Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VIII. Capitel
Cunradino zu Napoli enthauptet ward/
hatte sich Ottocar König von Böhmen
Oesterreich/ Steyermarck/ Crain/ Win-
dischmarck und Portenau angemasset.
Aber Rudolfus, der da meinete/ diese
Landschafften stünden seiner Familie bes-
ser an/ nahm selbige Ottocaro ab/ und
belehnet seinen Sohn Albertum damit/
dem andern Sohn Rudolfo gab er das
Hertzogthum Schwaben. Hierzu be-
kahm Alberti Sohns Sohn Albertus
III.
noch Kärnten und Tirol/ und auf
solche masse brachte Rudolfus vermit-
telst des Käyserthums sein vorhin mässi-
ges Hauß zu grossem Reichthum und An-
sehen. Aber in Jtalien wolte er nie-
mahls ziehen/ ungeachtet er darzu ver-
anlasset ward/ vorwendende aus der be-
kandten Fabel vom Fuchse; quia me ve-
stigia terrent.
Ja er hat auch verschie-
denen Städten daselbst die Freyheit umb
Geld verkaufft/ wodurch das Königreich
Jtalien in viel Stücken zerrissen/ und zu
Grund gangen. Teutschland aber hat
er ziemlich wieder eingerichtet/ und viel
Raubschlösser zerstöret. Er hat auch
den Gebrauch der Teutschen Sprache
in allen publicis & privatis actis & instru-
mentis
eingeführet/ da man sonst biß da-
hin in solchen Fällen die lateinische Spra-

che

Das VIII. Capitel
Cunradino zu Napoli enthauptet ward/
hatte ſich Ottocar Koͤnig von Boͤhmen
Oeſterreich/ Steyermarck/ Crain/ Win-
diſchmarck und Portenau angemaſſet.
Aber Rudolfus, der da meinete/ dieſe
Landſchafften ſtuͤnden ſeiner Familie beſ-
ſer an/ nahm ſelbige Ottocaro ab/ und
belehnet ſeinen Sohn Albertum damit/
dem andern Sohn Rudolfo gab er das
Hertzogthum Schwaben. Hierzu be-
kahm Alberti Sohns Sohn Albertus
III.
noch Kaͤrnten und Tirol/ und auf
ſolche maſſe brachte Rudolfus vermit-
telſt des Kaͤyſerthums ſein vorhin maͤſſi-
ges Hauß zu groſſem Reichthum uñ An-
ſehen. Aber in Jtalien wolte er nie-
mahls ziehen/ ungeachtet er darzu ver-
anlaſſet ward/ vorwendende aus der be-
kandten Fabel vom Fuchſe; quia me ve-
ſtigia terrent.
Ja er hat auch verſchie-
denen Staͤdten daſelbſt die Freyheit umb
Geld verkaufft/ wodurch das Koͤnigreich
Jtalien in viel Stuͤcken zerriſſen/ und zu
Grund gangen. Teutſchland aber hat
er ziemlich wieder eingerichtet/ und viel
Raubſchloͤſſer zerſtoͤret. Er hat auch
den Gebrauch der Teutſchen Sprache
in allen publicis & privatis actis & inſtru-
mentis
eingefuͤhret/ da man ſonſt biß da-
hin in ſolchen Faͤllen die lateiniſche Spra-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0616" n="586"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Cunradino</hi> zu <hi rendition="#aq">Napoli</hi> enthauptet ward/<lb/>
hatte &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Ottocar</hi> Ko&#x0364;nig von Bo&#x0364;hmen<lb/>
Oe&#x017F;terreich/ Steyermarck/ Crain/ Win-<lb/>
di&#x017F;chmarck und Portenau angema&#x017F;&#x017F;et.<lb/>
Aber <hi rendition="#aq">Rudolfus,</hi> der da meinete/ die&#x017F;e<lb/>
Land&#x017F;chafften &#x017F;tu&#x0364;nden &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Familie</hi> be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er an/ nahm &#x017F;elbige <hi rendition="#aq">Ottocaro</hi> ab/ und<lb/>
belehnet &#x017F;einen Sohn <hi rendition="#aq">Albertum</hi> damit/<lb/>
dem andern Sohn <hi rendition="#aq">Rudolfo</hi> gab er das<lb/>
Hertzogthum Schwaben. Hierzu be-<lb/>
kahm <hi rendition="#aq">Alberti</hi> Sohns Sohn <hi rendition="#aq">Albertus<lb/>
III.</hi> noch Ka&#x0364;rnten und Tirol/ und auf<lb/>
&#x017F;olche ma&#x017F;&#x017F;e brachte <hi rendition="#aq">Rudolfus</hi> vermit-<lb/>
tel&#x017F;t des Ka&#x0364;y&#x017F;erthums &#x017F;ein vorhin ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ges Hauß zu gro&#x017F;&#x017F;em Reichthum un&#x0303; An-<lb/>
&#x017F;ehen. Aber in Jtalien wolte er nie-<lb/>
mahls ziehen/ ungeachtet er darzu ver-<lb/>
anla&#x017F;&#x017F;et ward/ vorwendende aus der be-<lb/>
kandten Fabel vom Fuch&#x017F;e; <hi rendition="#aq">quia me ve-<lb/>
&#x017F;tigia terrent.</hi> Ja er hat auch ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Sta&#x0364;dten da&#x017F;elb&#x017F;t die Freyheit umb<lb/>
Geld verkaufft/ wodurch das Ko&#x0364;nigreich<lb/>
Jtalien in viel Stu&#x0364;cken zerri&#x017F;&#x017F;en/ und zu<lb/>
Grund gangen. Teut&#x017F;chland aber hat<lb/>
er ziemlich wieder eingerichtet/ und viel<lb/>
Raub&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er zer&#x017F;to&#x0364;ret. Er hat auch<lb/>
den Gebrauch der Teut&#x017F;chen Sprache<lb/>
in allen <hi rendition="#aq">publicis &amp; privatis actis &amp; in&#x017F;tru-<lb/>
mentis</hi> eingefu&#x0364;hret/ da man &#x017F;on&#x017F;t biß da-<lb/>
hin in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen die lateini&#x017F;che Spra-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0616] Das VIII. Capitel Cunradino zu Napoli enthauptet ward/ hatte ſich Ottocar Koͤnig von Boͤhmen Oeſterreich/ Steyermarck/ Crain/ Win- diſchmarck und Portenau angemaſſet. Aber Rudolfus, der da meinete/ dieſe Landſchafften ſtuͤnden ſeiner Familie beſ- ſer an/ nahm ſelbige Ottocaro ab/ und belehnet ſeinen Sohn Albertum damit/ dem andern Sohn Rudolfo gab er das Hertzogthum Schwaben. Hierzu be- kahm Alberti Sohns Sohn Albertus III. noch Kaͤrnten und Tirol/ und auf ſolche maſſe brachte Rudolfus vermit- telſt des Kaͤyſerthums ſein vorhin maͤſſi- ges Hauß zu groſſem Reichthum uñ An- ſehen. Aber in Jtalien wolte er nie- mahls ziehen/ ungeachtet er darzu ver- anlaſſet ward/ vorwendende aus der be- kandten Fabel vom Fuchſe; quia me ve- ſtigia terrent. Ja er hat auch verſchie- denen Staͤdten daſelbſt die Freyheit umb Geld verkaufft/ wodurch das Koͤnigreich Jtalien in viel Stuͤcken zerriſſen/ und zu Grund gangen. Teutſchland aber hat er ziemlich wieder eingerichtet/ und viel Raubſchloͤſſer zerſtoͤret. Er hat auch den Gebrauch der Teutſchen Sprache in allen publicis & privatis actis & inſtru- mentis eingefuͤhret/ da man ſonſt biß da- hin in ſolchen Faͤllen die lateiniſche Spra- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/616
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/616>, abgerufen am 22.11.2024.