Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VII. Capitel haben auch auf solchen Fall FranckreichsHülffe sich zuversichern. Das einzige Franckreich scheinet ihnen gefährlich zu- seyn; und nimmt viele Wunder/ daß sie ihre Sicherheit allein auf dessen Zusagen und Bündnüssen gründen/ und nicht ge- dencken sich gegen dessen wachsende Macht besser zu bedecken; auch daß sie in diesen Kriegen die Franche Comte so gar im Stiche gelassen/ die doch eine grosse Oeff- nung in ihr Land/ auch Gelegenheit gie- bet auf den Grentzen nach Belieben zu werben. Scheinet demnach den Schwei- tzern dienlich zu seyn/ daß sie Franckreich nicht wider sich reitzen/ doch wohl zuse- hen/ daß es der Oerter/ die ihr Land öff- nen/ sich nicht bemächtige/ als da ist Genf/ Neuburg am See/ die vier Waldtstäd- te/ und Costnitz. Daß sie auch nicht all- zuviel Leute in Frantzösische Dienste schicken/ und sich dadurch der besten Mannschafft entblössen: diejenigen aber so in Diensten sind/ dermassen an sich hal- ten/ daß sie die Schuldigkeit gegen das Vaterland nicht vergessen/ und aufn Nothfall können nach Hause geruffen werden. Hingegen so lang die Schwei- tzer still sitzen/ und Franckreichs dessein nicht verhindern/ scheinet dieses keine Ur- sach zu haben jene von freyen Stücken an-
Das VII. Capitel haben auch auf ſolchen Fall FranckreichsHuͤlffe ſich zuverſichern. Das einzige Franckreich ſcheinet ihnen gefaͤhrlich zu- ſeyn; und nimmt viele Wunder/ daß ſie ihre Sicherheit allein auf deſſen Zuſagen und Buͤndnuͤſſen gruͤnden/ und nicht ge- dencken ſich gegẽ deſſen wachſende Macht beſſer zu bedecken; auch daß ſie in dieſen Kriegen die Franche Comté ſo gar im Stiche gelaſſen/ die doch eine groſſe Oeff- nung in ihr Land/ auch Gelegenheit gie- bet auf den Grentzen nach Belieben zu werben. Scheinet demnach den Schwei- tzern dienlich zu ſeyn/ daß ſie Franckreich nicht wider ſich reitzen/ doch wohl zuſe- hen/ daß es der Oerter/ die ihr Land oͤff- nen/ ſich nicht bemaͤchtige/ als da iſt Genf/ Neuburg am See/ die vier Waldtſtaͤd- te/ und Coſtnitz. Daß ſie auch nicht all- zuviel Leute in Frantzoͤſiſche Dienſte ſchicken/ und ſich dadurch der beſten Mannſchafft entbloͤſſen: diejenigen aber ſo in Dienſten ſind/ dermaſſen an ſich hal- ten/ daß ſie die Schuldigkeit gegen das Vaterland nicht vergeſſen/ und aufn Nothfall koͤnnen nach Hauſe geruffen werden. Hingegen ſo lang die Schwei- tzer ſtill ſitzen/ und Franckreichs deſſein nicht verhindern/ ſcheinet dieſes keine Ur- ſach zu haben jene von freyen Stuͤcken an-
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Das VII. Capitel
haben auch auf ſolchen Fall Franckreichs
Huͤlffe ſich zuverſichern. Das einzige
Franckreich ſcheinet ihnen gefaͤhrlich zu-
ſeyn; und nimmt viele Wunder/ daß ſie
ihre Sicherheit allein auf deſſen Zuſagen
und Buͤndnuͤſſen gruͤnden/ und nicht ge-
dencken ſich gegẽ deſſen wachſende Macht
beſſer zu bedecken; auch daß ſie in dieſen
Kriegen die Franche Comté ſo gar im
Stiche gelaſſen/ die doch eine groſſe Oeff-
nung in ihr Land/ auch Gelegenheit gie-
bet auf den Grentzen nach Belieben zu
werben. Scheinet demnach den Schwei-
tzern dienlich zu ſeyn/ daß ſie Franckreich
nicht wider ſich reitzen/ doch wohl zuſe-
hen/ daß es der Oerter/ die ihr Land oͤff-
nen/ ſich nicht bemaͤchtige/ als da iſt Genf/
Neuburg am See/ die vier Waldtſtaͤd-
te/ und Coſtnitz. Daß ſie auch nicht all-
zuviel Leute in Frantzoͤſiſche Dienſte
ſchicken/ und ſich dadurch der beſten
Mannſchafft entbloͤſſen: diejenigen aber
ſo in Dienſten ſind/ dermaſſen an ſich hal-
ten/ daß ſie die Schuldigkeit gegen das
Vaterland nicht vergeſſen/ und aufn
Nothfall koͤnnen nach Hauſe geruffen
werden. Hingegen ſo lang die Schwei-
tzer ſtill ſitzen/ und Franckreichs deſſein
nicht verhindern/ ſcheinet dieſes keine Ur-
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