Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Teutschland.
glaube auch nicht/ daß Teutschland/ son-
derlich der Ober- und Nieder-Sächsische
Creyß solten so fahrlässig seyn/ und Den-
nemarck zulassen/ daß er sich Meister von
Hamburg und Lübeck machen solte. En-
geland kan Teutschland keinen Schaden
thun/ ohne daß es der Hamburger Schif-
farth verunruhigen kan. Wiewohl es
scheinet mehr Nutz zu haben/ daß es seine
Handlung auf selbige Stadt ruhig besi-
tzen möge. Hingegen kan Teutschland den
Englischen einen Reuterdienst thun gegen
Holland zu Lande/ wenn sie mit diesem
auf der See zu thun haben. Holland hat
weder Vermögen noch Willen Teutsch-
land anzugreiffen. Denn wenn man die
Teutsche von ihren Diensten solte avoci-
ren/ würde ihre Land-milice ein schlecht
Ansehen und Nachdruck haben. Jst ihm
auch mit keinen Conquesten zu Lande
mehr gedienet; und hat vielmehr nöthig
die Teutschen an Hand zu haben/ im Fall
es mit ihren andern Nachbarn in Krieg
zu Lande verfallen solte. Spanien hat ge-
gen das gesambte Teutschland/ wenn
Haupt und Glieder vereiniget sind/ nichts
zu sagen: wenn es aber mit dem Haupt
wider die Glieder anspannet/ so kan es
etwas thun/ sonderlich mit Geld und An-
schlägen. Allein auf solchen Fall wird es

auch
R r

von Teutſchland.
glaube auch nicht/ daß Teutſchland/ ſon-
derlich der Ober- und Nieder-Saͤchſiſche
Creyß ſolten ſo fahrlaͤſſig ſeyn/ und Den-
nemarck zulaſſen/ daß er ſich Meiſter von
Hamburg und Luͤbeck machen ſolte. En-
geland kan Teutſchland keinen Schaden
thun/ ohne daß es der Hamburger Schif-
farth verunruhigen kan. Wiewohl es
ſcheinet mehr Nutz zu haben/ daß es ſeine
Handlung auf ſelbige Stadt ruhig beſi-
tzen moͤge. Hingegen kan Teutſchland den
Engliſchen einẽ Reuterdienſt thun gegen
Holland zu Lande/ wenn ſie mit dieſem
auf der See zu thun haben. Holland hat
weder Vermoͤgen noch Willen Teutſch-
land anzugreiffen. Denn wenn man die
Teutſche von ihren Dienſten ſolte avoci-
ren/ wuͤrde ihre Land-milice ein ſchlecht
Anſehen und Nachdruck haben. Jſt ihm
auch mit keinen Conqueſten zu Lande
mehr gedienet; und hat vielmehr noͤthig
die Teutſchen an Hand zu haben/ im Fall
es mit ihren andern Nachbarn in Krieg
zu Lande verfallen ſolte. Spanien hat ge-
gen das geſambte Teutſchland/ wenn
Haupt uñ Glieder vereiniget ſind/ nichts
zu ſagen: wenn es aber mit dem Haupt
wider die Glieder anſpannet/ ſo kan es
etwas thun/ ſonderlich mit Geld und An-
ſchlaͤgen. Allein auf ſolchen Fall wird es

auch
R r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0655" n="625"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Teut&#x017F;chland.</hi></fw><lb/>
glaube auch nicht/ daß Teut&#x017F;chland/ &#x017F;on-<lb/>
derlich der Ober- und Nieder-Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Creyß &#x017F;olten &#x017F;o fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;eyn/ und Den-<lb/>
nemarck zula&#x017F;&#x017F;en/ daß er &#x017F;ich Mei&#x017F;ter von<lb/>
Hamburg und Lu&#x0364;beck machen &#x017F;olte. En-<lb/>
geland kan Teut&#x017F;chland keinen Schaden<lb/>
thun/ ohne daß es der Hamburger Schif-<lb/>
farth verunruhigen kan. Wiewohl es<lb/>
&#x017F;cheinet mehr Nutz zu haben/ daß es &#x017F;eine<lb/>
Handlung auf &#x017F;elbige Stadt ruhig be&#x017F;i-<lb/>
tzen mo&#x0364;ge. Hingegen kan Teut&#x017F;chland den<lb/>
Engli&#x017F;chen eine&#x0303; Reuterdien&#x017F;t thun gegen<lb/>
Holland zu Lande/ wenn &#x017F;ie mit die&#x017F;em<lb/>
auf der See zu thun haben. Holland hat<lb/>
weder Vermo&#x0364;gen noch Willen Teut&#x017F;ch-<lb/>
land anzugreiffen. Denn wenn man die<lb/>
Teut&#x017F;che von ihren Dien&#x017F;ten &#x017F;olte <hi rendition="#aq">avoci-</hi><lb/>
ren/ wu&#x0364;rde ihre Land-<hi rendition="#aq">milice</hi> ein &#x017F;chlecht<lb/>
An&#x017F;ehen und Nachdruck haben. J&#x017F;t ihm<lb/>
auch mit keinen <hi rendition="#aq">Conque&#x017F;t</hi>en zu Lande<lb/>
mehr gedienet; und hat vielmehr no&#x0364;thig<lb/>
die Teut&#x017F;chen an Hand zu haben/ im Fall<lb/>
es mit ihren andern Nachbarn in Krieg<lb/>
zu Lande verfallen &#x017F;olte. Spanien hat ge-<lb/>
gen das ge&#x017F;ambte Teut&#x017F;chland/ wenn<lb/>
Haupt un&#x0303; Glieder vereiniget &#x017F;ind/ nichts<lb/>
zu &#x017F;agen: wenn es aber mit dem Haupt<lb/>
wider die Glieder an&#x017F;pannet/ &#x017F;o kan es<lb/>
etwas thun/ &#x017F;onderlich mit Geld und An-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen. Allein auf &#x017F;olchen Fall wird es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0655] von Teutſchland. glaube auch nicht/ daß Teutſchland/ ſon- derlich der Ober- und Nieder-Saͤchſiſche Creyß ſolten ſo fahrlaͤſſig ſeyn/ und Den- nemarck zulaſſen/ daß er ſich Meiſter von Hamburg und Luͤbeck machen ſolte. En- geland kan Teutſchland keinen Schaden thun/ ohne daß es der Hamburger Schif- farth verunruhigen kan. Wiewohl es ſcheinet mehr Nutz zu haben/ daß es ſeine Handlung auf ſelbige Stadt ruhig beſi- tzen moͤge. Hingegen kan Teutſchland den Engliſchen einẽ Reuterdienſt thun gegen Holland zu Lande/ wenn ſie mit dieſem auf der See zu thun haben. Holland hat weder Vermoͤgen noch Willen Teutſch- land anzugreiffen. Denn wenn man die Teutſche von ihren Dienſten ſolte avoci- ren/ wuͤrde ihre Land-milice ein ſchlecht Anſehen und Nachdruck haben. Jſt ihm auch mit keinen Conqueſten zu Lande mehr gedienet; und hat vielmehr noͤthig die Teutſchen an Hand zu haben/ im Fall es mit ihren andern Nachbarn in Krieg zu Lande verfallen ſolte. Spanien hat ge- gen das geſambte Teutſchland/ wenn Haupt uñ Glieder vereiniget ſind/ nichts zu ſagen: wenn es aber mit dem Haupt wider die Glieder anſpannet/ ſo kan es etwas thun/ ſonderlich mit Geld und An- ſchlaͤgen. Allein auf ſolchen Fall wird es auch R r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/655
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/655>, abgerufen am 16.07.2024.