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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
gleich der Bischof von Hildesheim dazu gehöret,
auch Reichsstädte nach ausdrücklicher Vorschrift
des Westphälischen Friedens deswegen nicht auf-
hören, für pur evangelisch zu gelten, wenn es
gleich catholische Bürger darin gibt. Nach eben
dieser Analogie rechnete man bisher sowohl die
Rheinischen Prälaten als die Schwäbischen Gra-
fen für pur catholisch, ungeachtet unter beiden et-
liche Augsburgische Confessionsverwandten sind.
Hingegen die Fränkischen und Westphälischen Gra-
fen wurden als pur evangelisch angesehen, ob-
gleich einige catholische Mitglieder darunter waren.


XXIV.

Das Fränkische Grafencollegium hatte von
seiner ersten Entstehung an sich nie anders, als
zum evangelischen Religionstheile gehalten, nie
anders als ein evangelisches Directorium gehabt;
nie andere Collegialbedienten, andere Comitialge-
sandten, als von eben der Religion; nie an ande-
ren als evangelischen Präsentationen zum Cam-
mergerichte Antheil genommen u. s. w. Hatten
nun gleich in der Folge einige Fränkische Grafen
ihre Religion verändert, oder eine und andere
Grafschaft oder Herrschaft einen catholischen Lan-
desherrn bekommen; so blieben doch die Graf-
schaften selbst evangelisch, und in diesem Betrachte
war doch billig nicht bloß auf die Person des Lan-
desherrn, sondern auf das Land selbst zu sehen.
Oder sollten vollends die in neueren Zeiten aufge-
nommenen Personalisten, denen es gänzlich an Be-
sitz von Land und Leuten fehlt, mit in Anschlag
gebracht werden, um das ganze Collegium darum
nun für vermischter Religion gelten zu laßen?


Mit

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
gleich der Biſchof von Hildesheim dazu gehoͤret,
auch Reichsſtaͤdte nach ausdruͤcklicher Vorſchrift
des Weſtphaͤliſchen Friedens deswegen nicht auf-
hoͤren, fuͤr pur evangeliſch zu gelten, wenn es
gleich catholiſche Buͤrger darin gibt. Nach eben
dieſer Analogie rechnete man bisher ſowohl die
Rheiniſchen Praͤlaten als die Schwaͤbiſchen Gra-
fen fuͤr pur catholiſch, ungeachtet unter beiden et-
liche Augsburgiſche Confeſſionsverwandten ſind.
Hingegen die Fraͤnkiſchen und Weſtphaͤliſchen Gra-
fen wurden als pur evangeliſch angeſehen, ob-
gleich einige catholiſche Mitglieder darunter waren.


XXIV.

Das Fraͤnkiſche Grafencollegium hatte von
ſeiner erſten Entſtehung an ſich nie anders, als
zum evangeliſchen Religionstheile gehalten, nie
anders als ein evangeliſches Directorium gehabt;
nie andere Collegialbedienten, andere Comitialge-
ſandten, als von eben der Religion; nie an ande-
ren als evangeliſchen Praͤſentationen zum Cam-
mergerichte Antheil genommen u. ſ. w. Hatten
nun gleich in der Folge einige Fraͤnkiſche Grafen
ihre Religion veraͤndert, oder eine und andere
Grafſchaft oder Herrſchaft einen catholiſchen Lan-
desherrn bekommen; ſo blieben doch die Graf-
ſchaften ſelbſt evangeliſch, und in dieſem Betrachte
war doch billig nicht bloß auf die Perſon des Lan-
desherrn, ſondern auf das Land ſelbſt zu ſehen.
Oder ſollten vollends die in neueren Zeiten aufge-
nommenen Perſonaliſten, denen es gaͤnzlich an Be-
ſitz von Land und Leuten fehlt, mit in Anſchlag
gebracht werden, um das ganze Collegium darum
nun fuͤr vermiſchter Religion gelten zu laßen?


Mit
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[142/0176] XIII. Joſeph II. 1764-1786. gleich der Biſchof von Hildesheim dazu gehoͤret, auch Reichsſtaͤdte nach ausdruͤcklicher Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Friedens deswegen nicht auf- hoͤren, fuͤr pur evangeliſch zu gelten, wenn es gleich catholiſche Buͤrger darin gibt. Nach eben dieſer Analogie rechnete man bisher ſowohl die Rheiniſchen Praͤlaten als die Schwaͤbiſchen Gra- fen fuͤr pur catholiſch, ungeachtet unter beiden et- liche Augsburgiſche Confeſſionsverwandten ſind. Hingegen die Fraͤnkiſchen und Weſtphaͤliſchen Gra- fen wurden als pur evangeliſch angeſehen, ob- gleich einige catholiſche Mitglieder darunter waren. Das Fraͤnkiſche Grafencollegium hatte von ſeiner erſten Entſtehung an ſich nie anders, als zum evangeliſchen Religionstheile gehalten, nie anders als ein evangeliſches Directorium gehabt; nie andere Collegialbedienten, andere Comitialge- ſandten, als von eben der Religion; nie an ande- ren als evangeliſchen Praͤſentationen zum Cam- mergerichte Antheil genommen u. ſ. w. Hatten nun gleich in der Folge einige Fraͤnkiſche Grafen ihre Religion veraͤndert, oder eine und andere Grafſchaft oder Herrſchaft einen catholiſchen Lan- desherrn bekommen; ſo blieben doch die Graf- ſchaften ſelbſt evangeliſch, und in dieſem Betrachte war doch billig nicht bloß auf die Perſon des Lan- desherrn, ſondern auf das Land ſelbſt zu ſehen. Oder ſollten vollends die in neueren Zeiten aufge- nommenen Perſonaliſten, denen es gaͤnzlich an Be- ſitz von Land und Leuten fehlt, mit in Anſchlag gebracht werden, um das ganze Collegium darum nun fuͤr vermiſchter Religion gelten zu laßen? Mit

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/176>, abgerufen am 24.11.2024.