als Kräffte bringen/ und die innerliche Stärcke nur distrahiren solten. Hingegen ist Schwe- den sehr daran gelegen/ daß der Zustand der Religion und des Regiments in dem Geschick verbleibe/ als er im Westphä- lischen Frieden eingerichtet ist; und daß gantz Teutschland keinen souverainen Herrn bekomme. Franckreich hat sich einige Zeit her in sothane postur gese- tzet/ daß es für sich selbst mehr als ei- ner unter den andern Nachbarn Teutsch- land zu thun machen kan. Hat auch wegen seiner wohlgefasten Regierungs- Form nicht geringen Vortheil für Teutschland; weil in Franckreich der König die kecke Mannschafft und gros- se Geldmittel nach seinem Gefallen zu commendiren/ und anzuwenden hat. Wiewol sonsten die Kräffte von Teutsch- land an und vor sich selbst also beschaf- sen sind/ daß wenn sie vereiniget wären/ Franckreich so sehr nicht zu fürchten wäre.
Das VIII. Capitel auch nicht fehlen an ſolchen/ die ſichSpanien entgegen ſetzen. Schweden hat alleine und fuͤr ſich ſelbſt keine Kraͤff- te/ die dem geſambten Teutſchland auf einige Maſſe koͤnnen formidabel ſeyn; begehret auch keine weitere Conqueſten in Teutſchland/ weil mehr Provintzien ihrem Reiche mehr Laſt als Kraͤffte bringen/ und die innerliche Staͤrcke nur diſtrahiren ſolten. Hingegen iſt Schwe- den ſehr daran gelegen/ daß der Zuſtand der Religion und des Regiments in dem Geſchick verbleibe/ als er im Weſtphaͤ- liſchen Frieden eingerichtet iſt; und daß gantz Teutſchland keinen ſouverainen Herrn bekomme. Franckreich hat ſich einige Zeit her in ſothane poſtur geſe- tzet/ daß es fuͤr ſich ſelbſt mehr als ei- ner unter den andern Nachbarn Teutſch- land zu thun machen kan. Hat auch wegen ſeiner wohlgefaſten Regierungs- Form nicht geringen Vortheil fuͤr Teutſchland; weil in Franckreich der Koͤnig die kecke Mannſchafft und groſ- ſe Geldmittel nach ſeinem Gefallen zu commendiren/ und anzuwenden hat. Wiewol ſonſten die Kraͤffte von Teutſch- land an und vor ſich ſelbſt alſo beſchaf- ſen ſind/ daß wenn ſie vereiniget waͤren/ Franckreich ſo ſehr nicht zu fuͤrchten waͤre.
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Das VIII. Capitel
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Spanien entgegen ſetzen. Schweden
hat alleine und fuͤr ſich ſelbſt keine Kraͤff-
te/ die dem geſambten Teutſchland auf
einige Maſſe koͤnnen formidabel ſeyn;
begehret auch keine weitere Conqueſten
in Teutſchland/ weil mehr Provintzien
ihrem Reiche mehr Laſt als Kraͤffte
bringen/ und die innerliche Staͤrcke nur
diſtrahiren ſolten. Hingegen iſt Schwe-
den ſehr daran gelegen/ daß der Zuſtand
der Religion und des Regiments in dem
Geſchick verbleibe/ als er im Weſtphaͤ-
liſchen Frieden eingerichtet iſt; und daß
gantz Teutſchland keinen ſouverainen
Herrn bekomme. Franckreich hat ſich
einige Zeit her in ſothane poſtur geſe-
tzet/ daß es fuͤr ſich ſelbſt mehr als ei-
ner unter den andern Nachbarn Teutſch-
land zu thun machen kan. Hat auch
wegen ſeiner wohlgefaſten Regierungs-
Form nicht geringen Vortheil fuͤr
Teutſchland; weil in Franckreich der
Koͤnig die kecke Mannſchafft und groſ-
ſe Geldmittel nach ſeinem Gefallen zu
commendiren/ und anzuwenden hat.
Wiewol ſonſten die Kraͤffte von Teutſch-
land an und vor ſich ſelbſt alſo beſchaf-
ſen ſind/ daß wenn ſie vereiniget waͤren/
Franckreich ſo ſehr nicht zu fuͤrchten
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/656>, abgerufen am 16.07.2024. |