Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
Ertzher-
tzog Al-
hert.
Albert als Gouverneur von Niederland
an/ welcher den Anfang seiner Regie-
rung unter andern mit Eroberung von
Hulst berühmt machte. Jedoch weil Phi-
lippus
wegen überhäuffter Schulden
bancorotto spielen muste/ kunte Alber-
tus wegen Geldmangel im folgenden
Jahre nichts ausrichten/ und bekam noch
darzu bey Tournhout ziemlich Stösse.
So hatte auch die Noth und Begierde
des Gewinns den Holländern einen Weg
zu grossem Reichthum gewiesen/ nach-
dem ihnen die Schiffarth auf Spanien
und Portugal/ die sie bißhero unter
frembden Flaggen fortgesetzet/ abge-
schnitten ward/ als ob sie auf diese Weise
desto leichter wiederumb könten zum
Gehorsam gebracht werden. Denn die-
ses bewegte die Holländer/ daß sie selbst
Jndien zu besegeln trachteten/ und deß-
wegen versuchten sie zu erst umb den
Norden einen kürtzern Weg nach Jn-
dien zu finden. Als aber dieses mißlung/
nahmen sie die gewöhnliche Strasse umb
Africa/ und nachdem sie endlich mit gros-
Ost-Jndi-
sche Com-
pagnie.
ser Mühe und Widerstand der Portuge-
sen diese Fahrt eingerichtet/ machten die
Kauffleute/ und andere Reiche/ die ihr
capital nicht anders anzulegen wusten/
verschiedene Compagnien dorthin zu

han-

Das V. Capitel
Ertzher-
tzog Al-
hert.
Albert als Gouverneur von Niederland
an/ welcher den Anfang ſeiner Regie-
rung unter andern mit Eroberung von
Hulſt beruͤhmt machte. Jedoch weil Phi-
lippus
wegen uͤberhaͤuffter Schulden
bancorotto ſpielen muſte/ kunte Alber-
tus wegen Geldmangel im folgenden
Jahꝛe nichts ausrichten/ und bekam noch
darzu bey Tournhout ziemlich Stoͤſſe.
So hatte auch die Noth und Begierde
des Gewinns den Hollaͤndern einen Weg
zu groſſem Reichthum gewieſen/ nach-
dem ihnen die Schiffarth auf Spanien
und Portugal/ die ſie bißhero unter
frembden Flaggen fortgeſetzet/ abge-
ſchnitten ward/ als ob ſie auf dieſe Weiſe
deſto leichter wiederumb koͤnten zum
Gehorſam gebracht werden. Denn die-
ſes bewegte die Hollaͤnder/ daß ſie ſelbſt
Jndien zu beſegeln trachteten/ und deß-
wegen verſuchten ſie zu erſt umb den
Norden einen kuͤrtzern Weg nach Jn-
dien zu finden. Als aber dieſes mißlung/
nahmen ſie die gewoͤhnliche Straſſe umb
Africa/ und nachdem ſie endlich mit groſ-
Oſt-Jndi-
ſche Com-
pagnie.
ſer Muͤhe und Widerſtand der Portuge-
ſen dieſe Fahrt eingerichtet/ machten die
Kauffleute/ und andere Reiche/ die ihr
capital nicht anders anzulegen wuſten/
verſchiedene Compagnien dorthin zu

han-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0538" n="508"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><note place="left">Ertzher-<lb/>
tzog Al-<lb/>
hert.</note>Albert als <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> von Niederland<lb/>
an/ welcher den Anfang &#x017F;einer Regie-<lb/>
rung unter andern mit Eroberung von<lb/>
Hul&#x017F;t beru&#x0364;hmt machte. Jedoch weil <hi rendition="#aq">Phi-<lb/>
lippus</hi> wegen u&#x0364;berha&#x0364;uffter Schulden<lb/><hi rendition="#aq">bancorotto</hi> &#x017F;pielen mu&#x017F;te/ kunte Alber-<lb/>
tus wegen Geldmangel im folgenden<lb/>
Jah&#xA75B;e nichts ausrichten/ und bekam noch<lb/>
darzu bey <hi rendition="#aq">Tournhout</hi> ziemlich Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
So hatte auch die Noth und Begierde<lb/>
des Gewinns den Holla&#x0364;ndern einen Weg<lb/>
zu gro&#x017F;&#x017F;em Reichthum gewie&#x017F;en/ nach-<lb/>
dem ihnen die Schiffarth auf Spanien<lb/>
und Portugal/ die &#x017F;ie bißhero unter<lb/>
frembden Flaggen fortge&#x017F;etzet/ abge-<lb/>
&#x017F;chnitten ward/ als ob &#x017F;ie auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
de&#x017F;to leichter wiederumb ko&#x0364;nten zum<lb/>
Gehor&#x017F;am gebracht werden. Denn die-<lb/>
&#x017F;es bewegte die Holla&#x0364;nder/ daß &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Jndien zu be&#x017F;egeln trachteten/ und deß-<lb/>
wegen ver&#x017F;uchten &#x017F;ie zu er&#x017F;t umb den<lb/>
Norden einen ku&#x0364;rtzern Weg nach Jn-<lb/>
dien zu finden. Als aber die&#x017F;es mißlung/<lb/>
nahmen &#x017F;ie die gewo&#x0364;hnliche Stra&#x017F;&#x017F;e umb<lb/>
Africa/ und nachdem &#x017F;ie endlich mit gro&#x017F;-<lb/><note place="left">O&#x017F;t-Jndi-<lb/>
&#x017F;che Com-<lb/>
pagnie.</note>&#x017F;er Mu&#x0364;he und Wider&#x017F;tand der Portuge-<lb/>
&#x017F;en die&#x017F;e Fahrt eingerichtet/ machten die<lb/>
Kauffleute/ und andere Reiche/ die ihr<lb/><hi rendition="#aq">capital</hi> nicht anders anzulegen wu&#x017F;ten/<lb/>
ver&#x017F;chiedene Compagnien dorthin zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">han-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0538] Das V. Capitel Albert als Gouverneur von Niederland an/ welcher den Anfang ſeiner Regie- rung unter andern mit Eroberung von Hulſt beruͤhmt machte. Jedoch weil Phi- lippus wegen uͤberhaͤuffter Schulden bancorotto ſpielen muſte/ kunte Alber- tus wegen Geldmangel im folgenden Jahꝛe nichts ausrichten/ und bekam noch darzu bey Tournhout ziemlich Stoͤſſe. So hatte auch die Noth und Begierde des Gewinns den Hollaͤndern einen Weg zu groſſem Reichthum gewieſen/ nach- dem ihnen die Schiffarth auf Spanien und Portugal/ die ſie bißhero unter frembden Flaggen fortgeſetzet/ abge- ſchnitten ward/ als ob ſie auf dieſe Weiſe deſto leichter wiederumb koͤnten zum Gehorſam gebracht werden. Denn die- ſes bewegte die Hollaͤnder/ daß ſie ſelbſt Jndien zu beſegeln trachteten/ und deß- wegen verſuchten ſie zu erſt umb den Norden einen kuͤrtzern Weg nach Jn- dien zu finden. Als aber dieſes mißlung/ nahmen ſie die gewoͤhnliche Straſſe umb Africa/ und nachdem ſie endlich mit groſ- ſer Muͤhe und Widerſtand der Portuge- ſen dieſe Fahrt eingerichtet/ machten die Kauffleute/ und andere Reiche/ die ihr capital nicht anders anzulegen wuſten/ verſchiedene Compagnien dorthin zu han- Ertzher- tzog Al- hert. Oſt-Jndi- ſche Com- pagnie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/538
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/538>, abgerufen am 22.11.2024.