Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand Kriege von den Türcken geführet wer-den: Denn über dem/ daß die Türckische Soldaten den wolgeübten Teutschen nicht bastand seyn/ müssen sie auch mit grosser Mühe auß Asia gehen/ sind der rauhen Lufft wenig gewohnet/ und kön- nen die Kälte nicht vertragen. Und nach dem alle Macht an den äussersten Grän- tzen des Reichs versamlet/ pflegen die widrigen Theile gegen Persten hoffär- tig zu werden. Vnd wenn die benach- barten Länder Servia, Bulgaria und das Türckische Ungarn selbst eine so grosse menge nicht erhalten kan/ muß man zu Lande von weiten her mit grosser Mühe den Proviant zuführen/ weilen sich die Donau zu grossem auffnehmen Teutsch- landes gegen Morgen ergiesset. Und hat Teutschland fast niemals über das vierdte theil seiner Macht/ welche gemei- niglich unter der Obristen trägheit oder uneinigkeit auch an Zucht und Geld mangel gehabt/ wider den Türcken ge- führet;
Vom Zuſtand Kriege von den Tuͤrcken gefuͤhret wer-den: Denn uͤber dem/ daß die Tuͤrckiſche Soldaten den wolgeuͤbten Teutſchen nicht baſtand ſeyn/ muͤſſen ſie auch mit groſſer Muͤhe auß Aſia gehen/ ſind der rauhen Lufft wenig gewohnet/ und koͤn- nen die Kaͤlte nicht vertragen. Und nach dem alle Macht an den aͤuſſerſten Graͤn- tzen des Reichs verſamlet/ pflegen die widrigen Theile gegen Perſten hoffaͤr- tig zu werden. Vnd wenn die benach- barten Laͤnder Servia, Bulgaria und das Tuͤrckiſche Ungarn ſelbſt eine ſo groſſe menge nicht erhalten kan/ muß man zu Lande von weiten her mit groſſer Muͤhe den Proviant zufuͤhren/ weilen ſich die Donau zu groſſem auffnehmen Teutſch- landes gegen Morgen ergieſſet. Und hat Teutſchland faſt niemals uͤber das vierdte theil ſeiner Macht/ welche gemei- niglich unter der Obriſten traͤgheit oder uneinigkeit auch an Zucht und Geld mangel gehabt/ wider den Tuͤrcken ge- fuͤhret;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0272" n="250"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zuſtand</hi></fw><lb/> Kriege von den Tuͤrcken gefuͤhret wer-<lb/> den: Denn uͤber dem/ daß die Tuͤrckiſche<lb/> Soldaten den wolgeuͤbten Teutſchen<lb/> nicht baſtand ſeyn/ muͤſſen ſie auch mit<lb/> groſſer Muͤhe auß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Aſia</hi></hi> gehen/ ſind der<lb/> rauhen Lufft wenig gewohnet/ und koͤn-<lb/> nen die Kaͤlte nicht vertragen. <hi rendition="#aq">U</hi>nd nach<lb/> dem alle Macht an den aͤuſſerſten Graͤn-<lb/> tzen des Reichs verſamlet/ pflegen die<lb/> widrigen Theile gegen Perſten hoffaͤr-<lb/> tig zu werden. Vnd wenn die benach-<lb/> barten Laͤnder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Servia, Bulgaria</hi></hi> und das<lb/> Tuͤrckiſche <hi rendition="#aq">U</hi>ngarn ſelbſt eine ſo groſſe<lb/> menge nicht erhalten kan/ muß man zu<lb/> Lande von weiten her mit groſſer Muͤhe<lb/> den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Proviant</hi></hi> zufuͤhren/ weilen ſich die<lb/> Donau zu groſſem auffnehmen Teutſch-<lb/> landes gegen Morgen ergieſſet. <hi rendition="#aq">U</hi>nd<lb/> hat Teutſchland faſt niemals uͤber das<lb/> vierdte theil ſeiner Macht/ welche gemei-<lb/> niglich unter der Obriſten traͤgheit oder<lb/> uneinigkeit auch an Zucht und Geld<lb/> mangel gehabt/ wider den Tuͤrcken ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fuͤhret;</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0272]
Vom Zuſtand
Kriege von den Tuͤrcken gefuͤhret wer-
den: Denn uͤber dem/ daß die Tuͤrckiſche
Soldaten den wolgeuͤbten Teutſchen
nicht baſtand ſeyn/ muͤſſen ſie auch mit
groſſer Muͤhe auß Aſia gehen/ ſind der
rauhen Lufft wenig gewohnet/ und koͤn-
nen die Kaͤlte nicht vertragen. Und nach
dem alle Macht an den aͤuſſerſten Graͤn-
tzen des Reichs verſamlet/ pflegen die
widrigen Theile gegen Perſten hoffaͤr-
tig zu werden. Vnd wenn die benach-
barten Laͤnder Servia, Bulgaria und das
Tuͤrckiſche Ungarn ſelbſt eine ſo groſſe
menge nicht erhalten kan/ muß man zu
Lande von weiten her mit groſſer Muͤhe
den Proviant zufuͤhren/ weilen ſich die
Donau zu groſſem auffnehmen Teutſch-
landes gegen Morgen ergieſſet. Und
hat Teutſchland faſt niemals uͤber das
vierdte theil ſeiner Macht/ welche gemei-
niglich unter der Obriſten traͤgheit oder
uneinigkeit auch an Zucht und Geld
mangel gehabt/ wider den Tuͤrcken ge-
fuͤhret;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/272 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/272>, abgerufen am 08.07.2024. |