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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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5) Manchfaltigk. d. bes. T. Staaten.
andern die Landesadministration zu führen hat, wie
auf solche Art (1749. u. f.) der Herzog von Go-
tha eine Zeitlang das Herzogthum Eisenach und
der Herzog von Coburg das Herzogthum Weimar
zu regieren gehabt hat (t), auch dermalen wieder
der Bischof von Lübeck zugleich Administrator des
Herzogthums Oldenburg ist. Gewisser maßen
kann man auch noch die Fälle dahin rechnen, wenn
einem Reichsstande eine kaiserliche Debitcommis-
sion
über einen andern verschuldeten Reichsstand
aufgetragen wird, da wenigstens derjenige Theil
der Landesregierung, der die Einnahme und Aus-
gabe betrifft, alsdann von wegen der Debitcom-
mission besorget wird. Doch können auch sowohl
Debitcommissionen als Vormundschaften anderen,
die sonst nicht regierende Herren sind, aufgetragen
werden. So hat z. B. der Prinz Joseph von
Sachsen-Hildburghausen die Debitcommission zu
Hildburghausen bekommen; so ist der Prinz Xaver
von Sachsen als Vormund des jetzigen Churfür-
sten in seiner Minderjährigkeit Administrator des
Churfürstenthums gewesen; und so bekommen oft
fürstliche Wittwen als Vormünderinnen ihrer Söh-
ne deren Länder zu regieren, wie erst kürzlich noch
die verwittweten Herzoginnen zu Weimar und
Meinungen in dem Falle gewesen sind. So kön-
nen also auch bald apanagirte Herren, bald Da-
mes Länder zu regieren haben; wozu, was letztere
betrifft, auch noch die Fälle gehören, wenn nach
Abgang des Mannsstamms von einem ganzen Hau-
se Erbtöchter zur Erbfolge gelangen, wie das erha-
bene Beyspiel der vierzigjährigen Regierung der Oe-
sterreichischen Erbstaaten von Maria Theresia war.


Er-
(t) Mein Handbuch der Reichshistorie S. 1219.

5) Manchfaltigk. d. beſ. T. Staaten.
andern die Landesadminiſtration zu fuͤhren hat, wie
auf ſolche Art (1749. u. f.) der Herzog von Go-
tha eine Zeitlang das Herzogthum Eiſenach und
der Herzog von Coburg das Herzogthum Weimar
zu regieren gehabt hat (t), auch dermalen wieder
der Biſchof von Luͤbeck zugleich Adminiſtrator des
Herzogthums Oldenburg iſt. Gewiſſer maßen
kann man auch noch die Faͤlle dahin rechnen, wenn
einem Reichsſtande eine kaiſerliche Debitcommiſ-
ſion
uͤber einen andern verſchuldeten Reichsſtand
aufgetragen wird, da wenigſtens derjenige Theil
der Landesregierung, der die Einnahme und Aus-
gabe betrifft, alsdann von wegen der Debitcom-
miſſion beſorget wird. Doch koͤnnen auch ſowohl
Debitcommiſſionen als Vormundſchaften anderen,
die ſonſt nicht regierende Herren ſind, aufgetragen
werden. So hat z. B. der Prinz Joſeph von
Sachſen-Hildburghauſen die Debitcommiſſion zu
Hildburghauſen bekommen; ſo iſt der Prinz Xaver
von Sachſen als Vormund des jetzigen Churfuͤr-
ſten in ſeiner Minderjaͤhrigkeit Adminiſtrator des
Churfuͤrſtenthums geweſen; und ſo bekommen oft
fuͤrſtliche Wittwen als Vormuͤnderinnen ihrer Soͤh-
ne deren Laͤnder zu regieren, wie erſt kuͤrzlich noch
die verwittweten Herzoginnen zu Weimar und
Meinungen in dem Falle geweſen ſind. So koͤn-
nen alſo auch bald apanagirte Herren, bald Da-
mes Laͤnder zu regieren haben; wozu, was letztere
betrifft, auch noch die Faͤlle gehoͤren, wenn nach
Abgang des Mannsſtamms von einem ganzen Hau-
ſe Erbtoͤchter zur Erbfolge gelangen, wie das erha-
bene Beyſpiel der vierzigjaͤhrigen Regierung der Oe-
ſterreichiſchen Erbſtaaten von Maria Thereſia war.


Er-
(t) Mein Handbuch der Reichshiſtorie S. 1219.
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[287/0321] 5) Manchfaltigk. d. beſ. T. Staaten. andern die Landesadminiſtration zu fuͤhren hat, wie auf ſolche Art (1749. u. f.) der Herzog von Go- tha eine Zeitlang das Herzogthum Eiſenach und der Herzog von Coburg das Herzogthum Weimar zu regieren gehabt hat (t), auch dermalen wieder der Biſchof von Luͤbeck zugleich Adminiſtrator des Herzogthums Oldenburg iſt. Gewiſſer maßen kann man auch noch die Faͤlle dahin rechnen, wenn einem Reichsſtande eine kaiſerliche Debitcommiſ- ſion uͤber einen andern verſchuldeten Reichsſtand aufgetragen wird, da wenigſtens derjenige Theil der Landesregierung, der die Einnahme und Aus- gabe betrifft, alsdann von wegen der Debitcom- miſſion beſorget wird. Doch koͤnnen auch ſowohl Debitcommiſſionen als Vormundſchaften anderen, die ſonſt nicht regierende Herren ſind, aufgetragen werden. So hat z. B. der Prinz Joſeph von Sachſen-Hildburghauſen die Debitcommiſſion zu Hildburghauſen bekommen; ſo iſt der Prinz Xaver von Sachſen als Vormund des jetzigen Churfuͤr- ſten in ſeiner Minderjaͤhrigkeit Adminiſtrator des Churfuͤrſtenthums geweſen; und ſo bekommen oft fuͤrſtliche Wittwen als Vormuͤnderinnen ihrer Soͤh- ne deren Laͤnder zu regieren, wie erſt kuͤrzlich noch die verwittweten Herzoginnen zu Weimar und Meinungen in dem Falle geweſen ſind. So koͤn- nen alſo auch bald apanagirte Herren, bald Da- mes Laͤnder zu regieren haben; wozu, was letztere betrifft, auch noch die Faͤlle gehoͤren, wenn nach Abgang des Mannsſtamms von einem ganzen Hau- ſe Erbtoͤchter zur Erbfolge gelangen, wie das erha- bene Beyſpiel der vierzigjaͤhrigen Regierung der Oe- ſterreichiſchen Erbſtaaten von Maria Thereſia war. Er- (t) Mein Handbuch der Reichshiſtorie S. 1219.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/321>, abgerufen am 22.11.2024.