Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Franckreich. meiste darbey gethan/ deme doch mit sei-nen zehen Legionen Gallien biß in das ze- hende Jahr gnug zu thun gemacht. Da aber nun die Römer dieses herrliche Land einmahl unter sich gebracht/ haben sie alle Mittel angewendet den kriegerischen Geist dieses Volcks außzutilgen/ wel- ches ihnen so hier als in andern ihren Provintzien wohl von statten gangen/ indem sie die Leute zwar in Sitten und Leben etwas höflich/ darneben aber auch ziemlich weibisch gemacht. Nachdem nun Gallien fast bey 500. Jahr unter der Römer Herrschafft gestanden/ fiel es un- ter dem Keyser Honorio denen damahls Barbarischen Völckern in die Hände/ in dem die Gothen/ nachdem sie Jtalien durchstreiffet/ sich in Gallia Narbonensi niedergelassen/ auch die Burgundier ei- nen nicht geringen Theil von Gallien ein- genommen. Absonderlich aber thaten die Franci einen Einfall dahin/ die es end- lich auch gäntzlich behaupteten/ und das Land nach ihrem Nahmen Franckreich genennet. Diese Franci sind wol gewiß ei-Franci. ne Teutsche Nation gewesen; wiewol ei- nige der itzigen Frantzosen behaupten wollen/ sie seyen eine alte Colonie der Gal- lier gewesen/ welche vor diesem wegen Menge der Leute über den Rhein in Teutsch- X iij
von Franckreich. meiſte darbey gethan/ deme doch mit ſei-nen zehen Legionen Gallien biß in das ze- hende Jahr gnug zu thun gemacht. Da aber nun die Roͤmer dieſes herꝛliche Land einmahl unter ſich gebracht/ haben ſie alle Mittel angewendet den kriegeriſchen Geiſt dieſes Volcks außzutilgen/ wel- ches ihnen ſo hier als in andern ihren Provintzien wohl von ſtatten gangen/ indem ſie die Leute zwar in Sitten und Leben etwas hoͤflich/ darneben aber auch ziemlich weibiſch gemacht. Nachdem nun Gallien faſt bey 500. Jahr unter der Roͤmer Herrſchafft geſtanden/ fiel es un- ter dem Keyſer Honorio denen damahls Barbariſchen Voͤlckern in die Haͤnde/ in dem die Gothen/ nachdem ſie Jtalien durchſtreiffet/ ſich in Gallia Narbonenſi niedergelaſſen/ auch die Burgundier ei- nen nicht geringen Theil von Gallien ein- genommen. Abſonderlich aber thaten die Franci einen Einfall dahin/ die es end- lich auch gaͤntzlich behaupteten/ und das Land nach ihrem Nahmen Franckreich genennet. Dieſe Franci ſind wol gewiß ei-Franci. ne Teutſche Nation geweſen; wiewol ei- nige der itzigen Frantzoſen behaupten wollen/ ſie ſeyen eine alte Colonie der Gal- lier geweſen/ welche vor dieſem wegen Menge der Leute uͤber den Rhein in Teutſch- X iij
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von Franckreich.
meiſte darbey gethan/ deme doch mit ſei-
nen zehen Legionen Gallien biß in das ze-
hende Jahr gnug zu thun gemacht. Da
aber nun die Roͤmer dieſes herꝛliche Land
einmahl unter ſich gebracht/ haben ſie
alle Mittel angewendet den kriegeriſchen
Geiſt dieſes Volcks außzutilgen/ wel-
ches ihnen ſo hier als in andern ihren
Provintzien wohl von ſtatten gangen/
indem ſie die Leute zwar in Sitten und
Leben etwas hoͤflich/ darneben aber auch
ziemlich weibiſch gemacht. Nachdem nun
Gallien faſt bey 500. Jahr unter der
Roͤmer Herrſchafft geſtanden/ fiel es un-
ter dem Keyſer Honorio denen damahls
Barbariſchen Voͤlckern in die Haͤnde/ in
dem die Gothen/ nachdem ſie Jtalien
durchſtreiffet/ ſich in Gallia Narbonenſi
niedergelaſſen/ auch die Burgundier ei-
nen nicht geringen Theil von Gallien ein-
genommen. Abſonderlich aber thaten
die Franci einen Einfall dahin/ die es end-
lich auch gaͤntzlich behaupteten/ und das
Land nach ihrem Nahmen Franckreich
genennet. Dieſe Franci ſind wol gewiß ei-
ne Teutſche Nation geweſen; wiewol ei-
nige der itzigen Frantzoſen behaupten
wollen/ ſie ſeyen eine alte Colonie der Gal-
lier geweſen/ welche vor dieſem wegen
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