Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.des Teutschen Reichs. und ansehen groß seyn mögen/ würden dieWiedersacher nicht klug seyn/ wenn sie mit einem einigen Wörtgen solche dogmata mehr bestreiten wolten/ wodurch ein sol- cher hauffen Papier bißher vergeblich ver- brauchet worden. Zum Exempel wollen wir nur eines und ander hinzu thun: Es wird der heiligen Schrifft eine Tunckel- heit zu geschrieben/ und werden die Layen von solcher zu lesen abgehalten/ damit die Priester allein das Recht selbige außzule- gen behalten/ noch die Layen etwas darauß suchen möchten/ welches den Priestern nicht zuträglich seyn würde. Da müssen die Satzungen hinzu kommen/ daß wenn vieleicht in heiliger Schrifft etwas außge- lassen wäre/ daß zu diesem absehen dienlich/ solches füglich könte ersetzet werden. Es ist ietzo die gantze Religion mit so viel cere- monien angefüllet/ daß durch deren glantz und anzahl das gemeine Volck überhäuf- fet/ und gleichsamb erstarret/ der rechten Gotseligkeit nicht nach dencken kan. Die ver-
des Teutſchen Reichs. und anſehen groß ſeyn moͤgen/ wuͤrden dieWiederſacher nicht klug ſeyn/ wenn ſie mit einem einigen Woͤrtgen ſolche dogmata mehr beſtreiten wolten/ wodurch ein ſol- cher hauffen Papier bißher vergeblich ver- brauchet worden. Zum Exempel wollen wir nur eines und ander hinzu thun: Es wird der heiligen Schrifft eine Tunckel- heit zu geſchrieben/ und werden die Layen von ſolcher zu leſen abgehalten/ damit die Prieſter allein das Recht ſelbige außzule- gen behalten/ noch die Layen etwas darauß ſuchen moͤchten/ welches den Prieſtern nicht zutraͤglich ſeyn wuͤrde. Da muͤſſen die Satzungen hinzu kommen/ daß wenn vieleicht in heiliger Schrifft etwas außge- laſſen waͤre/ daß zu dieſem abſehen dienlich/ ſolches fuͤglich koͤnte erſetzet werden. Es iſt ietzo die gantze Religion mit ſo viel cere- monien angefuͤllet/ daß durch deren glantz und anzahl das gemeine Volck uͤberhaͤuf- fet/ und gleichſamb erſtarret/ der rechten Gotſeligkeit nicht nach dencken kan. Die ver-
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des Teutſchen Reichs.
und anſehen groß ſeyn moͤgen/ wuͤrden die
Wiederſacher nicht klug ſeyn/ wenn ſie mit
einem einigen Woͤrtgen ſolche dogmata
mehr beſtreiten wolten/ wodurch ein ſol-
cher hauffen Papier bißher vergeblich ver-
brauchet worden. Zum Exempel wollen
wir nur eines und ander hinzu thun: Es
wird der heiligen Schrifft eine Tunckel-
heit zu geſchrieben/ und werden die Layen
von ſolcher zu leſen abgehalten/ damit die
Prieſter allein das Recht ſelbige außzule-
gen behalten/ noch die Layen etwas darauß
ſuchen moͤchten/ welches den Prieſtern
nicht zutraͤglich ſeyn wuͤrde. Da muͤſſen
die Satzungen hinzu kommen/ daß wenn
vieleicht in heiliger Schrifft etwas außge-
laſſen waͤre/ daß zu dieſem abſehen dienlich/
ſolches fuͤglich koͤnte erſetzet werden. Es iſt
ietzo die gantze Religion mit ſo viel cere-
monien angefuͤllet/ daß durch deren glantz
und anzahl das gemeine Volck uͤberhaͤuf-
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Gotſeligkeit nicht nach dencken kan. Die
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/327>, abgerufen am 08.07.2024. |