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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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6) Recurse u. Cerem. 1745-1748.
der, um zu beweisen, daß keine Berichtsforde-
rung in Recurssachen nöthig sey (p). Seinen

Haupt-
fes Stimme beym Fürstentage zu Offenbach ge-
führt. Oben S. 19. Meine Litteratur des Staats-
rechts Th. 2. S. 145.
(p) Die Schrift erschien unter dem Titel: Er-
örterung der Frage, ob in den Recursen vom
Cammergerichte Bericht zu fordern sey
?
(1746. Fol.). Sie zeichnete sich zugleich durch
eine sehr allgemeine Begründung aller Recurse
aus, womit sie in folgendem Tone anfieng:
"Wer sich in den Teutschen Geschichten umgese-
hen, der wird wissen, daß in älteren Zeiten und
vor Errichtung des Cammergerichts, obschon die
jedesmaligen Kaiser eine Art von einem Hofge-
richte, an dessen Platz der jetzige Reichshofrath
getreten, an ihrem Hoflager gehabt, dennoch von
der Jurisdiction dieses Gerichts, so allein auf
Personen niedern Standes gegangen, Fürsten und
Stände mit ihren Rechtshändeln ganz und gar
ausgenommen gewesen, und davon nirgend an-
ders, als auf öffentlichen Reichstagen vor Für-
sten und Ständen gehandelt werden können." --
Zum Beweise berüft sich der Herr Verfasser auf
Verordnungen der Kaiser, Friedrichs d. II. von 1236.,
Rudolfs des I. von 1291., Albrechts des I. von
1438., und Sigismunds von 1446., dann auf
eine beständige Praxin, die darauf erfolgt sey.
Und vom Cammergerichte behauptet er, es sey
nur auf den Fall, wenn kein Reichstag vorhan-
den sey, errichtet worden; die Stände hätten
sich aber vorbehalten, die Assessoren als ihre Re-
präsentanten zu ernennen. -- Hernach fährt er
fort: "Aus dieser kurzen in notorietate facti be-
ruhenden Erzehlung ergibt sich von selbsten, daß
die Gewalt und Gerichtbarkeit des Cammergerichts
eine delegirte Gewalt und Gerichtbarkeit sey, die
der Direction und Oberaufsicht des in seinem Ober-
haupte und gesammten Ständen versammelten
Reichs
D 3

6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748.
der, um zu beweiſen, daß keine Berichtsforde-
rung in Recursſachen noͤthig ſey (p). Seinen

Haupt-
fes Stimme beym Fuͤrſtentage zu Offenbach ge-
fuͤhrt. Oben S. 19. Meine Litteratur des Staats-
rechts Th. 2. S. 145.
(p) Die Schrift erſchien unter dem Titel: Er-
oͤrterung der Frage, ob in den Recurſen vom
Cammergerichte Bericht zu fordern ſey
?
(1746. Fol.). Sie zeichnete ſich zugleich durch
eine ſehr allgemeine Begruͤndung aller Recurſe
aus, womit ſie in folgendem Tone anfieng:
”Wer ſich in den Teutſchen Geſchichten umgeſe-
hen, der wird wiſſen, daß in aͤlteren Zeiten und
vor Errichtung des Cammergerichts, obſchon die
jedesmaligen Kaiſer eine Art von einem Hofge-
richte, an deſſen Platz der jetzige Reichshofrath
getreten, an ihrem Hoflager gehabt, dennoch von
der Jurisdiction dieſes Gerichts, ſo allein auf
Perſonen niedern Standes gegangen, Fuͤrſten und
Staͤnde mit ihren Rechtshaͤndeln ganz und gar
ausgenommen geweſen, und davon nirgend an-
ders, als auf oͤffentlichen Reichstagen vor Fuͤr-
ſten und Staͤnden gehandelt werden koͤnnen.” —
Zum Beweiſe beruͤft ſich der Herr Verfaſſer auf
Verordnungen der Kaiſer, Friedrichs d. II. von 1236.,
Rudolfs des I. von 1291., Albrechts des I. von
1438., und Sigismunds von 1446., dann auf
eine beſtaͤndige Praxin, die darauf erfolgt ſey.
Und vom Cammergerichte behauptet er, es ſey
nur auf den Fall, wenn kein Reichstag vorhan-
den ſey, errichtet worden; die Staͤnde haͤtten
ſich aber vorbehalten, die Aſſeſſoren als ihre Re-
praͤſentanten zu ernennen. — Hernach faͤhrt er
fort: ”Aus dieſer kurzen in notorietate facti be-
ruhenden Erzehlung ergibt ſich von ſelbſten, daß
die Gewalt und Gerichtbarkeit des Cammergerichts
eine delegirte Gewalt und Gerichtbarkeit ſey, die
der Direction und Oberaufſicht des in ſeinem Ober-
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[53/0087] 6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748. der, um zu beweiſen, daß keine Berichtsforde- rung in Recursſachen noͤthig ſey (p). Seinen Haupt- (o) (p) Die Schrift erſchien unter dem Titel: Er- oͤrterung der Frage, ob in den Recurſen vom Cammergerichte Bericht zu fordern ſey? (1746. Fol.). Sie zeichnete ſich zugleich durch eine ſehr allgemeine Begruͤndung aller Recurſe aus, womit ſie in folgendem Tone anfieng: ”Wer ſich in den Teutſchen Geſchichten umgeſe- hen, der wird wiſſen, daß in aͤlteren Zeiten und vor Errichtung des Cammergerichts, obſchon die jedesmaligen Kaiſer eine Art von einem Hofge- richte, an deſſen Platz der jetzige Reichshofrath getreten, an ihrem Hoflager gehabt, dennoch von der Jurisdiction dieſes Gerichts, ſo allein auf Perſonen niedern Standes gegangen, Fuͤrſten und Staͤnde mit ihren Rechtshaͤndeln ganz und gar ausgenommen geweſen, und davon nirgend an- ders, als auf oͤffentlichen Reichstagen vor Fuͤr- ſten und Staͤnden gehandelt werden koͤnnen.” — Zum Beweiſe beruͤft ſich der Herr Verfaſſer auf Verordnungen der Kaiſer, Friedrichs d. II. von 1236., Rudolfs des I. von 1291., Albrechts des I. von 1438., und Sigismunds von 1446., dann auf eine beſtaͤndige Praxin, die darauf erfolgt ſey. Und vom Cammergerichte behauptet er, es ſey nur auf den Fall, wenn kein Reichstag vorhan- den ſey, errichtet worden; die Staͤnde haͤtten ſich aber vorbehalten, die Aſſeſſoren als ihre Re- praͤſentanten zu ernennen. — Hernach faͤhrt er fort: ”Aus dieſer kurzen in notorietate facti be- ruhenden Erzehlung ergibt ſich von ſelbſten, daß die Gewalt und Gerichtbarkeit des Cammergerichts eine delegirte Gewalt und Gerichtbarkeit ſey, die der Direction und Oberaufſicht des in ſeinem Ober- haupte und geſammten Staͤnden verſammelten Reichs (o) fes Stimme beym Fuͤrſtentage zu Offenbach ge- fuͤhrt. Oben S. 19. Meine Litteratur des Staats- rechts Th. 2. S. 145. D 3

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/87>, abgerufen am 22.11.2024.