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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
Ernestine u. s. w. Solcher vertragsmäßig unglei-
cher Ehen thut auch das Longobardische Lehnrecht
Meldung, unter dem Namen morganatischer
Ehen, welcher Name selbst unstreitig Teutschen
Ursprungs ist (h).


IX.

Wenn aber auch kein Vertrag zum voraus
darüber gemacht war, so verstand sichs doch von
selbsten, daß eine Person, die nicht selbst vom
Herrenstande war, wenn sie gleich ein Fürst zur
Gemahlinn nahm, weder Fürstinn wurde, noch
fürstliche und successionsfähige Kinder erzielen
konnte. Das war der Fall des Marggrafen Hen-
richs des Erlauchten von Meissen mit Elisabeth
von Maltitz, des Erzherzogs Ferdinands von Oe-
sterreich-Tyrol mit Philippine Welserinn, des
Prinzen Ferdinands von Baiern mit Marie Pet-
tenbeck, des Fürsten Georg Ariberts von Anhalt-
Dessau mit einer von Krosigk u. s. w. Nur als-
dann konnte davon eine Ausnahme statt finden,
wenn mit Bewilligung der Stammsvettern Söh-
nen, die aus solchen Mißheirathen erzeuget wa-
ren, ein Successionsrecht zugestanden wurde; wie
z. B. im Hause Braunschweig 1546. Otto dem
jüngern von Haarburg geschah, den sein Vater
gleiches Namens mit Metta von Campen erzeugt

hatte;
(h) Die Benennung morganatischer Ehen hat
man bisher gemeiniglich davon hergeleitet, weil
solche Frauen sich mit der Morgengabe begnügen
mußten. Treffender scheint die Ableitung zu seyn,
die Möser (in der Berlinischen Monathsschrift
vom May 1784.) angegeben hat, weil die Kinder
aus solchen Ehen nur der Mutter folgen; das heißt
nach der Niederteutschen Mundart na der Moder
gan,
oder zusammengezogen na der Mor gan.

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
Erneſtine u. ſ. w. Solcher vertragsmaͤßig unglei-
cher Ehen thut auch das Longobardiſche Lehnrecht
Meldung, unter dem Namen morganatiſcher
Ehen, welcher Name ſelbſt unſtreitig Teutſchen
Urſprungs iſt (h).


IX.

Wenn aber auch kein Vertrag zum voraus
daruͤber gemacht war, ſo verſtand ſichs doch von
ſelbſten, daß eine Perſon, die nicht ſelbſt vom
Herrenſtande war, wenn ſie gleich ein Fuͤrſt zur
Gemahlinn nahm, weder Fuͤrſtinn wurde, noch
fuͤrſtliche und ſucceſſionsfaͤhige Kinder erzielen
konnte. Das war der Fall des Marggrafen Hen-
richs des Erlauchten von Meiſſen mit Eliſabeth
von Maltitz, des Erzherzogs Ferdinands von Oe-
ſterreich-Tyrol mit Philippine Welſerinn, des
Prinzen Ferdinands von Baiern mit Marie Pet-
tenbeck, des Fuͤrſten Georg Ariberts von Anhalt-
Deſſau mit einer von Kroſigk u. ſ. w. Nur als-
dann konnte davon eine Ausnahme ſtatt finden,
wenn mit Bewilligung der Stammsvettern Soͤh-
nen, die aus ſolchen Mißheirathen erzeuget wa-
ren, ein Succeſſionsrecht zugeſtanden wurde; wie
z. B. im Hauſe Braunſchweig 1546. Otto dem
juͤngern von Haarburg geſchah, den ſein Vater
gleiches Namens mit Metta von Campen erzeugt

hatte;
(h) Die Benennung morganatiſcher Ehen hat
man bisher gemeiniglich davon hergeleitet, weil
ſolche Frauen ſich mit der Morgengabe begnuͤgen
mußten. Treffender ſcheint die Ableitung zu ſeyn,
die Moͤſer (in der Berliniſchen Monathsſchrift
vom May 1784.) angegeben hat, weil die Kinder
aus ſolchen Ehen nur der Mutter folgen; das heißt
nach der Niederteutſchen Mundart na der Moder
gan,
oder zuſammengezogen na der Mor gan.
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[24/0058] XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748. Erneſtine u. ſ. w. Solcher vertragsmaͤßig unglei- cher Ehen thut auch das Longobardiſche Lehnrecht Meldung, unter dem Namen morganatiſcher Ehen, welcher Name ſelbſt unſtreitig Teutſchen Urſprungs iſt (h). Wenn aber auch kein Vertrag zum voraus daruͤber gemacht war, ſo verſtand ſichs doch von ſelbſten, daß eine Perſon, die nicht ſelbſt vom Herrenſtande war, wenn ſie gleich ein Fuͤrſt zur Gemahlinn nahm, weder Fuͤrſtinn wurde, noch fuͤrſtliche und ſucceſſionsfaͤhige Kinder erzielen konnte. Das war der Fall des Marggrafen Hen- richs des Erlauchten von Meiſſen mit Eliſabeth von Maltitz, des Erzherzogs Ferdinands von Oe- ſterreich-Tyrol mit Philippine Welſerinn, des Prinzen Ferdinands von Baiern mit Marie Pet- tenbeck, des Fuͤrſten Georg Ariberts von Anhalt- Deſſau mit einer von Kroſigk u. ſ. w. Nur als- dann konnte davon eine Ausnahme ſtatt finden, wenn mit Bewilligung der Stammsvettern Soͤh- nen, die aus ſolchen Mißheirathen erzeuget wa- ren, ein Succeſſionsrecht zugeſtanden wurde; wie z. B. im Hauſe Braunſchweig 1546. Otto dem juͤngern von Haarburg geſchah, den ſein Vater gleiches Namens mit Metta von Campen erzeugt hatte; (h) Die Benennung morganatiſcher Ehen hat man bisher gemeiniglich davon hergeleitet, weil ſolche Frauen ſich mit der Morgengabe begnuͤgen mußten. Treffender ſcheint die Ableitung zu ſeyn, die Moͤſer (in der Berliniſchen Monathsſchrift vom May 1784.) angegeben hat, weil die Kinder aus ſolchen Ehen nur der Mutter folgen; das heißt nach der Niederteutſchen Mundart na der Moder gan, oder zuſammengezogen na der Mor gan.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/58>, abgerufen am 24.11.2024.