Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
Streitsachen beyzulegen/ waren in einem
jeglichen Dorff oder district Graffen oder
Richter/ welche aus dem Adel oder ehrba-
rem Pöbel etliche außgesonderte Schöp-
pen oder Beysitzer umb sich hatten/ vom
Könige bestellet/ die fälleten über civil und
criminal Sachen das Urtheil. Die Graf-
fen hatten ferner/ weil die Dörffer so weit-
läufftig/ hin und wieder in den Flecken ihre
zugeordnete Vicarios oder nach ihrer
Sprache Schultheissen; Von welchen
man doch zu jenen provociren kunte.
Uber dem strafften die Priester die böse Sit-
ten der Christen nach dem geistlichen Recht.
Die Bischöffe hatten über die Geistlichen
und Münche zu gebieten. Die Bischöffe
wurden bey dem Metropolitano, oder
vor dem Synodo angegeben; Ob man
wol allmählich an den Römischen Pabst
wegen das ansehen solchen Stuels zu ap-
pelli
ren angefangen. Ja es wurden auch
der Layen ihre Sachen ohn unterscheid den
Bischöffen wegen ihrer vermeynten Hei-

lig-

Vom Zuſtand
Streitſachen beyzulegen/ waren in einem
jeglichen Dorff oder diſtrict Graffen oder
Richter/ welche aus dem Adel oder ehrba-
rem Poͤbel etliche außgeſonderte Schoͤp-
pen oder Beyſitzer umb ſich hatten/ vom
Koͤnige beſtellet/ die faͤlleten uͤber civil und
criminal Sachen das Urtheil. Die Graf-
fen hatten ferner/ weil die Doͤrffer ſo weit-
laͤufftig/ hin und wieder in den Flecken ihre
zugeordnete Vicarios oder nach ihrer
Sprache Schultheiſſen; Von welchen
man doch zu jenen provociren kunte.
Uber dem ſtꝛafften die Prieſter die boͤſe Sit-
ten der Chriſten nach dem geiſtlichẽ Recht.
Die Biſchoͤffe hatten uͤber die Geiſtlichen
und Muͤnche zu gebieten. Die Biſchoͤffe
wurden bey dem Metropolitano, oder
vor dem Synodo angegeben; Ob man
wol allmaͤhlich an den Roͤmiſchen Pabſt
wegen das anſehen ſolchen Stuels zu ap-
pelli
ren angefangen. Ja es wurden auch
der Layen ihre Sachen ohn unterſcheid den
Biſchoͤffen wegen ihrer vermeynten Hei-

lig-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
Streit&#x017F;achen beyzulegen/ waren in einem<lb/>
jeglichen Dorff oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">di&#x017F;trict</hi></hi> Graffen oder<lb/>
Richter/ welche aus dem Adel oder ehrba-<lb/>
rem Po&#x0364;bel etliche außge&#x017F;onderte Scho&#x0364;p-<lb/>
pen oder Bey&#x017F;itzer umb &#x017F;ich hatten/ vom<lb/>
Ko&#x0364;nige be&#x017F;tellet/ die fa&#x0364;lleten u&#x0364;ber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">civil</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">criminal</hi></hi> Sachen das Urtheil. Die Graf-<lb/>
fen hatten ferner/ weil die Do&#x0364;rffer &#x017F;o weit-<lb/>
la&#x0364;ufftig/ hin und wieder in den Flecken ihre<lb/>
zugeordnete <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Vicarios</hi></hi> oder nach ihrer<lb/>
Sprache Schulthei&#x017F;&#x017F;en; Von welchen<lb/>
man doch zu jenen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">provoci</hi></hi>ren kunte.<lb/>
Uber dem &#x017F;t&#xA75B;afften die Prie&#x017F;ter die bo&#x0364;&#x017F;e Sit-<lb/>
ten der Chri&#x017F;ten nach dem gei&#x017F;tliche&#x0303; Recht.<lb/>
Die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe hatten u&#x0364;ber die Gei&#x017F;tlichen<lb/>
und Mu&#x0364;nche zu gebieten. Die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe<lb/>
wurden bey dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Metropolitano,</hi></hi> oder<lb/>
vor dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Synodo</hi></hi> angegeben; Ob man<lb/>
wol allma&#x0364;hlich an den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Pab&#x017F;t<lb/>
wegen das an&#x017F;ehen &#x017F;olchen Stuels zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ap-<lb/>
pelli</hi></hi>ren angefangen. Ja es wurden auch<lb/>
der Layen ihre Sachen ohn unter&#x017F;cheid den<lb/>
Bi&#x017F;cho&#x0364;ffen wegen ihrer vermeynten Hei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0196] Vom Zuſtand Streitſachen beyzulegen/ waren in einem jeglichen Dorff oder diſtrict Graffen oder Richter/ welche aus dem Adel oder ehrba- rem Poͤbel etliche außgeſonderte Schoͤp- pen oder Beyſitzer umb ſich hatten/ vom Koͤnige beſtellet/ die faͤlleten uͤber civil und criminal Sachen das Urtheil. Die Graf- fen hatten ferner/ weil die Doͤrffer ſo weit- laͤufftig/ hin und wieder in den Flecken ihre zugeordnete Vicarios oder nach ihrer Sprache Schultheiſſen; Von welchen man doch zu jenen provociren kunte. Uber dem ſtꝛafften die Prieſter die boͤſe Sit- ten der Chriſten nach dem geiſtlichẽ Recht. Die Biſchoͤffe hatten uͤber die Geiſtlichen und Muͤnche zu gebieten. Die Biſchoͤffe wurden bey dem Metropolitano, oder vor dem Synodo angegeben; Ob man wol allmaͤhlich an den Roͤmiſchen Pabſt wegen das anſehen ſolchen Stuels zu ap- pelliren angefangen. Ja es wurden auch der Layen ihre Sachen ohn unterſcheid den Biſchoͤffen wegen ihrer vermeynten Hei- lig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/196
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/196>, abgerufen am 24.11.2024.