Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
begab. Conde aber wolte endlich mit Ge-
walt sein Glück versuchen/ und weil er
von sich selbst schwach war/ gab ihm Coli-
gny
den Rath/ er solte sich an die Huge-
notten (denn so nennete man/ die in
Franckreich der Reformirten Religion
zugethan waren) hengen/ die sehr verfol-
get wurden/ und sich nach einem Haupt
umbsahen/ durch dessen Anführung sie
die Freyheit der Religion erlangen kön-
ten; darnebenst aus Haß gegen die von
Guise brandten/ denen sie die Ursache ih-
rer Verfolgung zuschrieben. Die Sache
ward erstlich so angelegt/ daß die Huge-
notten sich heimlich versammlen solten/ und
deren etliche sich nach Hofe begeben/ in ei-
ner Supplic umb freye Ubung der Reli-
gion anzuhalten: und wann diese abge-
schlagen würde/ solten die übrigen zufah-
ren/ die von Guise niedermachen/ und den
König zwingen Conde zu seinem Stadt-
halter zu machen. Dieses dessein auszu-
führen unternahm sich ein Edelmann
Renaudie genandt; welches aber da es zu
Blois, und nachmahls wegen Verände-
rung des Hofes zu Amboise solte werck-
stellig gemacht werden/ entdecket/ und
zu nicht gemacht ward/ und musten ü-
ber zwölff hundert/ so ertappet wurden/
mit dem Halse bezahlen. Conde ward

auch

von Franckreich.
begab. Condé aber wolte endlich mit Ge-
walt ſein Gluͤck verſuchen/ und weil er
von ſich ſelbſt ſchwach war/ gab ihm Coli-
gny
den Rath/ er ſolte ſich an die Huge-
notten (denn ſo nennete man/ die in
Franckreich der Reformirten Religion
zugethan waren) hengen/ die ſehr verfol-
get wurden/ und ſich nach einem Haupt
umbſahen/ durch deſſen Anfuͤhrung ſie
die Freyheit der Religion erlangen koͤn-
ten; darnebenſt aus Haß gegen die von
Guiſe brandten/ denen ſie die Urſache ih-
rer Verfolgung zuſchrieben. Die Sache
ward erſtlich ſo angelegt/ daß die Huge-
notten ſich heimlich veꝛſam̃len ſolten/ und
deren etliche ſich nach Hofe begeben/ in ei-
ner Supplic umb freye Ubung der Reli-
gion anzuhalten: und wann dieſe abge-
ſchlagen wuͤrde/ ſolten die uͤbrigen zufah-
ren/ die von Guiſe niedermachen/ und den
Koͤnig zwingen Condé zu ſeinem Stadt-
halter zu machen. Dieſes deſſein auszu-
fuͤhren unternahm ſich ein Edelmann
Renaudie genandt; welches aber da es zu
Blois, und nachmahls wegen Veraͤnde-
rung des Hofes zu Amboiſe ſolte werck-
ſtellig gemacht werden/ entdecket/ und
zu nicht gemacht ward/ und muſten uͤ-
ber zwoͤlff hundert/ ſo ertappet wurden/
mit dem Halſe bezahlen. Condé ward

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0441" n="411"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
begab. <hi rendition="#aq">Condé</hi> aber wolte endlich mit Ge-<lb/>
walt &#x017F;ein Glu&#x0364;ck ver&#x017F;uchen/ und weil er<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chwach war/ gab ihm <hi rendition="#aq">Coli-<lb/>
gny</hi> den Rath/ er &#x017F;olte &#x017F;ich an die Huge-<lb/>
notten (denn &#x017F;o nennete man/ die in<lb/>
Franckreich der Reformirten Religion<lb/>
zugethan waren) hengen/ die &#x017F;ehr verfol-<lb/>
get wurden/ und &#x017F;ich nach einem Haupt<lb/>
umb&#x017F;ahen/ durch de&#x017F;&#x017F;en Anfu&#x0364;hrung &#x017F;ie<lb/>
die Freyheit der Religion erlangen ko&#x0364;n-<lb/>
ten; darneben&#x017F;t aus Haß gegen die von<lb/><hi rendition="#aq">Gui&#x017F;e</hi> brandten/ denen &#x017F;ie die Ur&#x017F;ache ih-<lb/>
rer Verfolgung zu&#x017F;chrieben. Die Sache<lb/>
ward er&#x017F;tlich &#x017F;o angelegt/ daß die Huge-<lb/>
notten &#x017F;ich heimlich ve&#xA75B;&#x017F;am&#x0303;len &#x017F;olten/ und<lb/>
deren etliche &#x017F;ich nach Hofe begeben/ in ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Supplic</hi> umb freye Ubung der Reli-<lb/>
gion anzuhalten: und wann die&#x017F;e abge-<lb/>
&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde/ &#x017F;olten die u&#x0364;brigen zufah-<lb/>
ren/ die von <hi rendition="#aq">Gui&#x017F;e</hi> niedermachen/ und den<lb/>
Ko&#x0364;nig zwingen <hi rendition="#aq">Condé</hi> zu &#x017F;einem Stadt-<lb/>
halter zu machen. Die&#x017F;es <hi rendition="#aq">de&#x017F;&#x017F;ein</hi> auszu-<lb/>
fu&#x0364;hren unternahm &#x017F;ich ein Edelmann<lb/><hi rendition="#aq">Renaudie</hi> genandt; welches aber da es zu<lb/><hi rendition="#aq">Blois,</hi> und nachmahls wegen Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung des Hofes zu <hi rendition="#aq">Amboi&#x017F;e</hi> &#x017F;olte werck-<lb/>
&#x017F;tellig gemacht werden/ entdecket/ und<lb/>
zu nicht gemacht ward/ und mu&#x017F;ten u&#x0364;-<lb/>
ber zwo&#x0364;lff hundert/ &#x017F;o ertappet wurden/<lb/>
mit dem Hal&#x017F;e bezahlen. <hi rendition="#aq">Condé</hi> ward<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0441] von Franckreich. begab. Condé aber wolte endlich mit Ge- walt ſein Gluͤck verſuchen/ und weil er von ſich ſelbſt ſchwach war/ gab ihm Coli- gny den Rath/ er ſolte ſich an die Huge- notten (denn ſo nennete man/ die in Franckreich der Reformirten Religion zugethan waren) hengen/ die ſehr verfol- get wurden/ und ſich nach einem Haupt umbſahen/ durch deſſen Anfuͤhrung ſie die Freyheit der Religion erlangen koͤn- ten; darnebenſt aus Haß gegen die von Guiſe brandten/ denen ſie die Urſache ih- rer Verfolgung zuſchrieben. Die Sache ward erſtlich ſo angelegt/ daß die Huge- notten ſich heimlich veꝛſam̃len ſolten/ und deren etliche ſich nach Hofe begeben/ in ei- ner Supplic umb freye Ubung der Reli- gion anzuhalten: und wann dieſe abge- ſchlagen wuͤrde/ ſolten die uͤbrigen zufah- ren/ die von Guiſe niedermachen/ und den Koͤnig zwingen Condé zu ſeinem Stadt- halter zu machen. Dieſes deſſein auszu- fuͤhren unternahm ſich ein Edelmann Renaudie genandt; welches aber da es zu Blois, und nachmahls wegen Veraͤnde- rung des Hofes zu Amboiſe ſolte werck- ſtellig gemacht werden/ entdecket/ und zu nicht gemacht ward/ und muſten uͤ- ber zwoͤlff hundert/ ſo ertappet wurden/ mit dem Halſe bezahlen. Condé ward auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/441
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/441>, abgerufen am 25.11.2024.