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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Vom Zustand
die Baursprache genennet/ weil nemlich
die Voruehmsten noch Deutsch/ die Bau-
ren aber und das gemeine Volck der alten
Gallier nichts als lateinisch redeten. Also
findet man auch noch heut zu tage in Lieff-
und Curlaud wo die Teutschen die vorige
Einwohner zu Bauren gemacht/ daß fast
alle Edelleute und Bürger die Baurspra-
che verstehen/ die Bauren aber kaum das
zehende Wort vom Teutschen begreiffen
können Hat demnach Carolus die teut-
sche Sprache gekund/ so wol/ weil sie noch
in etwas bey den Francken gebräuchlich
war/ als auch/ weil vorhin die Francken ei-
nen grossen theil Teutschlandes/ und er
selbst es fast gantz inne gehabt/ und kunte
keiner bey der Francken Zeit mit den Teut-
schen umbgehen/ der nicht in der Mutter-
sprache mit ihnen zu reden wuste. Wer
äber allhie inn acht nimpt/ daß von den mei-
sten die Fragen/ so doch in sich unterschied-
lich/ untereinander confundiret werden/
der wird am richtigsten diesen Streit bey-

legen:

Vom Zuſtand
die Baurſprache genennet/ weil nemlich
die Voruehmſten noch Deutſch/ die Bau-
ren aber und das gemeine Volck der alten
Gallier nichts als lateiniſch redeten. Alſo
findet man auch noch heut zu tage in Lieff-
und Curlaud wo die Teutſchen die vorige
Einwohner zu Bauren gemacht/ daß faſt
alle Edelleute und Buͤrger die Baurſpra-
che verſtehen/ die Bauren aber kaum das
zehende Wort vom Teutſchen begreiffen
koͤnnen Hat demnach Carolus die teut-
ſche Sprache gekund/ ſo wol/ weil ſie noch
in etwas bey den Francken gebraͤuchlich
war/ als auch/ weil vorhin die Francken ei-
nen groſſen theil Teutſchlandes/ und er
ſelbſt es faſt gantz inne gehabt/ und kunte
keiner bey der Francken Zeit mit den Teut-
ſchen umbgehen/ der nicht in der Mutter-
ſprache mit ihnen zu reden wuſte. Wer
aͤber allhie iñ acht nimpt/ daß von den mei-
ſten die Fragen/ ſo doch in ſich unterſchied-
lich/ untereinander confundiret werden/
der wird am richtigſten dieſen Streit bey-

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[14/0036] Vom Zuſtand die Baurſprache genennet/ weil nemlich die Voruehmſten noch Deutſch/ die Bau- ren aber und das gemeine Volck der alten Gallier nichts als lateiniſch redeten. Alſo findet man auch noch heut zu tage in Lieff- und Curlaud wo die Teutſchen die vorige Einwohner zu Bauren gemacht/ daß faſt alle Edelleute und Buͤrger die Baurſpra- che verſtehen/ die Bauren aber kaum das zehende Wort vom Teutſchen begreiffen koͤnnen Hat demnach Carolus die teut- ſche Sprache gekund/ ſo wol/ weil ſie noch in etwas bey den Francken gebraͤuchlich war/ als auch/ weil vorhin die Francken ei- nen groſſen theil Teutſchlandes/ und er ſelbſt es faſt gantz inne gehabt/ und kunte keiner bey der Francken Zeit mit den Teut- ſchen umbgehen/ der nicht in der Mutter- ſprache mit ihnen zu reden wuſte. Wer aͤber allhie iñ acht nimpt/ daß von den mei- ſten die Fragen/ ſo doch in ſich unterſchied- lich/ untereinander confundiret werden/ der wird am richtigſten dieſen Streit bey- legen:

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/36>, abgerufen am 24.11.2024.