Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
Seculo nicht höher als 9. a 10. Millionen/
zu Henrici IV. Zeiten auf 16. Millionen/
Anno 1639. auf 77. Millionen gestiegen/
welcher grosse Unterschied zwar zum
Theil herkommt von dem veränderten
Werth des Geldes/ und daß man die
Auflagen verhöhet hat/ doch ist ohne
Zweiffel die gröste Ursach hierzu/ daß die
Mittel Geld an sich zu ziehen seithero in
Franckreich vermehret sind.

Regl-
ment von
Franck-reich.
§. 27.

Wegen der Regiments-Form
in Franckreich ist dieses zu beobachten/
daß es vor alten Zeiten mächtige Hertzo-
ge/ Grafen und Herren alldar gegeben/
die grosse Landschafften zu Lehen von der
Cron trugen; doch daß sie den Königen
nicht mehr parirten/ als es ihnen selbst
gelüstete/ oder als die Könige im Stand
waren sie mit Gewalt zum Gehorsam
zu bringen. Jedoch sind solche alle nach
der Hand ausgangen/ und ihre Länder
der Cron wieder einverleibet worden.
Und sind jetzo die Hertzogthümer und
Grafschafften in Franckreich nichts an-
ders als Adeliche Güter mit einem sotha-
nen hohen Character vom König bega-
bet/ ohne alle hohe Lands-Fürstliche
Obrigkeit und Jurisdiction, da man auch
vorhin des Königs Söhnen pflegete ge-
wisse Landschafften einzugeben/ von de-

nen

Das V. Capitel
Seculo nicht hoͤher als 9. à 10. Millionen/
zu Henrici IV. Zeiten auf 16. Millionen/
Anno 1639. auf 77. Millionen geſtiegen/
welcheꝛ groſſe Unterſchied zwar zum
Theil herkommt von dem veraͤnderten
Werth des Geldes/ und daß man die
Auflagen verhoͤhet hat/ doch iſt ohne
Zweiffel die groͤſte Urſach hierzu/ daß die
Mittel Geld an ſich zu ziehen ſeithero in
Franckreich vermehret ſind.

Regl-
ment von
Franck-reich.
§. 27.

Wegen der Regiments-Form
in Franckreich iſt dieſes zu beobachten/
daß es vor alten Zeiten maͤchtige Hertzo-
ge/ Grafen und Herren alldar gegeben/
die groſſe Landſchafften zu Lehen von der
Cron trugen; doch daß ſie den Koͤnigen
nicht mehr parirten/ als es ihnen ſelbſt
geluͤſtete/ oder als die Koͤnige im Stand
waren ſie mit Gewalt zum Gehorſam
zu bringen. Jedoch ſind ſolche alle nach
der Hand ausgangen/ und ihre Laͤnder
der Cron wieder einverleibet worden.
Und ſind jetzo die Hertzogthuͤmer und
Grafſchafften in Franckreich nichts an-
ders als Adeliche Guͤter mit einem ſotha-
nen hohen Character vom Koͤnig bega-
bet/ ohne alle hohe Lands-Fuͤrſtliche
Obrigkeit und Jurisdiction, da man auch
vorhin des Koͤnigs Soͤhnen pflegete ge-
wiſſe Landſchafften einzugeben/ von de-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0498" n="468"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Seculo</hi> nicht ho&#x0364;her als 9. <hi rendition="#aq">à</hi> 10. Millionen/<lb/>
zu <hi rendition="#aq">Henrici IV.</hi> Zeiten auf 16. Millionen/<lb/>
Anno 1639. auf 77. Millionen ge&#x017F;tiegen/<lb/>
welche&#xA75B; gro&#x017F;&#x017F;e Unter&#x017F;chied zwar zum<lb/>
Theil herkommt von dem vera&#x0364;nderten<lb/>
Werth des Geldes/ und daß man die<lb/>
Auflagen verho&#x0364;het hat/ doch i&#x017F;t ohne<lb/>
Zweiffel die gro&#x0364;&#x017F;te Ur&#x017F;ach hierzu/ daß die<lb/>
Mittel Geld an &#x017F;ich zu ziehen &#x017F;eithero in<lb/>
Franckreich vermehret &#x017F;ind.</p><lb/>
            <note place="left">Regl-<lb/>
ment von<lb/>
Franck-reich.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 27.</head>
            <p>Wegen der Regiments-Form<lb/>
in Franckreich i&#x017F;t die&#x017F;es zu beobachten/<lb/>
daß es vor alten Zeiten ma&#x0364;chtige Hertzo-<lb/>
ge/ Grafen und Herren alldar gegeben/<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;e Land&#x017F;chafften zu Lehen von der<lb/>
Cron trugen; doch daß &#x017F;ie den Ko&#x0364;nigen<lb/>
nicht mehr <hi rendition="#aq">parir</hi>ten/ als es ihnen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gelu&#x0364;&#x017F;tete/ oder als die Ko&#x0364;nige im Stand<lb/>
waren &#x017F;ie mit Gewalt zum Gehor&#x017F;am<lb/>
zu bringen. Jedoch &#x017F;ind &#x017F;olche alle nach<lb/>
der Hand ausgangen/ und ihre La&#x0364;nder<lb/>
der Cron wieder einverleibet worden.<lb/>
Und &#x017F;ind jetzo die Hertzogthu&#x0364;mer und<lb/>
Graf&#x017F;chafften in Franckreich nichts an-<lb/>
ders als Adeliche Gu&#x0364;ter mit einem &#x017F;otha-<lb/>
nen hohen <hi rendition="#aq">Character</hi> vom Ko&#x0364;nig bega-<lb/>
bet/ ohne alle hohe Lands-Fu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Obrigkeit und <hi rendition="#aq">Jurisdiction,</hi> da man auch<lb/>
vorhin des Ko&#x0364;nigs So&#x0364;hnen pflegete ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Land&#x017F;chafften einzugeben/ von de-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0498] Das V. Capitel Seculo nicht hoͤher als 9. à 10. Millionen/ zu Henrici IV. Zeiten auf 16. Millionen/ Anno 1639. auf 77. Millionen geſtiegen/ welcheꝛ groſſe Unterſchied zwar zum Theil herkommt von dem veraͤnderten Werth des Geldes/ und daß man die Auflagen verhoͤhet hat/ doch iſt ohne Zweiffel die groͤſte Urſach hierzu/ daß die Mittel Geld an ſich zu ziehen ſeithero in Franckreich vermehret ſind. §. 27. Wegen der Regiments-Form in Franckreich iſt dieſes zu beobachten/ daß es vor alten Zeiten maͤchtige Hertzo- ge/ Grafen und Herren alldar gegeben/ die groſſe Landſchafften zu Lehen von der Cron trugen; doch daß ſie den Koͤnigen nicht mehr parirten/ als es ihnen ſelbſt geluͤſtete/ oder als die Koͤnige im Stand waren ſie mit Gewalt zum Gehorſam zu bringen. Jedoch ſind ſolche alle nach der Hand ausgangen/ und ihre Laͤnder der Cron wieder einverleibet worden. Und ſind jetzo die Hertzogthuͤmer und Grafſchafften in Franckreich nichts an- ders als Adeliche Guͤter mit einem ſotha- nen hohen Character vom Koͤnig bega- bet/ ohne alle hohe Lands-Fuͤrſtliche Obrigkeit und Jurisdiction, da man auch vorhin des Koͤnigs Soͤhnen pflegete ge- wiſſe Landſchafften einzugeben/ von de- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/498
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/498>, abgerufen am 22.12.2024.