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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Vom Zustand
das Land ertragen kan/ darff er also für
allzu grosser Menge nicht eben unehrli-
che Handthierung treiben. Derer die
sich dem studieren ergeben/ sind vieleicht
mehr als nötig/ und werden gemeiniglich
unter vielen Kräntzträgern wenig Ph0153;-
bi
gefunden. Kauff- und Handwercks-
Leute sind überflüssig; Bauren giebt es
doch an etlichen Orten weniger/ als die
weitläufftigkeit des Laudes erfordert/
wessen Ursach ist zum theil der 30. Jäh-
rige Krieg/ wodurch Teutschland elendig-
lich verwüstet/ zum theil/ weil die Bau-
ren der Natur seyn/ daß so bald sie ein
wenig begütert werden/ sie ihre Kinder las-
sen ein Handwerck lernen/ dann sie schä-
tzen die/ welche in den Städten wohnen/
glückseliger als sich selbsten. Und ob ich
kaum traue das jemand sey/ der die Zahl
der Städte und Dörffer in Teutschland
auffzuzeichnen angefangen/ so wird doch
der jenige von denen bey solcher nation
erfahrnen keiner Thorheit beschüldiget

wer-

Vom Zuſtand
das Land ertragen kan/ darff er alſo fuͤr
allzu groſſer Menge nicht eben unehrli-
che Handthierung treiben. Derer die
ſich dem ſtudieren ergeben/ ſind vieleicht
mehr als noͤtig/ und werden gemeiniglich
unter vielen Kraͤntztraͤgern wenig Ph0153;-
bi
gefunden. Kauff- und Handwercks-
Leute ſind uͤberfluͤſſig; Bauren giebt es
doch an etlichen Orten weniger/ als die
weitlaͤufftigkeit des Laudes erfordert/
weſſen Urſach iſt zum theil der 30. Jaͤh-
rige Krieg/ wodurch Teutſchland elendig-
lich verwuͤſtet/ zum theil/ weil die Bau-
ren der Natur ſeyn/ daß ſo bald ſie ein
wenig beguͤtert werdẽ/ ſie ihre Kinder laſ-
ſen ein Handwerck lernen/ dann ſie ſchaͤ-
tzen die/ welche in den Staͤdten wohnen/
gluͤckſeliger als ſich ſelbſten. Und ob ich
kaum traue das jemand ſey/ der die Zahl
der Staͤdte und Doͤrffer in Teutſchland
auffzuzeichnen angefangen/ ſo wird doch
der jenige von denen bey ſolcher nation
erfahrnen keiner Thorheit beſchuͤldiget

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[238/0260] Vom Zuſtand das Land ertragen kan/ darff er alſo fuͤr allzu groſſer Menge nicht eben unehrli- che Handthierung treiben. Derer die ſich dem ſtudieren ergeben/ ſind vieleicht mehr als noͤtig/ und werden gemeiniglich unter vielen Kraͤntztraͤgern wenig Ph0153;- bi gefunden. Kauff- und Handwercks- Leute ſind uͤberfluͤſſig; Bauren giebt es doch an etlichen Orten weniger/ als die weitlaͤufftigkeit des Laudes erfordert/ weſſen Urſach iſt zum theil der 30. Jaͤh- rige Krieg/ wodurch Teutſchland elendig- lich verwuͤſtet/ zum theil/ weil die Bau- ren der Natur ſeyn/ daß ſo bald ſie ein wenig beguͤtert werdẽ/ ſie ihre Kinder laſ- ſen ein Handwerck lernen/ dann ſie ſchaͤ- tzen die/ welche in den Staͤdten wohnen/ gluͤckſeliger als ſich ſelbſten. Und ob ich kaum traue das jemand ſey/ der die Zahl der Staͤdte und Doͤrffer in Teutſchland auffzuzeichnen angefangen/ ſo wird doch der jenige von denen bey ſolcher nation erfahrnen keiner Thorheit beſchuͤldiget wer-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/260>, abgerufen am 26.11.2024.