Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das V. Capitel Das Parlament zu Paris pflegte auchofft dem König sich zuwidersetzen/ und zu praetendiren/ daß auch in Staats- Sachen der König ohne ihren Consens nichts Hauptsächliches fürnehmen sol- te. Aber bey des jetzigen Königs Zeiten hat man es angewiesen sich bloß umb Ju- stitz-Sachen zu bekümmern/ und was sonsten dem Könige ihnen zu committi- ren beliebet. Es rühmet auch die Frantzö- sische Kirche eine gewisse Freyheit in An- sehen des Römischen Stuhls zu haben/ so daß sie dem Pabst nicht alle Autorität/ die er praetendiret/ gestehen will. Jn- massen auch der König die Nomination zu den Bisthümern und Apteyen hat. Welches alles nicht wenig zu den Kräff- ten von Franckreich dienet/ im Fall nur ein gütiger und kluger König am Ruder sitzet. von Franck- reich in Regard von En-geland. §. 28. Wenn wir nun die Kräffte von auch
Das V. Capitel Das Parlament zu Paris pflegte auchofft dem Koͤnig ſich zuwiderſetzen/ und zu prætendiren/ daß auch in Staats- Sachen der Koͤnig ohne ihren Conſens nichts Hauptſaͤchliches fuͤrnehmen ſol- te. Aber bey des jetzigen Koͤnigs Zeiten hat man es angewieſen ſich bloß umb Ju- ſtitz-Sachen zu bekuͤmmern/ und was ſonſten dem Koͤnige ihnen zu committi- ren beliebet. Es ruͤhmet auch die Frantzoͤ- ſiſche Kirche eine gewiſſe Freyheit in An- ſehen des Roͤmiſchen Stuhls zu haben/ ſo daß ſie dem Pabſt nicht alle Autoritaͤt/ die er prætendiret/ geſtehen will. Jn- maſſen auch der Koͤnig die Nomination zu den Biſthuͤmern und Apteyen hat. Welches alles nicht wenig zu den Kraͤff- ten von Franckreich dienet/ im Fall nur ein guͤtiger und kluger Koͤnig am Ruder ſitzet. von Franck- reich in Regard von En-geland. §. 28. Wenn wir nun die Kraͤffte von auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0500" n="470"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> Das Parlament zu Paris pflegte auch<lb/> offt dem Koͤnig ſich zuwiderſetzen/ und<lb/> zu <hi rendition="#aq">prætendi</hi>ren/ daß auch in Staats-<lb/> Sachen der Koͤnig ohne ihren <hi rendition="#aq">Conſens</hi><lb/> nichts Hauptſaͤchliches fuͤrnehmen ſol-<lb/> te. Aber bey des jetzigen Koͤnigs Zeiten<lb/> hat man es angewieſen ſich bloß umb <hi rendition="#aq">Ju-<lb/> ſtitz-</hi>Sachen zu bekuͤmmern/ und was<lb/> ſonſten dem Koͤnige ihnen zu <hi rendition="#aq">committi-</hi><lb/> ren beliebet. Es ruͤhmet auch die Frantzoͤ-<lb/> ſiſche Kirche eine gewiſſe Freyheit in An-<lb/> ſehen des Roͤmiſchen Stuhls zu haben/<lb/> ſo daß ſie dem Pabſt nicht alle <hi rendition="#aq">Autori</hi>taͤt/<lb/> die er <hi rendition="#aq">prætendi</hi>ret/ geſtehen will. Jn-<lb/> maſſen auch der Koͤnig die <hi rendition="#aq">Nomination</hi><lb/> zu den Biſthuͤmern und Apteyen hat.<lb/> Welches alles nicht wenig zu den Kraͤff-<lb/> ten von Franckreich dienet/ im Fall nur<lb/> ein guͤtiger und kluger Koͤnig am Ruder<lb/> ſitzet.</p><lb/> <note place="left">Kraͤffte<lb/> von<lb/> Franck-<lb/> reich in<lb/><hi rendition="#aq">Regard</hi><lb/> von En-geland.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 28.</head> <p>Wenn wir nun die Kraͤffte von<lb/> Franckreich gegen ſeine Nachbarn erwe-<lb/> gen/ ſo befindet ſichs/ daß in der Chri-<lb/> ſtenheit kein Staat ſey/ dem einzeln und<lb/> fuͤr ſich ſelbſt Franckreich nicht gleich<lb/> gehe/ oder ihn uͤbertreffe. Zwar ha-<lb/> ben in vorigen Zeiten die Engliſchen<lb/> Franckreich ſehr warm gehalten. Al-<lb/> lein es hatten jene damahls einige gute<lb/> Stuͤcken von Franckreich inne; es ſtunden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [470/0500]
Das V. Capitel
Das Parlament zu Paris pflegte auch
offt dem Koͤnig ſich zuwiderſetzen/ und
zu prætendiren/ daß auch in Staats-
Sachen der Koͤnig ohne ihren Conſens
nichts Hauptſaͤchliches fuͤrnehmen ſol-
te. Aber bey des jetzigen Koͤnigs Zeiten
hat man es angewieſen ſich bloß umb Ju-
ſtitz-Sachen zu bekuͤmmern/ und was
ſonſten dem Koͤnige ihnen zu committi-
ren beliebet. Es ruͤhmet auch die Frantzoͤ-
ſiſche Kirche eine gewiſſe Freyheit in An-
ſehen des Roͤmiſchen Stuhls zu haben/
ſo daß ſie dem Pabſt nicht alle Autoritaͤt/
die er prætendiret/ geſtehen will. Jn-
maſſen auch der Koͤnig die Nomination
zu den Biſthuͤmern und Apteyen hat.
Welches alles nicht wenig zu den Kraͤff-
ten von Franckreich dienet/ im Fall nur
ein guͤtiger und kluger Koͤnig am Ruder
ſitzet.
§. 28. Wenn wir nun die Kraͤffte von
Franckreich gegen ſeine Nachbarn erwe-
gen/ ſo befindet ſichs/ daß in der Chri-
ſtenheit kein Staat ſey/ dem einzeln und
fuͤr ſich ſelbſt Franckreich nicht gleich
gehe/ oder ihn uͤbertreffe. Zwar ha-
ben in vorigen Zeiten die Engliſchen
Franckreich ſehr warm gehalten. Al-
lein es hatten jene damahls einige gute
Stuͤcken von Franckreich inne; es ſtunden
auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/500 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/500>, abgerufen am 23.02.2025. |