Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

des Teutschen Reichs.
richten/ warumb werden die Geistlich ge-
nennet/ oder warumb mißbrauchen sie die
Geistlichen Güter? Was sol ich auch von
dem grossen Reichthum der Klöster/ und
der unzehlbaren menge der beschornen/
welche die Klöster inne haben/ sagen? Es
were zwar freylich zuträglich/ daß man
Collegia habe/ worin die Jugend so in
Geist-als Weltlichen Sachen möchte un-
terrichtet werden; Und wolte nicht dawie-
der sagen daß solche Collegia tieffsinnigen
Leuten zu ihren Speculationibus dienen
könten/ da die Früchte/ so dem Gemeinen
besten aus dieser Ingeniis zuwachsen kun-
ten/ durch die ungestümigkeit des Weltli-
chen Lebens weg genommen werden. Wenn
man ihnen aber einen ruhigen Winckel ver-
schaffet/ können sie auch selbst über ihren
zarten Verstand/ der ihnen zur straffe gege-
ben/ nicht klagen/ und erlegen manchmahl
mit grossem Wucher/ was von dem ge-
meinen besten auff sie gewaud. Beederley
Art aber wird am besten mit mässigen

Kosten
P iiij

des Teutſchen Reichs.
richten/ warumb werden die Geiſtlich ge-
nennet/ oder warumb mißbrauchen ſie die
Geiſtlichen Guͤter? Was ſol ich auch von
dem groſſen Reichthum der Kloͤſter/ und
der unzehlbaren menge der beſchornen/
welche die Kloͤſter inne haben/ ſagen? Es
were zwar freylich zutraͤglich/ daß man
Collegia habe/ worin die Jugend ſo in
Geiſt-als Weltlichen Sachen moͤchte un-
terrichtet werden; Und wolte nicht dawie-
der ſagen daß ſolche Collegia tieffſinnigen
Leuten zu ihren Speculationibus dienen
koͤnten/ da die Fruͤchte/ ſo dem Gemeinen
beſten aus dieſer Ingeniis zuwachſen kun-
ten/ durch die ungeſtuͤmigkeit des Weltli-
chen Lebens weg genommen werden. Weñ
man ihnen aber einen ruhigẽ Winckel ver-
ſchaffet/ koͤnnen ſie auch ſelbſt uͤber ihren
zarten Verſtand/ der ihnen zur ſtraffe gege-
ben/ nicht klagen/ und erlegen manchmahl
mit groſſem Wucher/ was von dem ge-
meinen beſten auff ſie gewaud. Beederley
Art aber wird am beſten mit maͤſſigen

Koſten
P iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0341" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teut&#x017F;chen Reichs.</hi></fw><lb/>
richten/ warumb werden die Gei&#x017F;tlich ge-<lb/>
nennet/ oder warumb mißbrauchen &#x017F;ie die<lb/>
Gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;ter? Was &#x017F;ol ich auch von<lb/>
dem gro&#x017F;&#x017F;en Reichthum der Klo&#x0364;&#x017F;ter/ und<lb/>
der unzehlbaren menge der be&#x017F;chornen/<lb/>
welche die Klo&#x0364;&#x017F;ter inne haben/ &#x017F;agen? Es<lb/>
were zwar freylich zutra&#x0364;glich/ daß man<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Collegia</hi></hi> habe/ worin die Jugend &#x017F;o in<lb/>
Gei&#x017F;t-als Weltlichen Sachen mo&#x0364;chte un-<lb/>
terrichtet werden; <hi rendition="#aq">U</hi>nd wolte nicht dawie-<lb/>
der &#x017F;agen daß &#x017F;olche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Collegia</hi></hi> tieff&#x017F;innigen<lb/>
Leuten zu ihren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Speculationibus</hi></hi> dienen<lb/>
ko&#x0364;nten/ da die Fru&#x0364;chte/ &#x017F;o dem Gemeinen<lb/>
be&#x017F;ten aus die&#x017F;er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Ingeniis</hi></hi> zuwach&#x017F;en kun-<lb/>
ten/ durch die unge&#x017F;tu&#x0364;migkeit des Weltli-<lb/>
chen Lebens weg genommen werden. Wen&#x0303;<lb/>
man ihnen aber einen ruhige&#x0303; Winckel ver-<lb/>
&#x017F;chaffet/ ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber ihren<lb/>
zarten Ver&#x017F;tand/ der ihnen zur &#x017F;traffe gege-<lb/>
ben/ nicht klagen/ und erlegen manchmahl<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;em Wucher/ was von dem ge-<lb/>
meinen be&#x017F;ten auff &#x017F;ie gewaud. Beederley<lb/>
Art aber wird am be&#x017F;ten mit ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">Ko&#x017F;ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0341] des Teutſchen Reichs. richten/ warumb werden die Geiſtlich ge- nennet/ oder warumb mißbrauchen ſie die Geiſtlichen Guͤter? Was ſol ich auch von dem groſſen Reichthum der Kloͤſter/ und der unzehlbaren menge der beſchornen/ welche die Kloͤſter inne haben/ ſagen? Es were zwar freylich zutraͤglich/ daß man Collegia habe/ worin die Jugend ſo in Geiſt-als Weltlichen Sachen moͤchte un- terrichtet werden; Und wolte nicht dawie- der ſagen daß ſolche Collegia tieffſinnigen Leuten zu ihren Speculationibus dienen koͤnten/ da die Fruͤchte/ ſo dem Gemeinen beſten aus dieſer Ingeniis zuwachſen kun- ten/ durch die ungeſtuͤmigkeit des Weltli- chen Lebens weg genommen werden. Weñ man ihnen aber einen ruhigẽ Winckel ver- ſchaffet/ koͤnnen ſie auch ſelbſt uͤber ihren zarten Verſtand/ der ihnen zur ſtraffe gege- ben/ nicht klagen/ und erlegen manchmahl mit groſſem Wucher/ was von dem ge- meinen beſten auff ſie gewaud. Beederley Art aber wird am beſten mit maͤſſigen Koſten P iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/341
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/341>, abgerufen am 22.11.2024.