Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
Länder zwischen dem Churfürsten von
Brandenburg und dem Neuburgischen
Pfaltzgraffen nicht zu trauen. Wer wil
die kleinere Streitigkeiten alle erzehlen. Ja
es macht auch der vergeblich Streit we-
gen der praecedentz etliche Fürsten unter-
einander gehässig. Eine solche grosse men-
ge der Kranckheiten ist Ursach/ daß man
den sehr verdrießlichen Proceß vornem-
lich in civil Sachen/ wodurch auch das
klareste Recht in vielen Jahren kan auff-
gehalten werden/ unter die geringere Feh-
ler zehlen muß. Es bringet auch der Mün-
tze unterscheid in Teutschland den Com-
mercien
und der privat Leute Erbschaff-
ten grossen Schaden/ ob man wol sonsten
der Pfennige bescheidenheit rühmen muß/
daß sie die schamhafftigkeit ihrer gering fü-
gigkeit mit der Farbe selbst mercklich anzel-
gen. Daß endlich etliche Fürsten nur dem
schlemmen und der Jagt ergeben seyn/ und
sich entweder nichts oder gar wenig umb
die privat Sachen bekümmern/ solches ist

den

Vom Zuſtand
Laͤnder zwiſchen dem Churfuͤrſten von
Brandenburg und dem Neuburgiſchen
Pfaltzgraffen nicht zu trauen. Wer wil
die kleinere Streitigkeiten alle erzehlen. Ja
es macht auch der vergeblich Streit we-
gen der præcedentz etliche Fuͤrſten unter-
einander gehaͤſſig. Eine ſolche groſſe men-
ge der Kranckheiten iſt Urſach/ daß man
den ſehr verdrießlichen Proceß vornem-
lich in civil Sachen/ wodurch auch das
klareſte Recht in vielen Jahren kan auff-
gehalten werden/ unter die geringere Feh-
ler zehlen muß. Es bringet auch der Muͤn-
tze unterſcheid in Teutſchland den Com-
mercien
und der privat Leute Erbſchaff-
ten groſſen Schaden/ ob man wol ſonſten
der Pfennige beſcheidenheit ruͤhmen muß/
daß ſie die ſchamhafftigkeit ihrer gering fuͤ-
gigkeit mit der Farbe ſelbſt mercklich anzel-
gen. Daß endlich etliche Fuͤrſten nur dem
ſchlemmen und der Jagt ergeben ſeyn/ und
ſich entweder nichts oder gar wenig umb
die privat Sachen bekuͤmmern/ ſolches iſt

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
La&#x0364;nder zwi&#x017F;chen dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von<lb/>
Brandenburg und dem Neuburgi&#x017F;chen<lb/>
Pfaltzgraffen nicht zu trauen. Wer wil<lb/>
die kleinere Streitigkeiten alle erzehlen. Ja<lb/>
es macht auch der vergeblich Streit we-<lb/>
gen der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">præcedentz</hi></hi> etliche Fu&#x0364;r&#x017F;ten unter-<lb/>
einander geha&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig. Eine &#x017F;olche gro&#x017F;&#x017F;e men-<lb/>
ge der Kranckheiten i&#x017F;t <hi rendition="#aq">U</hi>r&#x017F;ach/ daß man<lb/>
den &#x017F;ehr verdrießlichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Proceß</hi></hi> vornem-<lb/>
lich in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">civil</hi></hi> Sachen/ wodurch auch das<lb/>
klare&#x017F;te Recht in vielen Jahren kan auff-<lb/>
gehalten werden/ unter die geringere Feh-<lb/>
ler zehlen muß. Es bringet auch der Mu&#x0364;n-<lb/>
tze unter&#x017F;cheid in Teut&#x017F;chland den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Com-<lb/>
mercien</hi></hi> und der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">privat</hi></hi> Leute Erb&#x017F;chaff-<lb/>
ten gro&#x017F;&#x017F;en Schaden/ ob man wol &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
der Pfennige be&#x017F;cheidenheit ru&#x0364;hmen muß/<lb/>
daß &#x017F;ie die &#x017F;chamhafftigkeit ihrer gering fu&#x0364;-<lb/>
gigkeit mit der Farbe &#x017F;elb&#x017F;t mercklich anzel-<lb/>
gen. Daß endlich etliche Fu&#x0364;r&#x017F;ten nur dem<lb/>
&#x017F;chlemmen und der Jagt ergeben &#x017F;eyn/ und<lb/>
&#x017F;ich entweder nichts oder gar wenig umb<lb/>
die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">privat</hi></hi> Sachen beku&#x0364;mmern/ &#x017F;olches i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0298] Vom Zuſtand Laͤnder zwiſchen dem Churfuͤrſten von Brandenburg und dem Neuburgiſchen Pfaltzgraffen nicht zu trauen. Wer wil die kleinere Streitigkeiten alle erzehlen. Ja es macht auch der vergeblich Streit we- gen der præcedentz etliche Fuͤrſten unter- einander gehaͤſſig. Eine ſolche groſſe men- ge der Kranckheiten iſt Urſach/ daß man den ſehr verdrießlichen Proceß vornem- lich in civil Sachen/ wodurch auch das klareſte Recht in vielen Jahren kan auff- gehalten werden/ unter die geringere Feh- ler zehlen muß. Es bringet auch der Muͤn- tze unterſcheid in Teutſchland den Com- mercien und der privat Leute Erbſchaff- ten groſſen Schaden/ ob man wol ſonſten der Pfennige beſcheidenheit ruͤhmen muß/ daß ſie die ſchamhafftigkeit ihrer gering fuͤ- gigkeit mit der Farbe ſelbſt mercklich anzel- gen. Daß endlich etliche Fuͤrſten nur dem ſchlemmen und der Jagt ergeben ſeyn/ und ſich entweder nichts oder gar wenig umb die privat Sachen bekuͤmmern/ ſolches iſt den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/298
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/298>, abgerufen am 22.11.2024.