Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das V. Capitel elendiglich hanthieret/ und der Rest mitSchimpff nach Hause gewiesen ward. Durch welche action die Gunst des volcks gegen Guise, und die Verachtung gegen den König sich nicht wenig mehrete: und scheueten sich die Pfaffen zu Paris nicht mehr den König auf öffentlichen Can- tzeln einen Thrannen zu schelten. Als nun der König die Häupter der Lige in Paris gebührend abzustraffen gedach- te/ brachen sie in öffentlichen Auffruhr aus/ und rufften Guise als ihren Schutz- herrn nach Paris; weßwegen der Kö- nig sich bey Nacht von dannen weg be- gab/ A. 1588. Weil aber je mehr und mehr Städte zu der Lige fielen/ und der König sich nicht getrauete mit Gewalt etwas gegen sie auszurichten/ nahm er einen andern Weg für seinen Zweck zu erreichen/ und machte mit Guise ei- nen Vergleich zu dessen und der Lige höchsten Vortheil; Stellete sich auch/ als hätte er alle injurien vergessen/ bloß den von Guise dardurch sicher zu machen. Wie er denn auch durch solche Künste ihn auf die versammlung der Stände nach Blois lockete (unter währender Zeit der Her- tzog von Saphoyen die Marggrafschafft Saluzze, die noch eintzig den Frantzosen in
Das V. Capitel elendiglich hanthieret/ und der Reſt mitSchimpff nach Hauſe gewieſen ward. Durch welche action die Gunſt des volcks gegen Guiſe, und die Verachtung gegen den Koͤnig ſich nicht wenig mehrete: und ſcheueten ſich die Pfaffen zu Paris nicht mehr den Koͤnig auf oͤffentlichen Can- tzeln einen Thrannen zu ſchelten. Als nun der Koͤnig die Haͤupter der Lige in Paris gebuͤhrend abzuſtraffen gedach- te/ brachen ſie in oͤffentlichen Auffruhr aus/ und rufften Guiſe als ihren Schutz- herrn nach Paris; weßwegen der Koͤ- nig ſich bey Nacht von dannen weg be- gab/ A. 1588. Weil aber je mehr und mehr Staͤdte zu der Lige fielen/ und der Koͤnig ſich nicht getrauete mit Gewalt etwas gegen ſie auszurichten/ nahm er einen andern Weg fuͤr ſeinen Zweck zu erreichen/ und machte mit Guiſe ei- nen Vergleich zu deſſen und der Lige hoͤchſten Vortheil; Stellete ſich auch/ als haͤtte er alle injurien vergeſſen/ bloß den von Guiſe darduꝛch ſicher zu machen. Wie er denn auch durch ſolche Kuͤnſte ihn auf die verſam̃lung deꝛ Staͤnde nach Blois lockete (unter waͤhrender Zeit der Her- tzog von Saphoyen die Maꝛggrafſchafft Saluzze, die noch eintzig den Frantzoſen in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0454" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> elendiglich hanthieret/ und der Reſt mit<lb/> Schimpff nach Hauſe gewieſen ward.<lb/> Durch welche <hi rendition="#aq">action</hi> die Gunſt des volcks<lb/> gegen <hi rendition="#aq">Guiſe,</hi> und die Verachtung gegen<lb/> den Koͤnig ſich nicht wenig mehrete: und<lb/> ſcheueten ſich die Pfaffen zu Paris nicht<lb/> mehr den Koͤnig auf oͤffentlichen Can-<lb/> tzeln einen Thrannen zu ſchelten. Als<lb/> nun der Koͤnig die Haͤupter der <hi rendition="#aq">Lige</hi> in<lb/> Paris gebuͤhrend abzuſtraffen gedach-<lb/> te/ brachen ſie in oͤffentlichen Auffruhr<lb/> aus/ und rufften <hi rendition="#aq">Guiſe</hi> als ihren Schutz-<lb/> herrn nach Paris; weßwegen der Koͤ-<lb/> nig ſich bey Nacht von dannen weg be-<lb/> gab/ <hi rendition="#aq">A.</hi> 1588. Weil aber je mehr und<lb/> mehr Staͤdte zu der <hi rendition="#aq">Lige</hi> fielen/ und der<lb/> Koͤnig ſich nicht getrauete mit Gewalt<lb/> etwas gegen ſie auszurichten/ nahm er<lb/> einen andern Weg fuͤr ſeinen Zweck<lb/> zu erreichen/ und machte mit <hi rendition="#aq">Guiſe</hi> ei-<lb/> nen Vergleich zu deſſen und der <hi rendition="#aq">Lige</hi><lb/> hoͤchſten Vortheil; Stellete ſich auch/<lb/> als haͤtte er alle <hi rendition="#aq">injuri</hi>en vergeſſen/ bloß<lb/> den von <hi rendition="#aq">Guiſe</hi> darduꝛch ſicher zu machen.<lb/> Wie er denn auch durch ſolche Kuͤnſte ihn<lb/> auf die verſam̃lung deꝛ Staͤnde nach <hi rendition="#aq">Blois</hi><lb/> lockete (unter waͤhrender Zeit der Her-<lb/> tzog von Saphoyen die Maꝛggrafſchafft<lb/><hi rendition="#aq">Saluzze,</hi> die noch eintzig den Frantzoſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [424/0454]
Das V. Capitel
elendiglich hanthieret/ und der Reſt mit
Schimpff nach Hauſe gewieſen ward.
Durch welche action die Gunſt des volcks
gegen Guiſe, und die Verachtung gegen
den Koͤnig ſich nicht wenig mehrete: und
ſcheueten ſich die Pfaffen zu Paris nicht
mehr den Koͤnig auf oͤffentlichen Can-
tzeln einen Thrannen zu ſchelten. Als
nun der Koͤnig die Haͤupter der Lige in
Paris gebuͤhrend abzuſtraffen gedach-
te/ brachen ſie in oͤffentlichen Auffruhr
aus/ und rufften Guiſe als ihren Schutz-
herrn nach Paris; weßwegen der Koͤ-
nig ſich bey Nacht von dannen weg be-
gab/ A. 1588. Weil aber je mehr und
mehr Staͤdte zu der Lige fielen/ und der
Koͤnig ſich nicht getrauete mit Gewalt
etwas gegen ſie auszurichten/ nahm er
einen andern Weg fuͤr ſeinen Zweck
zu erreichen/ und machte mit Guiſe ei-
nen Vergleich zu deſſen und der Lige
hoͤchſten Vortheil; Stellete ſich auch/
als haͤtte er alle injurien vergeſſen/ bloß
den von Guiſe darduꝛch ſicher zu machen.
Wie er denn auch durch ſolche Kuͤnſte ihn
auf die verſam̃lung deꝛ Staͤnde nach Blois
lockete (unter waͤhrender Zeit der Her-
tzog von Saphoyen die Maꝛggrafſchafft
Saluzze, die noch eintzig den Frantzoſen
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/454 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/454>, abgerufen am 16.02.2025. |