Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von der Schweitz. vermochte nun die Klöster und viele vonAdel/ daß sie sich unter des Hauses Oe- sterreich Botmässigkeit begaben. Und begehrte eben dieses an die drey Oerter; die sich aber dessen wegerten. Worauf er ihnen Reichsvögte zuschickte/ die wi- der alten Gebrauch ihre Residentz auff festen Schlössern nahmen/ und erstlich diese Völcker mit freundlichen Worten auff die Oesterreichische Seite zu brin- gen suchten. Und als dieses nicht ver- fangen wolte/ huben sie an dieselben auf allerley Weise zu drucken. Und ob- schon diese Leute sich beym Keyser be- klagten/ funden sie doch kein Gehör; und war Geißler der Vogt in Unterwal- den so kitzelig/ daß er aufm Marckt zu Altorff seinen Hut auf eine hohe Stan- ge stecken ließ mit Befehl/ daß jeder vorbeygehende dem Hut so grosse Eh- re als ihm selbst erweisen solte/ auf daß er sehe/ wer ihm gehorsam wäre oder nicht. Und als unter andern einer mit Nahmen Wilhelm Tell/ offt für dem Hut auff der Stangen ohne Reverentz war fürüber gangen/ zwang ihn der Vogt/ daß er seinem eigenen Söhn- lein muste einen Apfel vom Kopfe mit dem Pfeile schiessen. Der aber/ als er nach der Gefängnüß zugeführet ward/ ent- Mm jv
von der Schweitz. vermochte nun die Kloͤſter und viele vonAdel/ daß ſie ſich unter des Hauſes Oe- ſterreich Botmaͤſſigkeit begaben. Und begehrte eben dieſes an die drey Oerter; die ſich aber deſſen wegerten. Worauf er ihnen Reichsvoͤgte zuſchickte/ die wi- der alten Gebrauch ihre Reſidentz auff feſten Schloͤſſern nahmen/ und erſtlich dieſe Voͤlcker mit freundlichen Worten auff die Oeſterreichiſche Seite zu brin- gen ſuchten. Und als dieſes nicht ver- fangen wolte/ huben ſie an dieſelben auf allerley Weiſe zu drucken. Und ob- ſchon dieſe Leute ſich beym Keyſer be- klagten/ funden ſie doch kein Gehoͤr; und war Geißler der Vogt in Unterwal- den ſo kitzelig/ daß er aufm Marckt zu Altorff ſeinen Hut auf eine hohe Stan- ge ſtecken ließ mit Befehl/ daß jeder vorbeygehende dem Hut ſo groſſe Eh- re als ihm ſelbſt erweiſen ſolte/ auf daß er ſehe/ wer ihm gehorſam waͤre oder nicht. Und als unter andern einer mit Nahmen Wilhelm Tell/ offt fuͤr dem Hut auff der Stangen ohne Reverentz war fuͤruͤber gangen/ zwang ihn der Vogt/ daß er ſeinem eigenen Soͤhn- lein muſte einen Apfel vom Kopfe mit dem Pfeile ſchieſſen. Der aber/ als er nach der Gefaͤngnuͤß zugefuͤhret waꝛd/ ent- Mm jv
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von der Schweitz.
vermochte nun die Kloͤſter und viele von
Adel/ daß ſie ſich unter des Hauſes Oe-
ſterreich Botmaͤſſigkeit begaben. Und
begehrte eben dieſes an die drey Oerter;
die ſich aber deſſen wegerten. Worauf
er ihnen Reichsvoͤgte zuſchickte/ die wi-
der alten Gebrauch ihre Reſidentz auff
feſten Schloͤſſern nahmen/ und erſtlich
dieſe Voͤlcker mit freundlichen Worten
auff die Oeſterreichiſche Seite zu brin-
gen ſuchten. Und als dieſes nicht ver-
fangen wolte/ huben ſie an dieſelben auf
allerley Weiſe zu drucken. Und ob-
ſchon dieſe Leute ſich beym Keyſer be-
klagten/ funden ſie doch kein Gehoͤr; und
war Geißler der Vogt in Unterwal-
den ſo kitzelig/ daß er aufm Marckt zu
Altorff ſeinen Hut auf eine hohe Stan-
ge ſtecken ließ mit Befehl/ daß jeder
vorbeygehende dem Hut ſo groſſe Eh-
re als ihm ſelbſt erweiſen ſolte/ auf daß
er ſehe/ wer ihm gehorſam waͤre oder
nicht. Und als unter andern einer mit
Nahmen Wilhelm Tell/ offt fuͤr dem
Hut auff der Stangen ohne Reverentz
war fuͤruͤber gangen/ zwang ihn der
Vogt/ daß er ſeinem eigenen Soͤhn-
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dem Pfeile ſchieſſen. Der aber/ als
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