Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VI. Capitel
Printzen Pfeiffe dantzen/ dessen interes-
se
auch darin mit dem gemeinen Besten
streitet/ daß da für Holland keine Krie-
ge zu Lande dienlich sind/ jener als Gene-
ral durch die frembde milice gesteiffet
im Kriege das gröste Ansehen hat. Deß
wegen denn bey dieser Regierungsform
keine beständige innerliche Ruhe und
Festigkeit zu vermuthen. Und könte es
sich leichte fügen/ daß dem Printzen die
ambition ankäme sich souverain zu ma-
chen. Jnmassen denn A. 1675. als die Pro-
vintz Gelderland ihme die Souverainität
über sich anbot/ er nicht undeutlich zu ver-
stehen gab/ er solte wohl nicht wie Saul
sich hinter die Fässer verstecken/ wenn die
andern Provintzien auch so wolten. Je-
doch können kluge Leute nicht sehen/
was für grossen Profit ihme diese Souve-
rainit
ät bringen solte/ weil kein füglich
Mittel leichtlich sol gefunden werden/ so
viel grosse Städte wider ihren Willen zu
zwingen. Denn Casteele und Garniso-
nen würden die Commercien bald ruini-
ren/ weil diese/ wo sie recht floriren sollen/
keinen Zwang leyden. Und thut der
Printz wohl am besten/ wenn er sich mit
seiner Charge vergnügen lässet; weil er
doch wenn er klug ist/ und nach des
Volcks humeur sich anschicket/ fast thun

kan/

Das VI. Capitel
Printzen Pfeiffe dantzen/ deſſen intereſ-
ſe
auch darin mit dem gemeinen Beſten
ſtreitet/ daß da fuͤr Holland keine Krie-
ge zu Lande dienlich ſind/ jener als Gene-
ral durch die frembde milice geſteiffet
im Kriege das groͤſte Anſehen hat. Deß
wegen denn bey dieſer Regierungsform
keine beſtaͤndige innerliche Ruhe und
Feſtigkeit zu vermuthen. Und koͤnte es
ſich leichte fuͤgen/ daß dem Printzen die
ambition ankaͤme ſich ſouverain zu ma-
chen. Jnmaſſen denn A. 1675. als die Pro-
vintz Gelderland ihme die Souverainitaͤt
uͤber ſich anbot/ er nicht undeutlich zu veꝛ-
ſtehen gab/ er ſolte wohl nicht wie Saul
ſich hinter die Faͤſſer verſtecken/ wenn die
andern Provintzien auch ſo wolten. Je-
doch koͤnnen kluge Leute nicht ſehen/
was fuͤr groſſen Profit ihme dieſe Souve-
rainit
aͤt bringen ſolte/ weil kein fuͤglich
Mittel leichtlich ſol gefunden werden/ ſo
viel groſſe Staͤdte wider ihren Willen zu
zwingen. Denn Caſteele und Garniſo-
nen wuͤrden die Commercien bald ruini-
ren/ weil dieſe/ wo ſie recht floriren ſollen/
keinen Zwang leyden. Und thut der
Printz wohl am beſten/ wenn er ſich mit
ſeiner Charge vergnuͤgen laͤſſet; weil er
doch wenn er klug iſt/ und nach des
Volcks humeur ſich anſchicket/ faſt thun

kan/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0570" n="540"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Printzen Pfeiffe dantzen/ de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">intere&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e</hi> auch darin mit dem gemeinen Be&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;treitet/ daß da fu&#x0364;r Holland keine Krie-<lb/>
ge zu Lande dienlich &#x017F;ind/ jener als Gene-<lb/>
ral durch die frembde <hi rendition="#aq">milice</hi> ge&#x017F;teiffet<lb/>
im Kriege das gro&#x0364;&#x017F;te An&#x017F;ehen hat. Deß<lb/>
wegen denn bey die&#x017F;er Regierungsform<lb/>
keine be&#x017F;ta&#x0364;ndige innerliche Ruhe und<lb/>
Fe&#x017F;tigkeit zu vermuthen. Und ko&#x0364;nte es<lb/>
&#x017F;ich leichte fu&#x0364;gen/ daß dem Printzen die<lb/><hi rendition="#aq">ambition</hi> anka&#x0364;me &#x017F;ich <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain</hi> zu ma-<lb/>
chen. Jnma&#x017F;&#x017F;en denn <hi rendition="#aq">A.</hi> 1675. als die Pro-<lb/>
vintz Gelderland ihme die <hi rendition="#aq">Souverainit</hi>a&#x0364;t<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich anbot/ er nicht undeutlich zu ve&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;tehen gab/ er &#x017F;olte wohl nicht wie Saul<lb/>
&#x017F;ich hinter die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;tecken/ wenn die<lb/>
andern Provintzien auch &#x017F;o wolten. Je-<lb/>
doch ko&#x0364;nnen kluge Leute nicht &#x017F;ehen/<lb/>
was fu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Profit</hi> ihme die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Souve-<lb/>
rainit</hi>a&#x0364;t bringen &#x017F;olte/ weil kein fu&#x0364;glich<lb/>
Mittel leichtlich &#x017F;ol gefunden werden/ &#x017F;o<lb/>
viel gro&#x017F;&#x017F;e Sta&#x0364;dte wider ihren Willen zu<lb/>
zwingen. Denn Ca&#x017F;teele und Garni&#x017F;o-<lb/>
nen wu&#x0364;rden die Commercien bald <hi rendition="#aq">ruini-</hi><lb/>
ren/ weil die&#x017F;e/ wo &#x017F;ie recht <hi rendition="#aq">florir</hi>en &#x017F;ollen/<lb/>
keinen Zwang leyden. Und thut der<lb/>
Printz wohl am be&#x017F;ten/ wenn er &#x017F;ich mit<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#aq">Charge</hi> vergnu&#x0364;gen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; weil er<lb/>
doch wenn er klug i&#x017F;t/ und nach des<lb/>
Volcks <hi rendition="#aq">humeur</hi> &#x017F;ich an&#x017F;chicket/ fa&#x017F;t thun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kan/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[540/0570] Das VI. Capitel Printzen Pfeiffe dantzen/ deſſen intereſ- ſe auch darin mit dem gemeinen Beſten ſtreitet/ daß da fuͤr Holland keine Krie- ge zu Lande dienlich ſind/ jener als Gene- ral durch die frembde milice geſteiffet im Kriege das groͤſte Anſehen hat. Deß wegen denn bey dieſer Regierungsform keine beſtaͤndige innerliche Ruhe und Feſtigkeit zu vermuthen. Und koͤnte es ſich leichte fuͤgen/ daß dem Printzen die ambition ankaͤme ſich ſouverain zu ma- chen. Jnmaſſen denn A. 1675. als die Pro- vintz Gelderland ihme die Souverainitaͤt uͤber ſich anbot/ er nicht undeutlich zu veꝛ- ſtehen gab/ er ſolte wohl nicht wie Saul ſich hinter die Faͤſſer verſtecken/ wenn die andern Provintzien auch ſo wolten. Je- doch koͤnnen kluge Leute nicht ſehen/ was fuͤr groſſen Profit ihme dieſe Souve- rainitaͤt bringen ſolte/ weil kein fuͤglich Mittel leichtlich ſol gefunden werden/ ſo viel groſſe Staͤdte wider ihren Willen zu zwingen. Denn Caſteele und Garniſo- nen wuͤrden die Commercien bald ruini- ren/ weil dieſe/ wo ſie recht floriren ſollen/ keinen Zwang leyden. Und thut der Printz wohl am beſten/ wenn er ſich mit ſeiner Charge vergnuͤgen laͤſſet; weil er doch wenn er klug iſt/ und nach des Volcks humeur ſich anſchicket/ faſt thun kan/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/570
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/570>, abgerufen am 16.07.2024.