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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von Engeland.
widersetzen. So suchte er auch auf alle
maße die Gemüther der Englischen und
Schotten zuvereinigen/ indem er die En-
glischen in Schottland/ und die Schot-
ten in Engeland naturalisirte/ und bey-
derseits vornehme Häuser durch Heyra-
then unter sich verknüpfte. Absonder-
lich aber war er sorgfältig/ die Religion
in beyden Reichen auf eine Form einzu-
richten. Denn ob sie wohl in den Glau-
bens-Artickeln überein kahmen/ so war
doch ein grosser Unterschied in den Cere-
moni
en und Kirchen-Regiment. Denn
es behielt Königin Elisabeth, da sie die
Reformirte Religion einführete/ viel Ce-
remoni
en ausm Pabstthum/ wie auch
die Gewalt der Bischöffe/ jedoch unter
der höchsten Königlichen Direction; weil
sie davor hielte/ daß diese Ordnung sich
zu einer Monarchie wohl schickte/ weil die
Bischöffe von den Königen dependirten/
und im Parlament viel zu sprechen hatten.
Jnmassen auch König Jacobus offt im
Munde führete: No Bishop, no King;
kein Bischof/ kein König. Hingegen
mißfiel solch Kirchen-Regiment den mei-
sten Reformirten in Holland/ Schweitz/
und Franckreich/ theils weil selbige Na-
tio
nen der Democratischen Freyheit ge-
wohnet sind/ und daher so wohl im Staat,

als
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von Engeland.
widerſetzen. So ſuchte er auch auf alle
maße die Gemuͤther der Engliſchen und
Schotten zuvereinigen/ indem er die En-
gliſchen in Schottland/ und die Schot-
ten in Engeland naturaliſirte/ und bey-
derſeits vornehme Haͤuſer durch Heyra-
then unter ſich verknuͤpfte. Abſonder-
lich aber war er ſorgfaͤltig/ die Religion
in beyden Reichen auf eine Form einzu-
richten. Denn ob ſie wohl in den Glau-
bens-Artickeln uͤberein kahmen/ ſo war
doch ein groſſer Unterſchied in den Cere-
moni
en und Kirchen-Regiment. Denn
es behielt Koͤnigin Eliſabeth, da ſie die
Reformirte Religion einfuͤhrete/ viel Ce-
remoni
en auſm Pabſtthum/ wie auch
die Gewalt der Biſchoͤffe/ jedoch unter
der hoͤchſten Koͤniglichen Direction; weil
ſie davor hielte/ daß dieſe Ordnung ſich
zu einer Monarchie wohl ſchickte/ weil die
Biſchoͤffe von den Koͤnigen dependirten/
und im Parlament viel zu ſprechen hatten.
Jnmaſſen auch Koͤnig Jacobus offt im
Munde fuͤhrete: No Bishop, no King;
kein Biſchof/ kein Koͤnig. Hingegen
mißfiel ſolch Kirchen-Regiment den mei-
ſten Reformirten in Holland/ Schweitz/
und Franckreich/ theils weil ſelbige Na-
tio
nen der Democratiſchen Freyheit ge-
wohnet ſind/ und daher ſo wohl im Staat,

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[277/0307] von Engeland. widerſetzen. So ſuchte er auch auf alle maße die Gemuͤther der Engliſchen und Schotten zuvereinigen/ indem er die En- gliſchen in Schottland/ und die Schot- ten in Engeland naturaliſirte/ und bey- derſeits vornehme Haͤuſer durch Heyra- then unter ſich verknuͤpfte. Abſonder- lich aber war er ſorgfaͤltig/ die Religion in beyden Reichen auf eine Form einzu- richten. Denn ob ſie wohl in den Glau- bens-Artickeln uͤberein kahmen/ ſo war doch ein groſſer Unterſchied in den Cere- monien und Kirchen-Regiment. Denn es behielt Koͤnigin Eliſabeth, da ſie die Reformirte Religion einfuͤhrete/ viel Ce- remonien auſm Pabſtthum/ wie auch die Gewalt der Biſchoͤffe/ jedoch unter der hoͤchſten Koͤniglichen Direction; weil ſie davor hielte/ daß dieſe Ordnung ſich zu einer Monarchie wohl ſchickte/ weil die Biſchoͤffe von den Koͤnigen dependirten/ und im Parlament viel zu ſprechen hatten. Jnmaſſen auch Koͤnig Jacobus offt im Munde fuͤhrete: No Bishop, no King; kein Biſchof/ kein Koͤnig. Hingegen mißfiel ſolch Kirchen-Regiment den mei- ſten Reformirten in Holland/ Schweitz/ und Franckreich/ theils weil ſelbige Na- tionen der Democratiſchen Freyheit ge- wohnet ſind/ und daher ſo wohl im Staat, als S iij

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/307>, abgerufen am 23.11.2024.