Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand und den ersten fortpflantzern der Christli-chen Religion ihre Armuth auffrücket. Also mag sich traun der Mayntzische seines Gebiets freuen/ daß er die Würde eines Cantzlers in Teutschland erhalten könne; Die Ursach ist aber nicht zu finden/ war- umb man ihm einen Geistlichen Sitz bey- legen müsse/ da andere Fürsten/ die ihnen das gemeine besten eben so wol angelegen seyn lassen/ mit einem gemeinen Sitz zu frieden seyn. Was sol ich ferner von den Thumhöltzern sagen/ daraus die Bischöf- fe gezimmert werden? Weil ihr Wesen in Geistlichen Sachen nicht viel gilt/ schämen sie sich nicht/ sich irregulire Thumher- ren zu nennen/ und damit sie ihr eigene Kehle schonen/ lassen sie durch ihre Vi- carios die Kirchen voll schreyen. Unter denen/ die mit Weltlichen geschäfften nicht zuthun haben/ sind etliche inutilia ter- rae pondera oder gantz nichts taugliche Leute/ die nur dem Bauch und Geilheit dienen. Die so Weltliche. Sachen ver- richten/
Vom Zuſtand und den erſten fortpflantzern der Chriſtli-chen Religion ihre Armuth auffruͤcket. Alſo mag ſich traun der Mayntziſche ſeines Gebiets freuen/ daß er die Wuͤrde eines Cantzlers in Teutſchland erhalten koͤnne; Die Urſach iſt aber nicht zu finden/ war- umb man ihm einen Geiſtlichen Sitz bey- legen muͤſſe/ da andere Fuͤrſten/ die ihnen das gemeine beſten eben ſo wol angelegen ſeyn laſſen/ mit einem gemeinen Sitz zu frieden ſeyn. Was ſol ich ferner von den Thumhoͤltzern ſagen/ daraus die Biſchoͤf- fe gezimmert werden? Weil ihr Weſen in Geiſtlichen Sachen nicht viel gilt/ ſchaͤmen ſie ſich nicht/ ſich irregulire Thumher- ren zu nennen/ und damit ſie ihr eigene Kehle ſchonen/ laſſen ſie durch ihre Vi- carios die Kirchen voll ſchreyen. Unter denen/ die mit Weltlichen geſchaͤfften nicht zuthun haben/ ſind etliche inutilia ter- ræ pondera oder gantz nichts taugliche Leute/ die nur dem Bauch und Geilheit dienen. Die ſo Weltliche. Sachen ver- richten/
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Vom Zuſtand
und den erſten fortpflantzern der Chriſtli-
chen Religion ihre Armuth auffruͤcket.
Alſo mag ſich traun der Mayntziſche ſeines
Gebiets freuen/ daß er die Wuͤrde eines
Cantzlers in Teutſchland erhalten koͤnne;
Die Urſach iſt aber nicht zu finden/ war-
umb man ihm einen Geiſtlichen Sitz bey-
legen muͤſſe/ da andere Fuͤrſten/ die ihnen
das gemeine beſten eben ſo wol angelegen
ſeyn laſſen/ mit einem gemeinen Sitz zu
frieden ſeyn. Was ſol ich ferner von den
Thumhoͤltzern ſagen/ daraus die Biſchoͤf-
fe gezimmert werden? Weil ihr Weſen in
Geiſtlichen Sachen nicht viel gilt/ ſchaͤmen
ſie ſich nicht/ ſich irregulire Thumher-
ren zu nennen/ und damit ſie ihr eigene
Kehle ſchonen/ laſſen ſie durch ihre Vi-
carios die Kirchen voll ſchreyen. Unter
denen/ die mit Weltlichen geſchaͤfften nicht
zuthun haben/ ſind etliche inutilia ter-
ræ pondera oder gantz nichts taugliche
Leute/ die nur dem Bauch und Geilheit
dienen. Die ſo Weltliche. Sachen ver-
richten/
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