Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Holland. kan/ was er will. Ob aber diese Nieder-lande eben einen sothanen Gouverneur nöthig haben/ wird unterschiedlich discur- riret. Die solches bejahen/ führen an/ daß das Land von Alters her limitirte Her- ren gehabt/ und also derer gewohnet sey; daß es zum splendeur der Republic/ und Ansehen der Magistraten in den Städten diene: daß dardurch die factiones und Aufruhre des Volcks unterdrücket und eingehalten werden können; daß man auch dardurch die Verhindernüsse in Ausführung der gemeinen Geschäffte wegräumen könne/ so aus dem Aristocra- tischen und Democratischen Staat her- fliessen/ als da sind/ Langsamkeit und Un- einigkeit ehe eine resolution gefasset/ Ver- zug ehe sie exequiret wird/ Ausbreitung der Heimligkeiten/ und dergleichen; wel- ches wir an seinen Ort gestellet seyn las- sen. So ist auch dieses unter die Schwach- heiten selbiger Republic zu rechnen/ daß die grosse Menge Volcks nicht aus inlän- dischem Vorrath sich erhalten kan/ son- dern ihr Brod nothwendig von aussen hohlen/ auch ihre Mittel bey Frembden gewinnen muß. Dannenhero eine gewis- se ruin obhanden ist/ wenn die auswertige Zufuhr und Commercien ihnen solten ab- geschnitten werden: derer sie gleichwohl sich
von Holland. kan/ was er will. Ob aber dieſe Nieder-lande eben einen ſothanen Gouverneur noͤthig haben/ wird unteꝛſchiedlich diſcur- riret. Die ſolches bejahen/ fuͤhren an/ daß das Land von Alters her limitirte Her- ren gehabt/ und alſo derer gewohnet ſey; daß es zum ſplendeur der Republic/ und Anſehen der Magiſtraten in den Staͤdten diene: daß dardurch die factiones und Aufruhre des Volcks unterdruͤcket und eingehalten werden koͤnnen; daß man auch dardurch die Verhindernuͤſſe in Ausfuͤhrung der gemeinen Geſchaͤffte wegraͤumen koͤnne/ ſo aus dem Ariſtocra- tiſchen und Democratiſchen Staat her- flieſſen/ als da ſind/ Langſamkeit und Un- einigkeit ehe eine reſolution gefaſſet/ Ver- zug ehe ſie exequiret wird/ Ausbreitung der Heimligkeiten/ und dergleichen; wel- ches wir an ſeinen Ort geſtellet ſeyn laſ- ſen. So iſt auch dieſes unter die Schwach- heiten ſelbiger Republic zu rechnen/ daß die groſſe Menge Volcks nicht aus inlaͤn- diſchem Vorrath ſich erhalten kan/ ſon- dern ihr Brod nothwendig von auſſen hohlen/ auch ihre Mittel bey Frembden gewinnen muß. Dannenhero eine gewiſ- ſe ruin obhanden iſt/ wenn die auswertige Zufuhr und Commercien ihnen ſolten ab- geſchnitten werden: derer ſie gleichwohl ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0571" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Holland.</hi></fw><lb/> kan/ was er will. Ob aber dieſe Nieder-<lb/> lande eben einen ſothanen <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi><lb/> noͤthig haben/ wird unteꝛſchiedlich <hi rendition="#aq">diſcur-<lb/> rir</hi>et. Die ſolches bejahen/ fuͤhren an/ daß<lb/> das Land von Alters her <hi rendition="#aq">limitirt</hi>e Her-<lb/> ren gehabt/ und alſo derer gewohnet ſey;<lb/> daß es zum <hi rendition="#aq">ſplendeur</hi> der Republic/ und<lb/> Anſehen der <hi rendition="#aq">Magiſtrat</hi>en in den Staͤdten<lb/> diene: daß dardurch die <hi rendition="#aq">factiones</hi> und<lb/> Aufruhre des Volcks unterdruͤcket und<lb/> eingehalten werden koͤnnen; daß man<lb/> auch dardurch die Verhindernuͤſſe in<lb/> Ausfuͤhrung der gemeinen Geſchaͤffte<lb/> wegraͤumen koͤnne/ ſo aus dem <hi rendition="#aq">Ariſtocra-<lb/> ti</hi>ſchen und <hi rendition="#aq">Democrati</hi>ſchen Staat her-<lb/> flieſſen/ als da ſind/ Langſamkeit und Un-<lb/> einigkeit ehe eine <hi rendition="#aq">reſolution</hi> gefaſſet/ Ver-<lb/> zug ehe ſie <hi rendition="#aq">exequir</hi>et wird/ Ausbreitung<lb/> der Heimligkeiten/ und dergleichen; wel-<lb/> ches wir an ſeinen Ort geſtellet ſeyn laſ-<lb/> ſen. So iſt auch dieſes unter die Schwach-<lb/> heiten ſelbiger Republic zu rechnen/ daß<lb/> die groſſe Menge Volcks nicht aus inlaͤn-<lb/> diſchem Vorrath ſich erhalten kan/ ſon-<lb/> dern ihr Brod nothwendig von auſſen<lb/> hohlen/ auch ihre Mittel bey Frembden<lb/> gewinnen muß. Dannenhero eine gewiſ-<lb/> ſe <hi rendition="#aq">ruin</hi> obhanden iſt/ wenn die auswertige<lb/> Zufuhr und Commercien ihnen ſolten ab-<lb/> geſchnitten werden: derer ſie gleichwohl<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [541/0571]
von Holland.
kan/ was er will. Ob aber dieſe Nieder-
lande eben einen ſothanen Gouverneur
noͤthig haben/ wird unteꝛſchiedlich diſcur-
riret. Die ſolches bejahen/ fuͤhren an/ daß
das Land von Alters her limitirte Her-
ren gehabt/ und alſo derer gewohnet ſey;
daß es zum ſplendeur der Republic/ und
Anſehen der Magiſtraten in den Staͤdten
diene: daß dardurch die factiones und
Aufruhre des Volcks unterdruͤcket und
eingehalten werden koͤnnen; daß man
auch dardurch die Verhindernuͤſſe in
Ausfuͤhrung der gemeinen Geſchaͤffte
wegraͤumen koͤnne/ ſo aus dem Ariſtocra-
tiſchen und Democratiſchen Staat her-
flieſſen/ als da ſind/ Langſamkeit und Un-
einigkeit ehe eine reſolution gefaſſet/ Ver-
zug ehe ſie exequiret wird/ Ausbreitung
der Heimligkeiten/ und dergleichen; wel-
ches wir an ſeinen Ort geſtellet ſeyn laſ-
ſen. So iſt auch dieſes unter die Schwach-
heiten ſelbiger Republic zu rechnen/ daß
die groſſe Menge Volcks nicht aus inlaͤn-
diſchem Vorrath ſich erhalten kan/ ſon-
dern ihr Brod nothwendig von auſſen
hohlen/ auch ihre Mittel bey Frembden
gewinnen muß. Dannenhero eine gewiſ-
ſe ruin obhanden iſt/ wenn die auswertige
Zufuhr und Commercien ihnen ſolten ab-
geſchnitten werden: derer ſie gleichwohl
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |