Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
ten/ angesehen/ wann solches recht ver-
einiget wäre/ es grössere Armeen/ und
die an Güte den Frantzosen nichts solten
nachgeben aufbringen könte; solte es
auch wohl in die Länge mit jenem aus-
halten. Allein so lang es in jetzigem Zu-
stand ist/ scheinet nicht wohl müglich zu
seyn/ daß alle und jede Glieder vom
Teutschen Reich sich in einen beständigen
und langen Krieg einlassen/ und densel-
ben unverdrossen ausführen solten: an-
gesehen es unmüglich/ daß alle und jede
Stände an sothanem Krieg gleich Inter-
esse
haben können; sondern müsten theils
vielmehr ausdessen Langwierigkeit ihren
innerlichen Ruin und Unterdruckung be-
sorgen/ wenn auch gleich selbiger Krieg
für sie glücklich solte lauffen/ denn wenn
es übel hergehet/ müssen sie ohne Zweiffel
Haar lassen.

Franck-
reichs
Kräffte
in Re-
gard
vie-ler.
§. 29.

Wenn man aber nun setzen
will/ daß Franckreich zugleich von
vielen solte angegriffen werden; so ist
erstlich zu beobachten/ daß einige Staa-
ten von Europa so beschaffen seyn/ daß
sie bey so bewandten Sachen sich gegen
Franckreich nimmer conjungiren wer-
den. Also wird nach jetzigem Zustande
sich Portugal mit Spanien/ Schweden
mit Dennemarck/ Polen mit Oester-

reich

Das V. Capitel
ten/ angeſehen/ wann ſolches recht ver-
einiget waͤre/ es groͤſſere Armeen/ und
die an Guͤte den Frantzoſen nichts ſolten
nachgeben aufbringen koͤnte; ſolte es
auch wohl in die Laͤnge mit jenem aus-
halten. Allein ſo lang es in jetzigem Zu-
ſtand iſt/ ſcheinet nicht wohl muͤglich zu
ſeyn/ daß alle und jede Glieder vom
Teutſchen Reich ſich in einen beſtaͤndigen
und langen Krieg einlaſſen/ und denſel-
ben unverdroſſen ausfuͤhren ſolten: an-
geſehen es unmuͤglich/ daß alle und jede
Staͤnde an ſothanem Krieg gleich Inter-
eſſe
haben koͤnnen; ſondern muͤſten theils
vielmehr ausdeſſen Langwierigkeit ihren
innerlichen Ruin und Unterdruckung be-
ſorgen/ wenn auch gleich ſelbiger Krieg
fuͤr ſie gluͤcklich ſolte lauffen/ denn wenn
es uͤbel hergehet/ muͤſſen ſie ohne Zweiffel
Haar laſſen.

Franck-
reichs
Kraͤffte
in Re-
gard
vie-ler.
§. 29.

Wenn man aber nun ſetzen
will/ daß Franckreich zugleich von
vielen ſolte angegriffen werden; ſo iſt
erſtlich zu beobachten/ daß einige Staa-
ten von Europa ſo beſchaffen ſeyn/ daß
ſie bey ſo bewandten Sachen ſich gegen
Franckreich nimmer conjungiren wer-
den. Alſo wird nach jetzigem Zuſtande
ſich Portugal mit Spanien/ Schweden
mit Dennemarck/ Polen mit Oeſter-

reich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0504" n="474"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
ten/ ange&#x017F;ehen/ wann &#x017F;olches recht ver-<lb/>
einiget wa&#x0364;re/ es gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Armeen/ und<lb/>
die an Gu&#x0364;te den Frantzo&#x017F;en nichts &#x017F;olten<lb/>
nachgeben aufbringen ko&#x0364;nte; &#x017F;olte es<lb/>
auch wohl in die La&#x0364;nge mit jenem aus-<lb/>
halten. Allein &#x017F;o lang es in jetzigem Zu-<lb/>
&#x017F;tand i&#x017F;t/ &#x017F;cheinet nicht wohl mu&#x0364;glich zu<lb/>
&#x017F;eyn/ daß alle und jede Glieder vom<lb/>
Teut&#x017F;chen Reich &#x017F;ich in einen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
und langen Krieg einla&#x017F;&#x017F;en/ und den&#x017F;el-<lb/>
ben unverdro&#x017F;&#x017F;en ausfu&#x0364;hren &#x017F;olten: an-<lb/>
ge&#x017F;ehen es unmu&#x0364;glich/ daß alle und jede<lb/>
Sta&#x0364;nde an &#x017F;othanem Krieg gleich <hi rendition="#aq">Inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> haben ko&#x0364;nnen; &#x017F;ondern mu&#x0364;&#x017F;ten theils<lb/>
vielmehr ausde&#x017F;&#x017F;en Langwierigkeit ihren<lb/>
innerlichen <hi rendition="#aq">Ruin</hi> und Unterdruckung be-<lb/>
&#x017F;orgen/ wenn auch gleich &#x017F;elbiger Krieg<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie glu&#x0364;cklich &#x017F;olte lauffen/ denn wenn<lb/>
es u&#x0364;bel hergehet/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ohne Zweiffel<lb/>
Haar la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <note place="left">Franck-<lb/>
reichs<lb/>
Kra&#x0364;ffte<lb/>
in <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
gard</hi> vie-ler.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 29.</head>
            <p>Wenn man aber nun &#x017F;etzen<lb/>
will/ daß Franckreich zugleich von<lb/>
vielen &#x017F;olte angegriffen werden; &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
er&#x017F;tlich zu beobachten/ daß einige Staa-<lb/>
ten von <hi rendition="#aq">Europa</hi> &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn/ daß<lb/>
&#x017F;ie bey &#x017F;o bewandten Sachen &#x017F;ich gegen<lb/>
Franckreich nimmer <hi rendition="#aq">conjungi</hi>ren wer-<lb/>
den. Al&#x017F;o wird nach jetzigem Zu&#x017F;tande<lb/>
&#x017F;ich Portugal mit Spanien/ Schweden<lb/>
mit Dennemarck/ Polen mit Oe&#x017F;ter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0504] Das V. Capitel ten/ angeſehen/ wann ſolches recht ver- einiget waͤre/ es groͤſſere Armeen/ und die an Guͤte den Frantzoſen nichts ſolten nachgeben aufbringen koͤnte; ſolte es auch wohl in die Laͤnge mit jenem aus- halten. Allein ſo lang es in jetzigem Zu- ſtand iſt/ ſcheinet nicht wohl muͤglich zu ſeyn/ daß alle und jede Glieder vom Teutſchen Reich ſich in einen beſtaͤndigen und langen Krieg einlaſſen/ und denſel- ben unverdroſſen ausfuͤhren ſolten: an- geſehen es unmuͤglich/ daß alle und jede Staͤnde an ſothanem Krieg gleich Inter- eſſe haben koͤnnen; ſondern muͤſten theils vielmehr ausdeſſen Langwierigkeit ihren innerlichen Ruin und Unterdruckung be- ſorgen/ wenn auch gleich ſelbiger Krieg fuͤr ſie gluͤcklich ſolte lauffen/ denn wenn es uͤbel hergehet/ muͤſſen ſie ohne Zweiffel Haar laſſen. §. 29. Wenn man aber nun ſetzen will/ daß Franckreich zugleich von vielen ſolte angegriffen werden; ſo iſt erſtlich zu beobachten/ daß einige Staa- ten von Europa ſo beſchaffen ſeyn/ daß ſie bey ſo bewandten Sachen ſich gegen Franckreich nimmer conjungiren wer- den. Alſo wird nach jetzigem Zuſtande ſich Portugal mit Spanien/ Schweden mit Dennemarck/ Polen mit Oeſter- reich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/504
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/504>, abgerufen am 20.11.2024.