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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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5) Cathol. Kirchenverfassung.
als auf einmal (1773. Jul. 21.) dessen Aufhe-
bungsbulle
von Clemens dem XIV. erschien, das
hatte nach mehrmaligen Beyspielen ähnlicher Un-
fälle, die den Orden in einzelnen Reichen betrof-
fen hatten, und nach der Art, wie er sich selbst
dem päbstlichen Stuhle und der ganzen Römischen
Hierarchie als deren größte Stütze unentbehrlich
gemacht hatte, kaum jemand erwarten können.
Doch der Fall geschah. Die Bulle erschien nicht
nur. Sie wurde fast in allen catholischen Staa-
ten pünctlich vollzogen. Ihre Güter nahm an
den meisten Orten der landesherrliche Fiscus zu
sich, oder man widmete ihre Einkünfte wieder zu
anderen milden Stiftungen oder Kirchen- und
Schuldiensten.

Im Schulwesen ihre Stellen zu ersetzen fandVII.
zwar nicht geringe Schwierigkeit. Inzwischen
fanden sich doch hin und wieder theils andere Or-
densgeistliche, theils Weltgeistliche, die den Ab-
gang zu ersetzen suchten. Man errichtete selbst
Schulseminarien, um für die Zukunft wenigstens
weniger Mangel an tüchtigen Schulmännern zu
haben. Schon erschienen hier und da merklich
verbesserte Schulordnungen. Mit Freuden sah
man die Hoffnung in kurzem mehr Aufklärung
allgemeiner ausgebreitet zu sehen. Uebertriebene
Begriffe von der päbstlichen Gewalt, abergläubi-
sche Achtung des Mönchswesens, viele Gattun-
gen von Andächteleyen, Vorurtheile wider an-
dere Glaubensgenossen, Unduldsamkeit und Ver-
folgungsgeist fiengen schon merklich an zu sinken (a).


Selbst
fünf
(a) Manche Ueberbleibsel finden sich in den
schon mehr von mir angeführten lesenswürdigen
M 3

5) Cathol. Kirchenverfaſſung.
als auf einmal (1773. Jul. 21.) deſſen Aufhe-
bungsbulle
von Clemens dem XIV. erſchien, das
hatte nach mehrmaligen Beyſpielen aͤhnlicher Un-
faͤlle, die den Orden in einzelnen Reichen betrof-
fen hatten, und nach der Art, wie er ſich ſelbſt
dem paͤbſtlichen Stuhle und der ganzen Roͤmiſchen
Hierarchie als deren groͤßte Stuͤtze unentbehrlich
gemacht hatte, kaum jemand erwarten koͤnnen.
Doch der Fall geſchah. Die Bulle erſchien nicht
nur. Sie wurde faſt in allen catholiſchen Staa-
ten puͤnctlich vollzogen. Ihre Guͤter nahm an
den meiſten Orten der landesherrliche Fiſcus zu
ſich, oder man widmete ihre Einkuͤnfte wieder zu
anderen milden Stiftungen oder Kirchen- und
Schuldienſten.

Im Schulweſen ihre Stellen zu erſetzen fandVII.
zwar nicht geringe Schwierigkeit. Inzwiſchen
fanden ſich doch hin und wieder theils andere Or-
densgeiſtliche, theils Weltgeiſtliche, die den Ab-
gang zu erſetzen ſuchten. Man errichtete ſelbſt
Schulſeminarien, um fuͤr die Zukunft wenigſtens
weniger Mangel an tuͤchtigen Schulmaͤnnern zu
haben. Schon erſchienen hier und da merklich
verbeſſerte Schulordnungen. Mit Freuden ſah
man die Hoffnung in kurzem mehr Aufklaͤrung
allgemeiner ausgebreitet zu ſehen. Uebertriebene
Begriffe von der paͤbſtlichen Gewalt, aberglaͤubi-
ſche Achtung des Moͤnchsweſens, viele Gattun-
gen von Andaͤchteleyen, Vorurtheile wider an-
dere Glaubensgenoſſen, Unduldſamkeit und Ver-
folgungsgeiſt fiengen ſchon merklich an zu ſinken (a).


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fuͤnf
(a) Manche Ueberbleibſel finden ſich in den
ſchon mehr von mir angefuͤhrten leſenswuͤrdigen
M 3
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[181/0215] 5) Cathol. Kirchenverfaſſung. als auf einmal (1773. Jul. 21.) deſſen Aufhe- bungsbulle von Clemens dem XIV. erſchien, das hatte nach mehrmaligen Beyſpielen aͤhnlicher Un- faͤlle, die den Orden in einzelnen Reichen betrof- fen hatten, und nach der Art, wie er ſich ſelbſt dem paͤbſtlichen Stuhle und der ganzen Roͤmiſchen Hierarchie als deren groͤßte Stuͤtze unentbehrlich gemacht hatte, kaum jemand erwarten koͤnnen. Doch der Fall geſchah. Die Bulle erſchien nicht nur. Sie wurde faſt in allen catholiſchen Staa- ten puͤnctlich vollzogen. Ihre Guͤter nahm an den meiſten Orten der landesherrliche Fiſcus zu ſich, oder man widmete ihre Einkuͤnfte wieder zu anderen milden Stiftungen oder Kirchen- und Schuldienſten. Im Schulweſen ihre Stellen zu erſetzen fand zwar nicht geringe Schwierigkeit. Inzwiſchen fanden ſich doch hin und wieder theils andere Or- densgeiſtliche, theils Weltgeiſtliche, die den Ab- gang zu erſetzen ſuchten. Man errichtete ſelbſt Schulſeminarien, um fuͤr die Zukunft wenigſtens weniger Mangel an tuͤchtigen Schulmaͤnnern zu haben. Schon erſchienen hier und da merklich verbeſſerte Schulordnungen. Mit Freuden ſah man die Hoffnung in kurzem mehr Aufklaͤrung allgemeiner ausgebreitet zu ſehen. Uebertriebene Begriffe von der paͤbſtlichen Gewalt, aberglaͤubi- ſche Achtung des Moͤnchsweſens, viele Gattun- gen von Andaͤchteleyen, Vorurtheile wider an- dere Glaubensgenoſſen, Unduldſamkeit und Ver- folgungsgeiſt fiengen ſchon merklich an zu ſinken (a). VII. Selbſt fuͤnf (a) Manche Ueberbleibſel finden ſich in den ſchon mehr von mir angefuͤhrten leſenswuͤrdigen M 3

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/215>, abgerufen am 23.11.2024.