Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Engeland. allda ein Stück Geld gewinnen wollen/so sie nach mahls in ihrem Vaterlande verzehren. So sind auch die Englischen streitbahr/ verwegen/ und die den Todt nicht scheuen. Wie sie denn in den vori- gen Seculis den Frantzosen in der Land- Militz weit überlegen waren; und nach- dem sie sich sonderlich von der Königin Elisabeth Zeiten so sehr auf die See- Farth geleget/ an Erfahrenheit und Courage im See-Gefecht keiner Nation nachgeben/ ohne daß die Holländer ih- nen hierinn wollen gleich gehen. Wie- wohl bey ihrer Tapfferkeit sich gemeinig- lich dieses befindet/ daß sie im ersten An- fall und in der Hitze bequem sind etwas auszuführen; aber langwierige Arbeit/ Noth und Kummer auszustehen haben sie nicht gnug Gedult und Härtig- keit/ weil sie in ihrem Lande des überflüs- sigen Lebens gewohnet sind. Jnmas- sen auch Printz Moritz von Oranien die Englischen/ so bey ihm anlangeten/ zu kühnen und desperaten Actionen zuge- brauchen pflegte/ weil sie (wie er redete) noch das Ochsen-Fleisch im Magen hat- ten. Sie sind auch zu Manufacturen sonderlich in Wolle und Seyde geschickt genug/ so sie mehrentheils von den Nie- derländern gelernet haben. Doch ma- chet U
von Engeland. allda ein Stuͤck Geld gewinnen wollen/ſo ſie nach mahls in ihrem Vaterlande verzehren. So ſind auch die Engliſchen ſtreitbahr/ verwegen/ und die den Todt nicht ſcheuen. Wie ſie denn in den vori- gen Seculis den Frantzoſen in der Land- Militz weit uͤberlegen waren; und nach- dem ſie ſich ſonderlich von der Koͤnigin Eliſabeth Zeiten ſo ſehr auf die See- Farth geleget/ an Erfahrenheit und Courage im See-Gefecht keiner Nation nachgeben/ ohne daß die Hollaͤnder ih- nen hierinn wollen gleich gehen. Wie- wohl bey ihrer Tapfferkeit ſich gemeinig- lich dieſes befindet/ daß ſie im erſten An- fall und in der Hitze bequem ſind etwas auszufuͤhren; aber langwierige Arbeit/ Noth und Kummer auszuſtehen haben ſie nicht gnug Gedult und Haͤrtig- keit/ weil ſie in ihrem Lande des uͤberfluͤſ- ſigen Lebens gewohnet ſind. Jnmaſ- ſen auch Printz Moritz von Oranien die Engliſchen/ ſo bey ihm anlangeten/ zu kuͤhnen und deſperaten Actionen zuge- brauchen pflegte/ weil ſie (wie er redete) noch das Ochſen-Fleiſch im Magen hat- ten. Sie ſind auch zu Manufacturen ſonderlich in Wolle und Seyde geſchickt genug/ ſo ſie mehrentheils von den Nie- derlaͤndern gelernet haben. Doch ma- chet U
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ſo ſie nach mahls in ihrem Vaterlande
verzehren. So ſind auch die Engliſchen
ſtreitbahr/ verwegen/ und die den Todt
nicht ſcheuen. Wie ſie denn in den vori-
gen Seculis den Frantzoſen in der Land-
Militz weit uͤberlegen waren; und nach-
dem ſie ſich ſonderlich von der Koͤnigin
Eliſabeth Zeiten ſo ſehr auf die See-
Farth geleget/ an Erfahrenheit und
Courage im See-Gefecht keiner Nation
nachgeben/ ohne daß die Hollaͤnder ih-
nen hierinn wollen gleich gehen. Wie-
wohl bey ihrer Tapfferkeit ſich gemeinig-
lich dieſes befindet/ daß ſie im erſten An-
fall und in der Hitze bequem ſind etwas
auszufuͤhren; aber langwierige Arbeit/
Noth und Kummer auszuſtehen haben
ſie nicht gnug Gedult und Haͤrtig-
keit/ weil ſie in ihrem Lande des uͤberfluͤſ-
ſigen Lebens gewohnet ſind. Jnmaſ-
ſen auch Printz Moritz von Oranien die
Engliſchen/ ſo bey ihm anlangeten/ zu
kuͤhnen und deſperaten Actionen zuge-
brauchen pflegte/ weil ſie (wie er redete)
noch das Ochſen-Fleiſch im Magen hat-
ten. Sie ſind auch zu Manufacturen
ſonderlich in Wolle und Seyde geſchickt
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/335>, abgerufen am 16.07.2024. |