Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VIII. Capitel Ludovi-aus In fans.gete ihm sein Sohn Ludwig/ den man das Kind zu nennen pflegte/ unter dessen Regierung es in Teutschland übel her- gieng/ so daß man nicht Zeit hatte an J- talien zugedencken. Denn es hatte Ar- nolphus wider Zwentebold König von Böhmen und Mähren/ so an ihm un- treu worden/ die Ungarn zu Hülff geruf- fen/ damahls ein grausam und unge- schlacht Volck/ wodurch er zwar den Zwentebold zum Gehorsam brachte; a- ber die Ungarn bekahmen einen Schmack zu Teutschland/ fielen alldar ein/ und ver- heereten alles mit unmenschlicher Grau- samkeit. Schlugen auch König Lud- wig bey Augsburg/ und nöthigten ihn endlich ihnen einen jährlichen Tribut zu- erlegen/ A. 905. Zu welcher Schande Ur- sach war des Königs Jugend/ der Gros- sen in Teutschland Uneinigkeit/ und daß ein jeder trachtete seine eigene Macht zu- vermehren. Wiewohl des Tributs unge- achtet die Ungern nicht unterliessen/ weit und breit in Teutschland zu streiffen. Nach CunradusAbsterben Ludovici A. 911. ward Cunrad Hertzog von Francken zum König erweh- let: unter welchem die mächtigen Hertzo- ge in Lothringen/ Schwaben/ Beyern/ und Sachsen sich unternahmen ihre Länder en souve rain und erblich zu regieren; welche
Das VIII. Capitel Ludovi-aus In fans.gete ihm ſein Sohn Ludwig/ den man das Kind zu nennen pflegte/ unter deſſen Regierung es in Teutſchland uͤbel her- gieng/ ſo daß man nicht Zeit hatte an J- talien zugedencken. Denn es hatte Ar- nolphus wider Zwentebold Koͤnig von Boͤhmen und Maͤhren/ ſo an ihm un- treu worden/ die Ungarn zu Huͤlff geruf- fen/ damahls ein grauſam und unge- ſchlacht Volck/ wodurch er zwar den Zwentebold zum Gehorſam brachte; a- ber die Ungarn bekahmen einẽ Schmack zu Teutſchland/ fielen alldar ein/ und ver- heereten alles mit unmenſchlicher Grau- ſamkeit. Schlugen auch Koͤnig Lud- wig bey Augsburg/ und noͤthigten ihn endlich ihnen einen jaͤhrlichen Tribut zu- erlegen/ A. 905. Zu welcher Schande Ur- ſach war des Koͤnigs Jugend/ der Groſ- ſen in Teutſchland Uneinigkeit/ und daß ein jeder trachtete ſeine eigene Macht zu- vermehren. Wiewohl des Tributs unge- achtet die Ungern nicht unterlieſſen/ weit uñ breit in Teutſchland zu ſtreiffen. Nach CunradusAbſterben Ludovici A. 911. ward Cunrad Hertzog von Francken zum Koͤnig erweh- let: unter welchem die maͤchtigen Hertzo- ge in Lothringen/ Schwabẽ/ Beyern/ uñ Sachſen ſich unternahmen ihre Laͤnder en ſouve rain und erblich zu regieren; welche
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Das VIII. Capitel
gete ihm ſein Sohn Ludwig/ den man
das Kind zu nennen pflegte/ unter deſſen
Regierung es in Teutſchland uͤbel her-
gieng/ ſo daß man nicht Zeit hatte an J-
talien zugedencken. Denn es hatte Ar-
nolphus wider Zwentebold Koͤnig von
Boͤhmen und Maͤhren/ ſo an ihm un-
treu worden/ die Ungarn zu Huͤlff geruf-
fen/ damahls ein grauſam und unge-
ſchlacht Volck/ wodurch er zwar den
Zwentebold zum Gehorſam brachte; a-
ber die Ungarn bekahmen einẽ Schmack
zu Teutſchland/ fielen alldar ein/ und ver-
heereten alles mit unmenſchlicher Grau-
ſamkeit. Schlugen auch Koͤnig Lud-
wig bey Augsburg/ und noͤthigten ihn
endlich ihnen einen jaͤhrlichen Tribut zu-
erlegen/ A. 905. Zu welcher Schande Ur-
ſach war des Koͤnigs Jugend/ der Groſ-
ſen in Teutſchland Uneinigkeit/ und daß
ein jeder trachtete ſeine eigene Macht zu-
vermehren. Wiewohl des Tributs unge-
achtet die Ungern nicht unterlieſſen/ weit
uñ breit in Teutſchland zu ſtreiffen. Nach
Abſterben Ludovici A. 911. ward Cunrad
Hertzog von Francken zum Koͤnig erweh-
let: unter welchem die maͤchtigen Hertzo-
ge in Lothringen/ Schwabẽ/ Beyern/ uñ
Sachſen ſich unternahmen ihre Laͤnder
en ſouve rain und erblich zu regieren;
welche
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