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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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4) Religionsbeschwerden 1764. u. f.
Carls des VII. das churfürstliche Collegium sich
bewogen fand, eine eigne Stelle in die Wahlca-
pitulation einzurücken, wie den vielen Beschwer-
den abzuhelfen seyn möchte. Diese seitdem in den
folgenden Wahlcapitulationen beybehaltene Stelle
war, hauptsächlich durch die Bemühungen der da-
maligen Churtrierischen und Churbraunschweigi-
schen Wahlbotschafter (von Spangenberg und von
Münchhausen), so gefaßt: "Wo die Augsburgi-
schen Confessionsverwandten gegen den Westphä-
lischen Frieden oder andere Reichsgesetze sich be-
schwert zu seyn erachteten, und darüber von den
evangelischen Ständen mit Inbegriff der Reichs-
ritterschaft, sammt oder sonders Vorstellungen an
den Kaiser erlaßen würden, sollte derselbe sich dar-
auf ohne allen Anstand obgedachten Reichsgrund-
gesetzen gemäß entschließen, sofort sothane Ent-
schließung den evangelischen Ständen zu wissen
thun, solche auch ungesäumt zum Vollzuge brin-
gen, keinesweges aber in Religionssachen Processe
verstatten, sondern darunter lediglich den Reichs-
grundgesetzen nachgehen, und daran seyn, daß die
bisher angebrachten noch unerledigten Religions-
beschwerden des fordersamsten reichsgesetzmäßig ab-
gethan würden (p)."

So bündig diese Stelle gefaßt zu seyn schien,III.
so war doch unter beiden folgenden Regierungen
wenig oder gar keine Wirkung davon zu spühren.
Bey der Wahl Josephs des II. ward deswegen der
Kaiser Franz in einem churfürstlichen Collegial-
schreiben von neuem ersucht, "die Verfügung zu
treffen, daß nicht nur alle Religionsbeschwerden

nach
(p) Wahlcap. (1742.) Art. 1. §. 11.

4) Religionsbeſchwerden 1764. u. f.
Carls des VII. das churfuͤrſtliche Collegium ſich
bewogen fand, eine eigne Stelle in die Wahlca-
pitulation einzuruͤcken, wie den vielen Beſchwer-
den abzuhelfen ſeyn moͤchte. Dieſe ſeitdem in den
folgenden Wahlcapitulationen beybehaltene Stelle
war, hauptſaͤchlich durch die Bemuͤhungen der da-
maligen Churtrieriſchen und Churbraunſchweigi-
ſchen Wahlbotſchafter (von Spangenberg und von
Muͤnchhauſen), ſo gefaßt: ”Wo die Augsburgi-
ſchen Confeſſionsverwandten gegen den Weſtphaͤ-
liſchen Frieden oder andere Reichsgeſetze ſich be-
ſchwert zu ſeyn erachteten, und daruͤber von den
evangeliſchen Staͤnden mit Inbegriff der Reichs-
ritterſchaft, ſammt oder ſonders Vorſtellungen an
den Kaiſer erlaßen wuͤrden, ſollte derſelbe ſich dar-
auf ohne allen Anſtand obgedachten Reichsgrund-
geſetzen gemaͤß entſchließen, ſofort ſothane Ent-
ſchließung den evangeliſchen Staͤnden zu wiſſen
thun, ſolche auch ungeſaͤumt zum Vollzuge brin-
gen, keinesweges aber in Religionsſachen Proceſſe
verſtatten, ſondern darunter lediglich den Reichs-
grundgeſetzen nachgehen, und daran ſeyn, daß die
bisher angebrachten noch unerledigten Religions-
beſchwerden des forderſamſten reichsgeſetzmaͤßig ab-
gethan wuͤrden (p).”

So buͤndig dieſe Stelle gefaßt zu ſeyn ſchien,III.
ſo war doch unter beiden folgenden Regierungen
wenig oder gar keine Wirkung davon zu ſpuͤhren.
Bey der Wahl Joſephs des II. ward deswegen der
Kaiſer Franz in einem churfuͤrſtlichen Collegial-
ſchreiben von neuem erſucht, ”die Verfuͤgung zu
treffen, daß nicht nur alle Religionsbeſchwerden

nach
(p) Wahlcap. (1742.) Art. 1. §. 11.
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[171/0205] 4) Religionsbeſchwerden 1764. u. f. Carls des VII. das churfuͤrſtliche Collegium ſich bewogen fand, eine eigne Stelle in die Wahlca- pitulation einzuruͤcken, wie den vielen Beſchwer- den abzuhelfen ſeyn moͤchte. Dieſe ſeitdem in den folgenden Wahlcapitulationen beybehaltene Stelle war, hauptſaͤchlich durch die Bemuͤhungen der da- maligen Churtrieriſchen und Churbraunſchweigi- ſchen Wahlbotſchafter (von Spangenberg und von Muͤnchhauſen), ſo gefaßt: ”Wo die Augsburgi- ſchen Confeſſionsverwandten gegen den Weſtphaͤ- liſchen Frieden oder andere Reichsgeſetze ſich be- ſchwert zu ſeyn erachteten, und daruͤber von den evangeliſchen Staͤnden mit Inbegriff der Reichs- ritterſchaft, ſammt oder ſonders Vorſtellungen an den Kaiſer erlaßen wuͤrden, ſollte derſelbe ſich dar- auf ohne allen Anſtand obgedachten Reichsgrund- geſetzen gemaͤß entſchließen, ſofort ſothane Ent- ſchließung den evangeliſchen Staͤnden zu wiſſen thun, ſolche auch ungeſaͤumt zum Vollzuge brin- gen, keinesweges aber in Religionsſachen Proceſſe verſtatten, ſondern darunter lediglich den Reichs- grundgeſetzen nachgehen, und daran ſeyn, daß die bisher angebrachten noch unerledigten Religions- beſchwerden des forderſamſten reichsgeſetzmaͤßig ab- gethan wuͤrden (p).” So buͤndig dieſe Stelle gefaßt zu ſeyn ſchien, ſo war doch unter beiden folgenden Regierungen wenig oder gar keine Wirkung davon zu ſpuͤhren. Bey der Wahl Joſephs des II. ward deswegen der Kaiſer Franz in einem churfuͤrſtlichen Collegial- ſchreiben von neuem erſucht, ”die Verfuͤgung zu treffen, daß nicht nur alle Religionsbeſchwerden nach III. (p) Wahlcap. (1742.) Art. 1. §. 11.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/205>, abgerufen am 24.11.2024.