Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.des Teutschen Reichs. wird sich doch niemand bereden lassen/ daßdas Teutsche Reich eine Aristocratia sey/ der die Politische Sachen etwas gena[unleserliches Material - Zeichen fehlt] verstehet; Denn zu einer Aristocratia wird erfodert/ daß die höchste Gewalt bey einem von den Ständen/ und jmmerwä- rendem Rath sey/ der da berathschlagen und schliessen könne von allen zum Reich gehörigen Geschäfften/ da die vollführung der täglichen oder sonderbahren Sachen gewissen Obrigkeiten zugeleget/ welche dem Rath von dem was vorgangen/ Rechen- schafft geben müssen; Ein solcher Rath aber ist in Teutschland nicht zu finden. Denn die Kammer zu Speyer und das Käyserliche Hofgericht urtheilen nur über die appellationes. Der Reichstag aber ist gar nicht einem stetigen und jmmerwä- renden Rath zu vergleichen/ der über alle Geschäffte/ so dem gantzen Regiment ange- hen/ zu disponiren macht hätte; als wel- chen man nur sonderlicher Ursachen we- gen außzuschreiben pfleget. Es ist aber sehr ein- L
des Teutſchen Reichs. wird ſich doch niemand bereden laſſen/ daßdas Teutſche Reich eine Ariſtocratia ſey/ der die Politiſche Sachen etwas gena[unleserliches Material – Zeichen fehlt] verſtehet; Denn zu einer Ariſtocratia wird erfodert/ daß die hoͤchſte Gewalt bey einem von den Staͤnden/ und jmmerwaͤ- rendem Rath ſey/ der da berathſchlagen und ſchlieſſen koͤnne von allen zum Reich gehoͤrigen Geſchaͤfften/ da die vollfuͤhrung der taͤglichen oder ſonderbahren Sachen gewiſſen Obrigkeiten zugeleget/ welche dem Rath von dem was vorgangen/ Rechen- ſchafft geben muͤſſen; Ein ſolcher Rath aber iſt in Teutſchland nicht zu finden. Denn die Kammer zu Speyer und das Kaͤyſerliche Hofgericht urtheilen nur uͤber die appellationes. Der Reichstag aber iſt gar nicht einem ſtetigen und jmmerwaͤ- renden Rath zu vergleichen/ der uͤber alle Geſchaͤffte/ ſo dem gantzen Regiment ange- hen/ zu diſponiren macht haͤtte; als wel- chen man nur ſonderlicher Urſachen we- gen außzuſchreiben pfleget. Es iſt aber ſehr ein- L
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des Teutſchen Reichs.
wird ſich doch niemand bereden laſſen/ daß
das Teutſche Reich eine Ariſtocratia ſey/
der die Politiſche Sachen etwas gena_
verſtehet; Denn zu einer Ariſtocratia
wird erfodert/ daß die hoͤchſte Gewalt bey
einem von den Staͤnden/ und jmmerwaͤ-
rendem Rath ſey/ der da berathſchlagen
und ſchlieſſen koͤnne von allen zum Reich
gehoͤrigen Geſchaͤfften/ da die vollfuͤhrung
der taͤglichen oder ſonderbahren Sachen
gewiſſen Obrigkeiten zugeleget/ welche dem
Rath von dem was vorgangen/ Rechen-
ſchafft geben muͤſſen; Ein ſolcher Rath
aber iſt in Teutſchland nicht zu finden.
Denn die Kammer zu Speyer und das
Kaͤyſerliche Hofgericht urtheilen nur uͤber
die appellationes. Der Reichstag aber
iſt gar nicht einem ſtetigen und jmmerwaͤ-
renden Rath zu vergleichen/ der uͤber alle
Geſchaͤffte/ ſo dem gantzen Regiment ange-
hen/ zu diſponiren macht haͤtte; als wel-
chen man nur ſonderlicher Urſachen we-
gen außzuſchreiben pfleget. Es iſt aber ſehr
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