Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das II. Capitel
Spaniern daselbst viel Händel hätte ma-
chen können/ An. 1596. Es gedeyete auch
Spanien zu letzt zu schlechtem Vortheil/
daß es sich in die innerliche Unruhe in
Franckreich/ durch die so genante herrliche
Liga verursachet/ eingemischet. Zwar mei-
nete Philippus eine gewünschte Gelegenheit
bekommen zu haben/ durch Ausschliessung
des Bourbonischen Stammes Franck-
reich an sein Haus zu hencken/ oder das
schöne Reich in verschiedene Stücken zu-
vertheilen/ und ein und anders davon zu-
verschlingen/ oder auch einem seiner Crea-
turen zur Cron zuverhelffen. Zum wenig-
sten gedachte er Franckreich durch Unter-
haltung selbiger Faction dergestalt aus-
zumatten/ daß es in viel Zeiten nicht könte
wieder zurechte kommen. Aber es wurden
diese Anschläge durch die Tapferkeit und
Glückseeligkeit Henrici IV. zu nicht ge-
macht/ und daß er/ der Lige allen Vor-
wand zubenehmen/ die Messe zu hören sich
bequemete. Damit waren die grossen Un-
kosten umbsonst/ und litte Philippus noch
darzu diesen Schaden/ daß mitlerweile die
vereinigten Niederland sich treflich feste
setzeten/ indem Duc de Parma, Gouver-
neur
von Niederland/ der Lige zu Hülf in
Franckreich zog. Und gieng Philippo da-
mahls nach dem Sprichwort: Wer zwey
Hasen auf einmahl zugleich hetzen will/

der

Das II. Capitel
Spaniern daſelbſt viel Haͤndel haͤtte ma-
chen koͤnnen/ An. 1596. Es gedeyete auch
Spanien zu letzt zu ſchlechtem Vortheil/
daß es ſich in die innerliche Unruhe in
Franckreich/ durch die ſo genante herꝛliche
Liga veruꝛſachet/ eingemiſchet. Zwaꝛ mei-
nete Philippus eine gewuͤnſchte Gelegẽheit
bekom̃en zu haben/ durch Ausſchlieſſung
des Bourboniſchen Stammes Franck-
reich an ſein Haus zu hencken/ oder das
ſchoͤne Reich in verſchiedene Stuͤcken zu-
vertheilen/ und ein und anders davon zu-
verſchlingen/ oder auch einem ſeineꝛ Crea-
turen zur Cron zuverhelffen. Zum wenig-
ſten gedachte er Franckreich durch Unter-
haltung ſelbiger Faction dergeſtalt aus-
zumatten/ daß es in viel Zeiten nicht koͤnte
wieder zurechte kommen. Abeꝛ es wurden
dieſe Anſchlaͤge durch die Tapferkeit und
Gluͤckſeeligkeit Henrici IV. zu nicht ge-
macht/ und daß er/ der Lige allen Vor-
wand zubenehmen/ die Meſſe zu hoͤren ſich
bequemete. Damit waren die groſſen Un-
koſten umbſonſt/ und litte Philippus noch
darzu dieſen Schaden/ daß mitleꝛweile die
vereinigten Niederland ſich treflich feſte
ſetzeten/ indem Duc de Parma, Gouver-
neur
von Niederland/ der Lige zu Huͤlf in
Franckreich zog. Und gieng Philippo da-
mahls nach dem Sprichwort: Wer zwey
Haſen auf einmahl zugleich hetzen will/

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0134" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Spaniern da&#x017F;elb&#x017F;t viel Ha&#x0364;ndel ha&#x0364;tte ma-<lb/>
chen ko&#x0364;nnen/ An. 1596. Es gedeyete auch<lb/>
Spanien zu letzt zu &#x017F;chlechtem Vortheil/<lb/>
daß es &#x017F;ich in die innerliche Unruhe in<lb/>
Franckreich/ durch die &#x017F;o genante her&#xA75B;liche<lb/>
Liga veru&#xA75B;&#x017F;achet/ eingemi&#x017F;chet. Zwa&#xA75B; mei-<lb/>
nete <hi rendition="#aq">Philippus</hi> eine gewu&#x0364;n&#x017F;chte Gelege&#x0303;heit<lb/>
bekom&#x0303;en zu haben/ durch Aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
des Bourboni&#x017F;chen Stammes Franck-<lb/>
reich an &#x017F;ein Haus zu hencken/ oder das<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Reich in ver&#x017F;chiedene Stu&#x0364;cken zu-<lb/>
vertheilen/ und ein und anders davon zu-<lb/>
ver&#x017F;chlingen/ oder auch einem &#x017F;eine&#xA75B; Crea-<lb/>
turen zur Cron zuverhelffen. Zum wenig-<lb/>
&#x017F;ten gedachte er Franckreich durch Unter-<lb/>
haltung &#x017F;elbiger <hi rendition="#aq">Faction</hi> derge&#x017F;talt aus-<lb/>
zumatten/ daß es in viel Zeiten nicht ko&#x0364;nte<lb/>
wieder zurechte kommen. Abe&#xA75B; es wurden<lb/>
die&#x017F;e An&#x017F;chla&#x0364;ge durch die Tapferkeit und<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit <hi rendition="#aq">Henrici IV.</hi> zu nicht ge-<lb/>
macht/ und daß er/ der Lige allen Vor-<lb/>
wand zubenehmen/ die Me&#x017F;&#x017F;e zu ho&#x0364;ren &#x017F;ich<lb/>
bequemete. Damit waren die gro&#x017F;&#x017F;en Un-<lb/>
ko&#x017F;ten umb&#x017F;on&#x017F;t/ und litte Philippus noch<lb/>
darzu die&#x017F;en Schaden/ daß mitle&#xA75B;weile die<lb/>
vereinigten Niederland &#x017F;ich treflich fe&#x017F;te<lb/>
&#x017F;etzeten/ indem <hi rendition="#aq">Duc de Parma, Gouver-<lb/>
neur</hi> von Niederland/ der Lige zu Hu&#x0364;lf in<lb/>
Franckreich zog. Und gieng Philippo da-<lb/>
mahls nach dem Sprichwort: Wer zwey<lb/>
Ha&#x017F;en auf einmahl zugleich hetzen will/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0134] Das II. Capitel Spaniern daſelbſt viel Haͤndel haͤtte ma- chen koͤnnen/ An. 1596. Es gedeyete auch Spanien zu letzt zu ſchlechtem Vortheil/ daß es ſich in die innerliche Unruhe in Franckreich/ durch die ſo genante herꝛliche Liga veruꝛſachet/ eingemiſchet. Zwaꝛ mei- nete Philippus eine gewuͤnſchte Gelegẽheit bekom̃en zu haben/ durch Ausſchlieſſung des Bourboniſchen Stammes Franck- reich an ſein Haus zu hencken/ oder das ſchoͤne Reich in verſchiedene Stuͤcken zu- vertheilen/ und ein und anders davon zu- verſchlingen/ oder auch einem ſeineꝛ Crea- turen zur Cron zuverhelffen. Zum wenig- ſten gedachte er Franckreich durch Unter- haltung ſelbiger Faction dergeſtalt aus- zumatten/ daß es in viel Zeiten nicht koͤnte wieder zurechte kommen. Abeꝛ es wurden dieſe Anſchlaͤge durch die Tapferkeit und Gluͤckſeeligkeit Henrici IV. zu nicht ge- macht/ und daß er/ der Lige allen Vor- wand zubenehmen/ die Meſſe zu hoͤren ſich bequemete. Damit waren die groſſen Un- koſten umbſonſt/ und litte Philippus noch darzu dieſen Schaden/ daß mitleꝛweile die vereinigten Niederland ſich treflich feſte ſetzeten/ indem Duc de Parma, Gouver- neur von Niederland/ der Lige zu Huͤlf in Franckreich zog. Und gieng Philippo da- mahls nach dem Sprichwort: Wer zwey Haſen auf einmahl zugleich hetzen will/ der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/134
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/134>, abgerufen am 22.11.2024.