Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VI. Capitel expedient, daß Spanien und Albertus er-klärete/ sie wolten mit den vereinigten Niederländern als mit freyen Völckern tractiren. Und da sie auch dieses erstlich nicht annehmen wolten/ sagte der Praesi- dent Jannin, der wegen Franckreich bey den Tractaten war: Dieses Wörtlein würde weder Spanien Kräffte/ noch ih- rem Staat Schwäche geben/ und mü- sten doch ihre Sicherheit nicht auf Wor- te/ sondern Stärcke der Waffen bauen. Es behielten auch beyde Parten/ was sie damahls inne hatten/ und die Holländer behaupteten ihre Schiffarth nach Ost- Jndien/ daraus die Spanier sie gerne wiederumb gesetzt hätten. Daß aber Hol- land bey so wohl stehenden Sachen in Stillstand gewilliget/ scheinet wohl die vornehmste Ursach gewesen zu seyn/ daß sie Franckreich für suspect hielten/ damit es nicht/ ehe man sichs versehe/ Flandern wegschnappete/ woraus sie auch ihren ruin ins künfftige befahreten: und weil des Graf Moritz autorität/ so in Kriegs- zeiten viel galt/ ihrer Freyheit sehr schwer fiel. Und dieses war die erste Stuffe/ daß Holland zu einer rechtmässigen Re- public ward. A. 1609. §. 12. Bald nach dem Stillstand mach- dern
Das VI. Capitel expedient, daß Spanien und Albertus er-klaͤrete/ ſie wolten mit den vereinigten Niederlaͤndern als mit freyen Voͤlckern tractiren. Und da ſie auch dieſes erſtlich nicht annehmen wolten/ ſagte der Præſi- dent Jannin, der wegen Franckreich bey den Tractaten war: Dieſes Woͤrtlein wuͤrde weder Spanien Kraͤffte/ noch ih- rem Staat Schwaͤche geben/ und muͤ- ſten doch ihre Sicherheit nicht auf Wor- te/ ſondern Staͤrcke der Waffen bauen. Es behielten auch beyde Parten/ was ſie damahls inne hatten/ und die Hollaͤnder behaupteten ihre Schiffarth nach Oſt- Jndien/ daraus die Spanier ſie gerne wiederumb geſetzt haͤtten. Daß aber Hol- land bey ſo wohl ſtehenden Sachen in Stillſtand gewilliget/ ſcheinet wohl die vornehmſte Urſach geweſen zu ſeyn/ daß ſie Franckreich fuͤr ſuſpect hielten/ damit es nicht/ ehe man ſichs verſehe/ Flandern wegſchnappete/ woraus ſie auch ihren ruin ins kuͤnfftige befahreten: und weil des Graf Moritz autoritaͤt/ ſo in Kriegs- zeiten viel galt/ ihrer Freyheit ſehr ſchwer fiel. Und dieſes war die erſte Stuffe/ daß Holland zu einer rechtmaͤſſigen Re- public ward. A. 1609. §. 12. Bald nach dem Stillſtand mach- dern
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Das VI. Capitel
expedient, daß Spanien und Albertus er-
klaͤrete/ ſie wolten mit den vereinigten
Niederlaͤndern als mit freyen Voͤlckern
tractiren. Und da ſie auch dieſes erſtlich
nicht annehmen wolten/ ſagte der Præſi-
dent Jannin, der wegen Franckreich bey
den Tractaten war: Dieſes Woͤrtlein
wuͤrde weder Spanien Kraͤffte/ noch ih-
rem Staat Schwaͤche geben/ und muͤ-
ſten doch ihre Sicherheit nicht auf Wor-
te/ ſondern Staͤrcke der Waffen bauen.
Es behielten auch beyde Parten/ was ſie
damahls inne hatten/ und die Hollaͤnder
behaupteten ihre Schiffarth nach Oſt-
Jndien/ daraus die Spanier ſie gerne
wiederumb geſetzt haͤtten. Daß aber Hol-
land bey ſo wohl ſtehenden Sachen in
Stillſtand gewilliget/ ſcheinet wohl die
vornehmſte Urſach geweſen zu ſeyn/ daß
ſie Franckreich fuͤr ſuſpect hielten/ damit
es nicht/ ehe man ſichs verſehe/ Flandern
wegſchnappete/ woraus ſie auch ihren
ruin ins kuͤnfftige befahreten: und weil
des Graf Moritz autoritaͤt/ ſo in Kriegs-
zeiten viel galt/ ihrer Freyheit ſehr ſchwer
fiel. Und dieſes war die erſte Stuffe/
daß Holland zu einer rechtmaͤſſigen Re-
public ward. A. 1609.
§. 12. Bald nach dem Stillſtand mach-
te die Juͤlichſche ſucceſſion den Hollaͤn-
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