Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Griechenland.
keit der Sitten allen andern vorgiengen;
deren Ruhm sehr zunahm/ nachdem sie
im Kriege wider die Perser sich so tapfer
gehalten. Worauff sie ihre Stadt durch
Beyfügung deß Hafens Pyraeei zur
Handlung und Schifffarth sehr bequem
gemacht/ dardurch sie groß Reichthum
und Macht zur See bekommen. Jnmas-
sen sie vermittelst ihrer Kriegs-Flotten
die Jnsuln deß Aegaeischen Meers/ und
die Küste von klein Asien unter ihren Ge-
horsam brachte. Nachdem sie aber an-
hub ihres Glücks sich zu überheben/ und
ihre Unterthanen und Bundsgenossen
gar strenge zu halten/ ist sie in grossen
Haß bey männiglich verfallen. Und weil
sie sich mercken ließ/ daß sie nach der
Herrschafft über gantz Griechenland
strebete/ thaten sich die Peloponesier und
andere unter Anführung der Sparta-
ner/ als die sonderlich Athen beneydeten/
zusammen/ umb ihren Ubermuth zu
dämpfen. Doch wehreten sich die Athe-
nienser tapfer/ und ward der Krieg lan-
ge mit fast gleichem Glück geführet/ biß
sie endlich durch eine grosse Niederlage in
Sicilien geschwächet/ nachgehends ihre
gantze Flotte in Thracien verlohren.
Darauff die Spartaner Athen einnah-
men/ und darinnen dreissig Männer zu
Regenten setzten/ so den Rest der Bür-

ger/

von Griechenland.
keit der Sitten allen andern vorgiengen;
deren Ruhm ſehr zunahm/ nachdem ſie
im Kriege wider die Perſer ſich ſo tapfer
gehalten. Worauff ſie ihre Stadt durch
Beyfuͤgung deß Hafens Pyræei zur
Handlung und Schifffarth ſehr bequem
gemacht/ dardurch ſie groß Reichthum
und Macht zur See bekommen. Jnmaſ-
ſen ſie vermittelſt ihrer Kriegs-Flotten
die Jnſuln deß Aegæiſchen Meers/ und
die Kuͤſte von klein Aſien unter ihren Ge-
horſam brachte. Nachdem ſie aber an-
hub ihres Gluͤcks ſich zu uͤberheben/ und
ihre Unterthanen und Bundsgenoſſen
gar ſtrenge zu halten/ iſt ſie in groſſen
Haß bey maͤnniglich verfallen. Und weil
ſie ſich mercken ließ/ daß ſie nach der
Herrſchafft uͤber gantz Griechenland
ſtrebete/ thaten ſich die Peloponeſier und
andere unter Anfuͤhrung der Sparta-
ner/ als die ſonderlich Athen beneydeten/
zuſammen/ umb ihren Ubermuth zu
daͤmpfen. Doch wehreten ſich die Athe-
nienſer tapfer/ und ward der Krieg lan-
ge mit faſt gleichem Gluͤck gefuͤhret/ biß
ſie endlich durch eine groſſe Niederlage in
Sicilien geſchwaͤchet/ nachgehends ihre
gantze Flotte in Thracien verlohren.
Darauff die Spartaner Athen einnah-
men/ und darinnen dreiſſig Maͤnner zu
Regenten ſetzten/ ſo den Reſt der Buͤr-

ger/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0041" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Griechenland.</hi></fw><lb/>
keit der Sitten allen andern vorgiengen;<lb/>
deren Ruhm &#x017F;ehr zunahm/ nachdem &#x017F;ie<lb/>
im Kriege wider die Per&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;o tapfer<lb/>
gehalten. Worauff &#x017F;ie ihre Stadt durch<lb/>
Beyfu&#x0364;gung deß Hafens <hi rendition="#aq">Pyræei</hi> zur<lb/>
Handlung und Schifffarth &#x017F;ehr bequem<lb/>
gemacht/ dardurch &#x017F;ie groß Reichthum<lb/>
und Macht zur See bekommen. Jnma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie vermittel&#x017F;t ihrer Kriegs-Flotten<lb/>
die Jn&#x017F;uln deß Aeg<hi rendition="#aq">æ</hi>i&#x017F;chen Meers/ und<lb/>
die Ku&#x0364;&#x017F;te von klein A&#x017F;ien unter ihren Ge-<lb/>
hor&#x017F;am brachte. Nachdem &#x017F;ie aber an-<lb/>
hub ihres Glu&#x0364;cks &#x017F;ich zu u&#x0364;berheben/ und<lb/>
ihre Unterthanen und Bundsgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gar &#x017F;trenge zu halten/ i&#x017F;t &#x017F;ie in gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Haß bey ma&#x0364;nniglich verfallen. Und weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich mercken ließ/ daß &#x017F;ie nach der<lb/>
Herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber gantz Griechenland<lb/>
&#x017F;trebete/ thaten &#x017F;ich die Pelopone&#x017F;ier und<lb/>
andere unter Anfu&#x0364;hrung der Sparta-<lb/>
ner/ als die &#x017F;onderlich Athen beneydeten/<lb/>
zu&#x017F;ammen/ umb ihren Ubermuth zu<lb/>
da&#x0364;mpfen. Doch wehreten &#x017F;ich die Athe-<lb/>
nien&#x017F;er tapfer/ und ward der Krieg lan-<lb/>
ge mit fa&#x017F;t gleichem Glu&#x0364;ck gefu&#x0364;hret/ biß<lb/>
&#x017F;ie endlich durch eine gro&#x017F;&#x017F;e Niederlage in<lb/>
Sicilien ge&#x017F;chwa&#x0364;chet/ nachgehends ihre<lb/>
gantze Flotte in Thracien verlohren.<lb/>
Darauff die Spartaner Athen einnah-<lb/>
men/ und darinnen drei&#x017F;&#x017F;ig Ma&#x0364;nner zu<lb/>
Regenten &#x017F;etzten/ &#x017F;o den Re&#x017F;t der Bu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ger/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0041] von Griechenland. keit der Sitten allen andern vorgiengen; deren Ruhm ſehr zunahm/ nachdem ſie im Kriege wider die Perſer ſich ſo tapfer gehalten. Worauff ſie ihre Stadt durch Beyfuͤgung deß Hafens Pyræei zur Handlung und Schifffarth ſehr bequem gemacht/ dardurch ſie groß Reichthum und Macht zur See bekommen. Jnmaſ- ſen ſie vermittelſt ihrer Kriegs-Flotten die Jnſuln deß Aegæiſchen Meers/ und die Kuͤſte von klein Aſien unter ihren Ge- horſam brachte. Nachdem ſie aber an- hub ihres Gluͤcks ſich zu uͤberheben/ und ihre Unterthanen und Bundsgenoſſen gar ſtrenge zu halten/ iſt ſie in groſſen Haß bey maͤnniglich verfallen. Und weil ſie ſich mercken ließ/ daß ſie nach der Herrſchafft uͤber gantz Griechenland ſtrebete/ thaten ſich die Peloponeſier und andere unter Anfuͤhrung der Sparta- ner/ als die ſonderlich Athen beneydeten/ zuſammen/ umb ihren Ubermuth zu daͤmpfen. Doch wehreten ſich die Athe- nienſer tapfer/ und ward der Krieg lan- ge mit faſt gleichem Gluͤck gefuͤhret/ biß ſie endlich durch eine groſſe Niederlage in Sicilien geſchwaͤchet/ nachgehends ihre gantze Flotte in Thracien verlohren. Darauff die Spartaner Athen einnah- men/ und darinnen dreiſſig Maͤnner zu Regenten ſetzten/ ſo den Reſt der Buͤr- ger/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/41
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/41>, abgerufen am 24.11.2024.