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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
trauen ein gemeinsames Concert zu verabreden sey,
wie die nach Wetzlar abzuordnenden Räthe zu in-
struiren wären etc." -- Daraus wollte man die
Folgerung ziehen, den evangelischen Reichsstän-
den sey es nicht um die Aufnahme des Reichsju-
stitzwesens zu thun gewesen, sondern vielmehr um
noch größere Einschränkung der kaiserlichen Ge-
richtbarkeit, und um Erhaltung solcher Vortheile,
um welche man sich selbst bey dem Westphälischen
Frieden und seither vergeblich bemühet habe. Das
alles sollte dann ohne Zweifel dazu dienen, um
den Leser zum voraus zum Nachtheil der evangeli-
schen Stände einzunehmen, und vielleicht den Ge-
sichtspunct von anderen Gegenständen zu verrücken.
Da ich aber selbst die vollständigen Acten eines be-
trächtlichen Hofes von der ganzen Visitationsge-
schichte gelesen habe, und versichert bin, daß mir
nichts davon zurückgehalten worden; so muß ich
zwar aufrichtig gestehen, daß ich mich nicht ein-
mal erinnern kann, ob ein solches Schreiben von
Carlsruh an den Hof, der doch schwerlich über-
gangen seyn würde, damals würklich ergangen
sey; -- so gering ist wenigstens, wenn es ge-
schehen, dessen Eindruck gewesen. -- Aber das
kann ich auf das zuverläßigste bezeugen, daß je-
ne Gesinnungen und Absichten, von welchen man
jetzt behauptet, daß sie durch sothanes Schreiben
hätten eingeflößet werden sollen, gewiß nicht die
Höfe beseelet haben, denen das jetzt zur Last ge-
legt werden will. Gewiß war nichts als wahrer
Wunsch das Reichsjustitzwesen auf einen so voll-
kommenen Fuß als möglich zu setzen, der diejeni-
gen Reichsstände beseelte, denen die Erhaltung

des

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
trauen ein gemeinſames Concert zu verabreden ſey,
wie die nach Wetzlar abzuordnenden Raͤthe zu in-
ſtruiren waͤren ꝛc.” — Daraus wollte man die
Folgerung ziehen, den evangeliſchen Reichsſtaͤn-
den ſey es nicht um die Aufnahme des Reichsju-
ſtitzweſens zu thun geweſen, ſondern vielmehr um
noch groͤßere Einſchraͤnkung der kaiſerlichen Ge-
richtbarkeit, und um Erhaltung ſolcher Vortheile,
um welche man ſich ſelbſt bey dem Weſtphaͤliſchen
Frieden und ſeither vergeblich bemuͤhet habe. Das
alles ſollte dann ohne Zweifel dazu dienen, um
den Leſer zum voraus zum Nachtheil der evangeli-
ſchen Staͤnde einzunehmen, und vielleicht den Ge-
ſichtspunct von anderen Gegenſtaͤnden zu verruͤcken.
Da ich aber ſelbſt die vollſtaͤndigen Acten eines be-
traͤchtlichen Hofes von der ganzen Viſitationsge-
ſchichte geleſen habe, und verſichert bin, daß mir
nichts davon zuruͤckgehalten worden; ſo muß ich
zwar aufrichtig geſtehen, daß ich mich nicht ein-
mal erinnern kann, ob ein ſolches Schreiben von
Carlsruh an den Hof, der doch ſchwerlich uͤber-
gangen ſeyn wuͤrde, damals wuͤrklich ergangen
ſey; — ſo gering iſt wenigſtens, wenn es ge-
ſchehen, deſſen Eindruck geweſen. — Aber das
kann ich auf das zuverlaͤßigſte bezeugen, daß je-
ne Geſinnungen und Abſichten, von welchen man
jetzt behauptet, daß ſie durch ſothanes Schreiben
haͤtten eingefloͤßet werden ſollen, gewiß nicht die
Hoͤfe beſeelet haben, denen das jetzt zur Laſt ge-
legt werden will. Gewiß war nichts als wahrer
Wunſch das Reichsjuſtitzweſen auf einen ſo voll-
kommenen Fuß als moͤglich zu ſetzen, der diejeni-
gen Reichsſtaͤnde beſeelte, denen die Erhaltung

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[150/0184] XIII. Joſeph II. 1764-1786. trauen ein gemeinſames Concert zu verabreden ſey, wie die nach Wetzlar abzuordnenden Raͤthe zu in- ſtruiren waͤren ꝛc.” — Daraus wollte man die Folgerung ziehen, den evangeliſchen Reichsſtaͤn- den ſey es nicht um die Aufnahme des Reichsju- ſtitzweſens zu thun geweſen, ſondern vielmehr um noch groͤßere Einſchraͤnkung der kaiſerlichen Ge- richtbarkeit, und um Erhaltung ſolcher Vortheile, um welche man ſich ſelbſt bey dem Weſtphaͤliſchen Frieden und ſeither vergeblich bemuͤhet habe. Das alles ſollte dann ohne Zweifel dazu dienen, um den Leſer zum voraus zum Nachtheil der evangeli- ſchen Staͤnde einzunehmen, und vielleicht den Ge- ſichtspunct von anderen Gegenſtaͤnden zu verruͤcken. Da ich aber ſelbſt die vollſtaͤndigen Acten eines be- traͤchtlichen Hofes von der ganzen Viſitationsge- ſchichte geleſen habe, und verſichert bin, daß mir nichts davon zuruͤckgehalten worden; ſo muß ich zwar aufrichtig geſtehen, daß ich mich nicht ein- mal erinnern kann, ob ein ſolches Schreiben von Carlsruh an den Hof, der doch ſchwerlich uͤber- gangen ſeyn wuͤrde, damals wuͤrklich ergangen ſey; — ſo gering iſt wenigſtens, wenn es ge- ſchehen, deſſen Eindruck geweſen. — Aber das kann ich auf das zuverlaͤßigſte bezeugen, daß je- ne Geſinnungen und Abſichten, von welchen man jetzt behauptet, daß ſie durch ſothanes Schreiben haͤtten eingefloͤßet werden ſollen, gewiß nicht die Hoͤfe beſeelet haben, denen das jetzt zur Laſt ge- legt werden will. Gewiß war nichts als wahrer Wunſch das Reichsjuſtitzweſen auf einen ſo voll- kommenen Fuß als moͤglich zu ſetzen, der diejeni- gen Reichsſtaͤnde beſeelte, denen die Erhaltung des

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/184>, abgerufen am 22.11.2024.