Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Zustand
§. 2.

Jst demnach dabey/ wenn man jegliche
Theile oder Stände des Reichs absonder-
lich betrachtet/ wenig schwirigkeit. Denn
alle weltliche und geistliche Fürstenthümer
(deren jene durch Erbschafft/ diese durch
die Wahl conferiret werden) wie auch die
Graffschafften sind gleich den Monarchi-
en; doch mit diesem unterscheid/ daß an et-
lichen Orten der Fürsten Macht absolut,
an etlichen durch gewisse Pacten mit den
Ständen/ wie man sie nennet/ oder mit
den Landsassen/ limitiret sey. Etliche
Freystädte aber werden aristocratice (da
die Vornehmsten das Regiment führen)
regieret/ in welchen nemlich der Rath die
höchste Gewalt hat/ in welchem Recht die
vornehmsten Bürger durch der Raths-
herren Stimmen auffenommen werden/
und wo der Rath weder von dem gemei-
nen Pöbel kan zum Gehorsam gebracht
werden/ noch von seiner verwaltung Re-
chenschafft geben darff. An andern Or-

ten
Vom Zuſtand
§. 2.

Jſt demnach dabey/ wenn man jegliche
Theile oder Staͤnde des Reichs abſonder-
lich betrachtet/ wenig ſchwirigkeit. Denn
alle weltliche und geiſtliche Fuͤrſtenthuͤmer
(deren jene durch Erbſchafft/ dieſe durch
die Wahl conferiret werden) wie auch die
Graffſchafften ſind gleich den Monarchi-
en; doch mit dieſem unterſcheid/ daß an et-
lichen Orten der Fuͤrſten Macht abſolut,
an etlichen durch gewiſſe Pacten mit den
Staͤnden/ wie man ſie nennet/ oder mit
den Landſaſſen/ limitiret ſey. Etliche
Freyſtaͤdte aber werden ariſtocraticè (da
die Vornehmſten das Regiment fuͤhren)
regieret/ in welchen nemlich der Rath die
hoͤchſte Gewalt hat/ in welchem Recht die
vornehmſten Buͤrger durch der Raths-
herren Stimmen auffenommen werden/
und wo der Rath weder von dem gemei-
nen Poͤbel kan zum Gehorſam gebracht
werden/ noch von ſeiner verwaltung Re-
chenſchafft geben darff. An andern Or-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0232" n="210"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head><lb/>
            <p>J&#x017F;t demnach dabey/ wenn man jegliche<lb/>
Theile oder Sta&#x0364;nde des Reichs ab&#x017F;onder-<lb/>
lich betrachtet/ wenig &#x017F;chwirigkeit. Denn<lb/>
alle weltliche und gei&#x017F;tliche Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mer<lb/>
(deren jene durch Erb&#x017F;chafft/ die&#x017F;e durch<lb/>
die Wahl <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">conferi</hi></hi>ret werden) wie auch die<lb/>
Graff&#x017F;chafften &#x017F;ind gleich den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Monarchi-</hi></hi><lb/>
en; doch mit die&#x017F;em unter&#x017F;cheid/ daß an et-<lb/>
lichen Orten der Fu&#x0364;r&#x017F;ten Macht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ab&#x017F;olut,</hi></hi><lb/>
an etlichen durch gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Pacten</hi></hi> mit den<lb/>
Sta&#x0364;nden/ wie man &#x017F;ie nennet/ oder mit<lb/>
den Land&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">limiti</hi></hi>ret &#x017F;ey. Etliche<lb/>
Frey&#x017F;ta&#x0364;dte aber werden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ari&#x017F;tocraticè</hi></hi> (da<lb/>
die Vornehm&#x017F;ten das Regiment fu&#x0364;hren)<lb/>
regieret/ in welchen nemlich der Rath die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Gewalt hat/ in welchem Recht die<lb/>
vornehm&#x017F;ten Bu&#x0364;rger durch der Raths-<lb/>
herren Stimmen auffenommen werden/<lb/>
und wo der Rath weder von dem gemei-<lb/>
nen Po&#x0364;bel kan zum Gehor&#x017F;am gebracht<lb/>
werden/ noch von &#x017F;einer verwaltung Re-<lb/>
chen&#x017F;chafft geben darff. An andern Or-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0232] Vom Zuſtand §. 2. Jſt demnach dabey/ wenn man jegliche Theile oder Staͤnde des Reichs abſonder- lich betrachtet/ wenig ſchwirigkeit. Denn alle weltliche und geiſtliche Fuͤrſtenthuͤmer (deren jene durch Erbſchafft/ dieſe durch die Wahl conferiret werden) wie auch die Graffſchafften ſind gleich den Monarchi- en; doch mit dieſem unterſcheid/ daß an et- lichen Orten der Fuͤrſten Macht abſolut, an etlichen durch gewiſſe Pacten mit den Staͤnden/ wie man ſie nennet/ oder mit den Landſaſſen/ limitiret ſey. Etliche Freyſtaͤdte aber werden ariſtocraticè (da die Vornehmſten das Regiment fuͤhren) regieret/ in welchen nemlich der Rath die hoͤchſte Gewalt hat/ in welchem Recht die vornehmſten Buͤrger durch der Raths- herren Stimmen auffenommen werden/ und wo der Rath weder von dem gemei- nen Poͤbel kan zum Gehorſam gebracht werden/ noch von ſeiner verwaltung Re- chenſchafft geben darff. An andern Or- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/232
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/232>, abgerufen am 20.11.2024.