Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand Reich haben. Jst also Oesterreich in fa-vorablen Sachen zwar/ nicht aber in ver- hasten ein Glied des Reichs. Der Her- tzog von Oesterreich darff keine investitur ausser seinem Lande suchen/ sondern die sol ihm in demselben auffgetragen werden. Weil er sich nemlich ausser der blossen re- cognition des Lehen nicht geringer als das Reich achten wil/ gleichsam als wenn man selbst ihn bitten müsse/ daß er ein Vasal des Reichs genennet werde; Auch sein Wapen/ so er bey annehmung des Lehen führet/ giebet gnugsamb zu verstehen/ man müsse mit ihm als mit einem aequali oder gleichem/ nicht aber als mit einem Unter- thanen verfahren. Er kan auch auff dem Reichstage erscheinen wann er wil/ wo aber nicht/ ist er dazu nicht verpflichtet. Was er in seinem Gebiet gethan/ darff der Käyser nicht endern. Dem Reich wird nicht zugelassen/ ein Lehen in Oesterreich zu haben. Seine Unterthanen werden vor keine außländische Gerichte gezogen/ und
Vom Zuſtand Reich haben. Jſt alſo Oeſterreich in fa-vorablen Sachen zwar/ nicht aber in ver- haſten ein Glied des Reichs. Der Her- tzog von Oeſterreich darff keine inveſtitur auſſer ſeinem Lande ſuchen/ ſondern die ſol ihm in demſelben auffgetragen werden. Weil er ſich nemlich auſſer der bloſſen re- cognition des Lehẽ nicht geringer als das Reich achten wil/ gleichſam als wenn man ſelbſt ihn bitten muͤſſe/ daß er ein Vaſal des Reichs genennet werde; Auch ſein Wapen/ ſo er bey annehmung des Lehen fuͤhret/ giebet gnugſamb zu verſtehen/ man muͤſſe mit ihm als mit einem æquali oder gleichem/ nicht aber als mit einem Unter- thanen verfahren. Er kan auch auff dem Reichstage erſcheinen wann er wil/ wo aber nicht/ iſt er dazu nicht verpflichtet. Was er in ſeinem Gebiet gethan/ darff der Kaͤyſer nicht endern. Dem Reich wird nicht zugelaſſen/ ein Lehen in Oeſterreich zu haben. Seine Unterthanen werden vor keine außlaͤndiſche Gerichte gezogen/ und
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Vom Zuſtand
Reich haben. Jſt alſo Oeſterreich in fa-
vorablen Sachen zwar/ nicht aber in ver-
haſten ein Glied des Reichs. Der Her-
tzog von Oeſterreich darff keine inveſtitur
auſſer ſeinem Lande ſuchen/ ſondern die ſol
ihm in demſelben auffgetragen werden.
Weil er ſich nemlich auſſer der bloſſen re-
cognition des Lehẽ nicht geringer als das
Reich achten wil/ gleichſam als wenn man
ſelbſt ihn bitten muͤſſe/ daß er ein Vaſal
des Reichs genennet werde; Auch ſein
Wapen/ ſo er bey annehmung des Lehen
fuͤhret/ giebet gnugſamb zu verſtehen/ man
muͤſſe mit ihm als mit einem æquali oder
gleichem/ nicht aber als mit einem Unter-
thanen verfahren. Er kan auch auff
dem Reichstage erſcheinen wann er wil/
wo aber nicht/ iſt er dazu nicht verpflichtet.
Was er in ſeinem Gebiet gethan/ darff der
Kaͤyſer nicht endern. Dem Reich wird
nicht zugelaſſen/ ein Lehen in Oeſterreich
zu haben. Seine Unterthanen werden
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/72>, abgerufen am 08.07.2024. |