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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
der Kirchenverfassung geschehen ist, habe ich zum
Theil schon oben erwehnt. Andere neue Einrich-
tungen in der innerlichen Verfassung des König-
reichs Ungarn und der übrigen Oesterreichischen
Erbländer, und dann, was auf der einen Seite
zur Unterstützung Russischer Ansprüche an der Pfor-
te geschehen, und was auf der andern Seite we-
gen Aufrufung des Barrieretractats, wegen Er-
öffnung der Schelde, wegen erneuerter Ansprüche
auf Mastricht und sonst mit den vereinigten Nie-
derlanden vorgegangen, und durch einen mit den-
selben geschlossenen Frieden mit einer Summe von
10. Millionen Gulden erlediget ist, -- das al-
les gehöret in andere Theile der Geschichte.


II.

Nur das fieng auch in Teutschland an einiges
Aufsehen zu machen, daß man zu Wien solche
Grundsätze aufzustellen schien, als ob ein so klarer
Friedensartikel, wie derjenige, der in dem zu Mün-
ster im Jan. 1648. mit den Holländern geschlos-
senen Frieden die Schelde für die Oesterreichischen
Niederlande für geschlossen erklärte (l), einseitig
als unverbindlich angesehen werden könnte. Eine
Besorgniß, daß ähnliche Grundsätze über kurz
oder lang auch in Angelegenheiten Teutscher Reichs-
stände zum Nachtheile der bisherigen Reichsver-
fassung aufgestellt werden möchten, schien durch
einige neuere Vorfälle nicht ganz ohne Grund ver-
anlaßt zu werden.


III.

Unstreitig war es ein schon von langer Hand
her gemachter Entwurf, den Oesterreichischen
Kirchenstaat,
nur mit Ausnahme der von der

catho-
(l) Oben Th. 2. S. 50. I.

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
der Kirchenverfaſſung geſchehen iſt, habe ich zum
Theil ſchon oben erwehnt. Andere neue Einrich-
tungen in der innerlichen Verfaſſung des Koͤnig-
reichs Ungarn und der uͤbrigen Oeſterreichiſchen
Erblaͤnder, und dann, was auf der einen Seite
zur Unterſtuͤtzung Ruſſiſcher Anſpruͤche an der Pfor-
te geſchehen, und was auf der andern Seite we-
gen Aufrufung des Barrieretractats, wegen Er-
oͤffnung der Schelde, wegen erneuerter Anſpruͤche
auf Maſtricht und ſonſt mit den vereinigten Nie-
derlanden vorgegangen, und durch einen mit den-
ſelben geſchloſſenen Frieden mit einer Summe von
10. Millionen Gulden erlediget iſt, — das al-
les gehoͤret in andere Theile der Geſchichte.


II.

Nur das fieng auch in Teutſchland an einiges
Aufſehen zu machen, daß man zu Wien ſolche
Grundſaͤtze aufzuſtellen ſchien, als ob ein ſo klarer
Friedensartikel, wie derjenige, der in dem zu Muͤn-
ſter im Jan. 1648. mit den Hollaͤndern geſchloſ-
ſenen Frieden die Schelde fuͤr die Oeſterreichiſchen
Niederlande fuͤr geſchloſſen erklaͤrte (l), einſeitig
als unverbindlich angeſehen werden koͤnnte. Eine
Beſorgniß, daß aͤhnliche Grundſaͤtze uͤber kurz
oder lang auch in Angelegenheiten Teutſcher Reichs-
ſtaͤnde zum Nachtheile der bisherigen Reichsver-
faſſung aufgeſtellt werden moͤchten, ſchien durch
einige neuere Vorfaͤlle nicht ganz ohne Grund ver-
anlaßt zu werden.


III.

Unſtreitig war es ein ſchon von langer Hand
her gemachter Entwurf, den Oeſterreichiſchen
Kirchenſtaat,
nur mit Ausnahme der von der

catho-
(l) Oben Th. 2. S. 50. I.
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[204/0238] XIII. Joſeph II. 1764-1786. der Kirchenverfaſſung geſchehen iſt, habe ich zum Theil ſchon oben erwehnt. Andere neue Einrich- tungen in der innerlichen Verfaſſung des Koͤnig- reichs Ungarn und der uͤbrigen Oeſterreichiſchen Erblaͤnder, und dann, was auf der einen Seite zur Unterſtuͤtzung Ruſſiſcher Anſpruͤche an der Pfor- te geſchehen, und was auf der andern Seite we- gen Aufrufung des Barrieretractats, wegen Er- oͤffnung der Schelde, wegen erneuerter Anſpruͤche auf Maſtricht und ſonſt mit den vereinigten Nie- derlanden vorgegangen, und durch einen mit den- ſelben geſchloſſenen Frieden mit einer Summe von 10. Millionen Gulden erlediget iſt, — das al- les gehoͤret in andere Theile der Geſchichte. Nur das fieng auch in Teutſchland an einiges Aufſehen zu machen, daß man zu Wien ſolche Grundſaͤtze aufzuſtellen ſchien, als ob ein ſo klarer Friedensartikel, wie derjenige, der in dem zu Muͤn- ſter im Jan. 1648. mit den Hollaͤndern geſchloſ- ſenen Frieden die Schelde fuͤr die Oeſterreichiſchen Niederlande fuͤr geſchloſſen erklaͤrte (l), einſeitig als unverbindlich angeſehen werden koͤnnte. Eine Beſorgniß, daß aͤhnliche Grundſaͤtze uͤber kurz oder lang auch in Angelegenheiten Teutſcher Reichs- ſtaͤnde zum Nachtheile der bisherigen Reichsver- faſſung aufgeſtellt werden moͤchten, ſchien durch einige neuere Vorfaͤlle nicht ganz ohne Grund ver- anlaßt zu werden. Unſtreitig war es ein ſchon von langer Hand her gemachter Entwurf, den Oeſterreichiſchen Kirchenſtaat, nur mit Ausnahme der von der catho- (l) Oben Th. 2. S. 50. I.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/238>, abgerufen am 27.11.2024.