Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Franckreich. setzte er dem König eine jalousie in Kopfwegen ihres allzu freyen Lebens/ und schaffte sie von Hof mit Einwilligung des Dauphins Carl; welches die Königin der- massen verdroß/ daß sie einen unversöhn- lichen Haß gegen ihren Sohn schöpfte/ und sich zu dem Burgundier schlug/ dessen Partey dadurch sehr gestärcket ward. Darauf der innerliche Krieg mit Gewalt angieng/ darinne die Parteyen dermas- sen auf einander verbittert waren/ daß sie sich an des Engeländers Progressen nicht kehreten/ der mitlerweile die gantze Normandie zusammt Roan wegnahm Anno 1419. Jn dem aber der Dauphin vermeinete auf einmahl die Wurtzel aller innerlichen Unruhe auszuheben/ lockete er den Burgundier listiglich zu sich/ und machte einen Vertrag mit ihm; aber in der zweyten Zusammenkunft zu Monte- reau ließ er ihn niederstossen. Aber dieser Streich that eine andere Würckung/ als der Dauphin gehoffet hatte. Denn es empfund diesen Mord das gantze Volck sehr übel/ und die König in nahm dadurch mehr Anlaß ihren Sohn ins Verder- ben zustürtzen/ und gäntzlich von der Cron auszuschliessen. Weswegen sie des entleibten Sohn Philippum an sich zog/ A a
von Franckreich. ſetzte er dem Koͤnig eine jalouſie in Kopfwegen ihres allzu freyen Lebens/ und ſchaffte ſie von Hof mit Einwilligung des Dauphins Carl; welches die Koͤnigin der- maſſen verdroß/ daß ſie einen unverſoͤhn- lichen Haß gegen ihren Sohn ſchoͤpfte/ uñ ſich zu dem Burgundier ſchlug/ deſſen Partey dadurch ſehr geſtaͤrcket ward. Darauf der innerliche Krieg mit Gewalt angieng/ darinne die Parteyen dermaſ- ſen auf einander verbittert waren/ daß ſie ſich an des Engelaͤnders Progreſſen nicht kehreten/ der mitlerweile die gantze Normandie zuſammt Roan wegnahm Anno 1419. Jn dem aber der Dauphin vermeinete auf einmahl die Wurtzel aller innerlichen Unruhe auszuheben/ lockete er den Burgundier liſtiglich zu ſich/ und machte einen Vertrag mit ihm; aber in der zweyten Zuſammenkunft zu Monte- reau ließ er ihn niederſtoſſen. Aber dieſer Streich that eine andere Wuͤrckung/ als der Dauphin gehoffet hatte. Denn es empfund dieſen Mord das gantze Volck ſehr uͤbel/ und die Koͤnig in nahm dadurch mehr Anlaß ihren Sohn ins Verder- ben zuſtuͤrtzen/ und gaͤntzlich von der Cron auszuſchlieſſen. Weswegen ſie des entleibten Sohn Philippum an ſich zog/ A a
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von Franckreich.
ſetzte er dem Koͤnig eine jalouſie in Kopf
wegen ihres allzu freyen Lebens/ und
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Dauphins Carl; welches die Koͤnigin der-
maſſen verdroß/ daß ſie einen unverſoͤhn-
lichen Haß gegen ihren Sohn ſchoͤpfte/
uñ ſich zu dem Burgundier ſchlug/ deſſen
Partey dadurch ſehr geſtaͤrcket ward.
Darauf der innerliche Krieg mit Gewalt
angieng/ darinne die Parteyen dermaſ-
ſen auf einander verbittert waren/ daß
ſie ſich an des Engelaͤnders Progreſſen
nicht kehreten/ der mitlerweile die gantze
Normandie zuſammt Roan wegnahm
Anno 1419. Jn dem aber der Dauphin
vermeinete auf einmahl die Wurtzel aller
innerlichen Unruhe auszuheben/ lockete
er den Burgundier liſtiglich zu ſich/ und
machte einen Vertrag mit ihm; aber in
der zweyten Zuſammenkunft zu Monte-
reau ließ er ihn niederſtoſſen. Aber dieſer
Streich that eine andere Wuͤrckung/ als
der Dauphin gehoffet hatte. Denn es
empfund dieſen Mord das gantze Volck
ſehr uͤbel/ und die Koͤnig in nahm dadurch
mehr Anlaß ihren Sohn ins Verder-
ben zuſtuͤrtzen/ und gaͤntzlich von der
Cron auszuſchlieſſen. Weswegen ſie
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/399>, abgerufen am 16.02.2025. |