Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand eben so wol offenbahr/ daß er in vielem feh-be/ und aus unversöhnlichem Haß gegen dem Hause Oesterreich mit der andern Parthey halte. Und ob wol dieses Buch verboten worden/ so ist doch damit nichts anders außgerichtet/ als daß die Gelehrten es desto theurer erkaufften und lieber lasen. Wir hätten auch dessen allhie nicht eben gedacht/ wenn gedachtes Buch nicht eben bey den meisten in grossem Werth zu seyn schiene/ und man nicht befunden/ daß die/ so dawider geschrieben/ vielmehr Possen ge- trieben oder geschmeichelt/ als seine Grün- de widerleget. Wie nun dieser gar recht dem Käyser die höchste und Königliche Macht über die Stände abspricht/ also ist er darin sehr unbedachtsamb/ daß er ihn den Ständen unterwirfft/ und demselben/ der mit so viel Tituln herein pranget/ die Würde einer blossen Obrigkeit gleichsamb bittweise zulässet. Als wenn nothwendig eine Aristocratia seyn müsse/ wo keine freye Monarchia zu finden; oder jemand den
Vom Zuſtand eben ſo wol offenbahr/ daß er in vielem feh-be/ und aus unverſoͤhnlichem Haß gegen dem Hauſe Oeſterreich mit der andern Parthey halte. Und ob wol dieſes Buch verboten worden/ ſo iſt doch damit nichts anders außgerichtet/ als daß die Gelehrten es deſto theurer erkaufften und lieber laſen. Wir haͤtten auch deſſen allhie nicht eben gedacht/ wenn gedachtes Buch nicht eben bey den meiſten in groſſem Werth zu ſeyn ſchiene/ und man nicht befunden/ daß die/ ſo dawider geſchrieben/ vielmehr Poſſen ge- trieben oder geſchmeichelt/ als ſeine Gruͤn- de widerleget. Wie nun dieſer gar recht dem Kaͤyſer die hoͤchſte und Koͤnigliche Macht uͤber die Staͤnde abſpricht/ alſo iſt er darin ſehr unbedachtſamb/ daß er ihn den Staͤnden unterwirfft/ und demſelben/ der mit ſo viel Tituln herein pranget/ die Wuͤrde einer bloſſen Obrigkeit gleichſamb bittweiſe zulaͤſſet. Als wenn nothwendig eine Ariſtocratia ſeyn muͤſſe/ wo keine freye Monarchia zu finden; oder jemand den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0246" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zuſtand</hi></fw><lb/> eben ſo wol offenbahr/ daß er in vielem feh-<lb/> be/ und aus unverſoͤhnlichem Haß gegen<lb/> dem Hauſe Oeſterreich mit der andern<lb/> Parthey halte. <hi rendition="#aq">U</hi>nd ob wol dieſes Buch<lb/> verboten worden/ ſo iſt doch damit nichts<lb/> anders außgerichtet/ als daß die Gelehrten<lb/> es deſto theurer erkaufften und lieber laſen.<lb/> Wir haͤtten auch deſſen allhie nicht eben<lb/> gedacht/ wenn gedachtes Buch nicht eben<lb/> bey den meiſten in groſſem Werth zu ſeyn<lb/> ſchiene/ und man nicht befunden/ daß die/<lb/> ſo dawider geſchrieben/ vielmehr Poſſen ge-<lb/> trieben oder geſchmeichelt/ als ſeine Gruͤn-<lb/> de widerleget. Wie nun dieſer gar recht<lb/> dem Kaͤyſer die hoͤchſte und Koͤnigliche<lb/> Macht uͤber die Staͤnde abſpricht/ alſo iſt<lb/> er darin ſehr unbedachtſamb/ daß er ihn<lb/> den Staͤnden unterwirfft/ und demſelben/<lb/> der mit ſo viel Tituln herein pranget/ die<lb/> Wuͤrde einer bloſſen Obrigkeit gleichſamb<lb/> bittweiſe zulaͤſſet. Als wenn nothwendig<lb/> eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Ariſtocratia</hi></hi> ſeyn muͤſſe/ wo keine<lb/> freye <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Monarchia</hi></hi> zu finden; oder jemand<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0246]
Vom Zuſtand
eben ſo wol offenbahr/ daß er in vielem feh-
be/ und aus unverſoͤhnlichem Haß gegen
dem Hauſe Oeſterreich mit der andern
Parthey halte. Und ob wol dieſes Buch
verboten worden/ ſo iſt doch damit nichts
anders außgerichtet/ als daß die Gelehrten
es deſto theurer erkaufften und lieber laſen.
Wir haͤtten auch deſſen allhie nicht eben
gedacht/ wenn gedachtes Buch nicht eben
bey den meiſten in groſſem Werth zu ſeyn
ſchiene/ und man nicht befunden/ daß die/
ſo dawider geſchrieben/ vielmehr Poſſen ge-
trieben oder geſchmeichelt/ als ſeine Gruͤn-
de widerleget. Wie nun dieſer gar recht
dem Kaͤyſer die hoͤchſte und Koͤnigliche
Macht uͤber die Staͤnde abſpricht/ alſo iſt
er darin ſehr unbedachtſamb/ daß er ihn
den Staͤnden unterwirfft/ und demſelben/
der mit ſo viel Tituln herein pranget/ die
Wuͤrde einer bloſſen Obrigkeit gleichſamb
bittweiſe zulaͤſſet. Als wenn nothwendig
eine Ariſtocratia ſeyn muͤſſe/ wo keine
freye Monarchia zu finden; oder jemand
den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |