Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand einfältig/ wenn man gläuben woltte/ daßder Reichstag und das darauff die meisten Stimmen gelten eine unfehlbare anzeigung sey eines Aristocratischen Standes: Denn es ist gnugsammbekand/ daß in vielen König reichen Reichstage gehalten werden/ auff welchen man die Stimmen zehlet/ und kön- nen zum Exempel gnug seyn die König- reiche Engelland/ Schweden/ Schottland Was ist aber gebräuchlicher/ als das zwi- schen Bundsgenossen/ die durch eine ge- nawe Verbündniß gleichsamb ein Leib wor- den/ Zusammenkünffte oder gewisse Tage zur gemeinen berathschlagung gehalten werden? Welche bey den Bundsgenos- sen eben so groß Ansehen haben als der Reichstag bey den Reichs Ständen/ zum Exempel können aus den Alten die Gesell- schafft der Amphictyonen und Achaeer, aus den heutigen die Schweitzer und ver- einigte Niederländer angezogen werden. Darnach ist dieses bey rechten Aristocra- tien der Gebrauch/ daß zwar niemand hö- her
Vom Zuſtand einfaͤltig/ wenn man glaͤuben woltte/ daßder Reichstag und das darauff die meiſten Stimmen geltẽ eine unfehlbare anzeigung ſey eines Ariſtocratiſchen Standes: Den̄ es iſt gnugſam̃bekand/ daß in vielen Koͤnig reichen Reichstage gehalten werden/ auff welchen man die Stimmen zehlet/ und koͤn- nen zum Exempel gnug ſeyn die Koͤnig- reiche Engelland/ Schweden/ Schottland Was iſt aber gebraͤuchlicher/ als das zwi- ſchen Bundsgenoſſen/ die durch eine ge- nawe Veꝛbuͤndniß gleichſamb ein Leib wor- den/ Zuſammenkuͤnffte oder gewiſſe Tage zur gemeinen berathſchlagung gehalten werden? Welche bey den Bundsgenoſ- ſen eben ſo groß Anſehen haben als der Reichstag bey den Reichs Staͤnden/ zum Exempel koͤnnen aus den Alten die Geſell- ſchafft der Amphictyonen und Achæer, aus den heutigen die Schweitzer und ver- einigte Niederlaͤnder angezogen werden. Darnach iſt dieſes bey rechten Ariſtocra- tien der Gebrauch/ daß zwar niemand hoͤ- her
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0240" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zuſtand</hi></fw><lb/> einfaͤltig/ wenn man glaͤuben woltte/ daß<lb/> der Reichstag und das darauff die meiſten<lb/> Stimmen geltẽ eine unfehlbare anzeigung<lb/> ſey eines <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Ariſtocrati</hi></hi>ſchen Standes: Den̄<lb/> es iſt gnugſam̃bekand/ daß in vielen Koͤnig<lb/> reichen Reichstage gehalten werden/ auff<lb/> welchen man die Stimmen zehlet/ und koͤn-<lb/> nen zum Exempel gnug ſeyn die Koͤnig-<lb/> reiche Engelland/ Schweden/ Schottland<lb/> Was iſt aber gebraͤuchlicher/ als das zwi-<lb/> ſchen Bundsgenoſſen/ die durch eine ge-<lb/> nawe Veꝛbuͤndniß gleichſamb ein Leib wor-<lb/> den/ Zuſammenkuͤnffte oder gewiſſe Tage<lb/> zur gemeinen berathſchlagung gehalten<lb/> werden? Welche bey den Bundsgenoſ-<lb/> ſen eben ſo groß Anſehen haben als der<lb/> Reichstag bey den Reichs Staͤnden/ zum<lb/> Exempel koͤnnen aus den Alten die Geſell-<lb/> ſchafft der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Amphictyonen</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Achæer</hi>,</hi><lb/> aus den heutigen die Schweitzer und ver-<lb/> einigte Niederlaͤnder angezogen werden.<lb/> Darnach iſt dieſes bey rechten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Ariſtocra-<lb/> tien</hi></hi> der Gebrauch/ daß zwar niemand hoͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">her</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0240]
Vom Zuſtand
einfaͤltig/ wenn man glaͤuben woltte/ daß
der Reichstag und das darauff die meiſten
Stimmen geltẽ eine unfehlbare anzeigung
ſey eines Ariſtocratiſchen Standes: Den̄
es iſt gnugſam̃bekand/ daß in vielen Koͤnig
reichen Reichstage gehalten werden/ auff
welchen man die Stimmen zehlet/ und koͤn-
nen zum Exempel gnug ſeyn die Koͤnig-
reiche Engelland/ Schweden/ Schottland
Was iſt aber gebraͤuchlicher/ als das zwi-
ſchen Bundsgenoſſen/ die durch eine ge-
nawe Veꝛbuͤndniß gleichſamb ein Leib wor-
den/ Zuſammenkuͤnffte oder gewiſſe Tage
zur gemeinen berathſchlagung gehalten
werden? Welche bey den Bundsgenoſ-
ſen eben ſo groß Anſehen haben als der
Reichstag bey den Reichs Staͤnden/ zum
Exempel koͤnnen aus den Alten die Geſell-
ſchafft der Amphictyonen und Achæer,
aus den heutigen die Schweitzer und ver-
einigte Niederlaͤnder angezogen werden.
Darnach iſt dieſes bey rechten Ariſtocra-
tien der Gebrauch/ daß zwar niemand hoͤ-
her
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/240 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/240>, abgerufen am 08.07.2024. |